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Die Rückkehr (German Edition)

Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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konnte seinen Sinnen nicht trauen, und deshalb fühlte er sich sogar noch verlorener als zuvor.
    Er befreite sich von ihrem Griff, aber die packte sein Handgelenk, als er an ihr vorbeigehen wollte.
    Als ihre Augen in seine hineinbrannten, sah er kurz eine schummrige, schmutzige Öffnung und einen zerbröselten Teppich aus grau und schwarz. Asche. In der Vision erwachte ein winziger roter Punkt unter der Asche zum Leben, dann leuchteten orangerote Funken auf.
    Er taumelte gegen das Geländer, als die Halluzination über ihn kam. Eloises Griff war wie flüssiges Eisen und ein elektrischer Hitzestrahl fuhr seinen Arm hinauf. Die Halluzination weitete sich aus, die Glut entflammte und er sah Bilder nackter Körper in den flackernden roten, gelben, weißen und blauen Bändern.
    Die Hölle ... die Höllenpforte...
    Aber er glaubte nicht an die Hölle. Diese Illusion gehörte jemand anderem, es war eine Geschichte vom Fegefeuer bei einer Erweckungsveranstaltung in einem Zelt. Oder ein schlechter Horrorfilm. Doch die Wärme umfloss seine Brust und sein Herz begann auszusetzen. Er griff nach dem versengenden Band um sein Handgelenk, in seinem Kopf dröhnte mehr als der vom Alkohol verursachte Kater.
    Die Vision dehnte sich aus, bis er die faden weißen Wände des Treppenhauses nicht mehr sehen konnte. Er war von Dunkelheit umgeben, und das versengende Band war nun ein Lasso, das ihn in die aufgewühlte Grube brennender menschlicher Gestalten zog. Das Knistern der Flammen war wie ein sanftes, zischendes Flüstern, das ihn fast schon verführerisch einlullte.
    Tanz mit uns, Digger... bleib und spiel...
    »Nein«, sagte er, Widerstand gegen das Lasso leistend. »Ich sehe das nicht.«
    Und plötzlich schnappten seine Augen auf und er stand auf der Treppe, hielt sich am Geländer fest und schwankte leicht. Eloise Lanier stand ein paar Stufen über ihm mit aus Besorgnis gerunzelter Stirn.
    »Geht es Ihnen gut, Mr. Wilson?«, fragte sie.
    Wayne blickte sich um und langte sich auf den Kopf. Sein Hut fehlte. »Ich bin nur ein wenig ... spät dran.«
    »Ich habe gehört, dass sie unpässlich waren.« Sie bedachte ihn mit einem freundlichen Lächeln des Mitgefühls.
    Er blickte über das Geländer. Sein schwarzer Zylinder lag auf dem Treppenabsatz im Erdgeschoss, die Krempe war vom Aufprall eingedrückt. Als er seine Aufmerksamkeit wieder Eloise zuwendete, kam sie eine Stufe hinunter. Er zwang sich dazu, nicht zurück zu weichen. Das hier war nicht die Verkörperung des Bösen.
    Laut der Biografie, die sie für das Programmheft der Konferenz geschickt hatte, war Eloise Bibliothekarin in einer Stadtbücherei und hielt sich selbst für ein übersinnliches Medium. Wahrscheinlich buk sie Plätzchen für ihre Enkelkinder. Wenn er dafür Anerkennung zollte, dass sie eine Vision in ihm heraufbeschwört hatte, würde sie wahrscheinlich ihren Job kündigen und anfangen, sich in schwarze Umhänge und Eulenfedern zu kleiden
    Es war einfacher anzunehmen, dass er einen verzögerten Anfall von Delirium tremens gehabt hatte, die wissenschaftliche Bezeichnung dafür, dass man sich schüttelt, bis man nüchtern ist.
    »Ich habe meinen Hut fallen lassen«, sagte er.
    »Gut, dass ihr Kopf nicht drin steckte.« Ihr Lächeln blieb wie eingefroren auf ihrem Gesicht.
    Waynes Walkie-Talkie knisterte und er zuckte bei dem Geräusch zusammen. »Digger, bitte kommen«, ertönte Burtons Stimme. »Wo steckst du?«
    »Bin auf dem Weg.« Er schob sich an Eloise vorbei, wobei er halb erwartete, dass sie ihn stolpern lassen würde. Er war fast oben angelangt, als sie flüsterte: »Bis später, Digger.«
    Von oben blickte er hinunter und musste feststellen, dass sein Hut verschwunden war. Kindergelächter hallte die Treppe hoch.
    Ich werde mit dieser verdammten Direktorin sprechen müssen. Aber eins nach dem anderen.
    Die nächtlichen Touren anlaufen lassen, Kendra finden und aus diesem Hotel verschwinden, bevor mein Hirn in seinem eigenen Saft schmort.

 
     
     
    Kapitel 39
     
    » Cody?« Kendra ließ den Strahl der Taschenlampe an Rochester vorbei in die Tiefen des Dachbodens gleiten. Cody war genau hinter ihr gewesen. Wie hatte er einfach verschwinden können?
    Rochester lachte. »Was, willst du noch mehr ›Schmatz, Schmatz‹ spielen?«
    Sie leuchtete mit der Taschenlampe in sein Gesicht. Er blinzelte nicht und seine dunklen Augen schienen das Licht aufzusaugen. »Das geht dich nichts an, du kleine rattengesichtige Kröte.«
    Rochester verzog den Mund. »Sag das

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