Die Rückkehr (German Edition)
nicht zu mir.«
»Du bist wie eine Ratte – schleichst dich im Dunkeln herum und stinkst.« Die Worte waren lauter, als sie beabsichtigt hatte, aber sie hatte Angst und wollte nicht, dass der Bengel es bemerkte. Sie zwang ihre Hand dazu, den Strahl ruhig auf sein höckeriges, spitzes Gesicht zu halten.
»Nimm es zurück«, sagte er.
Sie blickte umher, aber alles, was sie sah, waren dunkle Schatten. Warum antwortete Cody nicht? Wo waren Bruce und die anderen Kinder?
»Warum spielt ihr diese Spielchen?«, sagte sie, dann zielte sie mit dem Strahl der Taschenlampe hinter Rochester. »Oh, verstehe. Bruce, du bist so ein Idiot.«
Rochester fiel darauf herein und drehte sich um, und sie sah eine dunkle Einbuchtung im Fleisch seines Halses. Es war eine durchgehende Linie, um die herum sich fleckige Haut befand. So, als ob...
Nein. Er konnte sich nicht erhängt haben, denn dann wäre er tot. Genau wie Bruce. Und ich will nicht, dass sie tot sind.
Weil ich dann den ganzen Scheiß glauben müsste.
Vielleicht wusste Cody Bescheid und benutzte sie als Köder in irgendeinem bizarren Forschungsprojekt. Er konnte seine Aufnahmegeräte, Detektoren und anderen Geräte früher aufgestellt haben, um dann zu versuchen, ihr Angst einzujagen, damit er ihre Körpertemperatur, ihren Puls, ihre elektromagnetische Energie und ihre Schreie messen konnte.
Vielleicht war sogar der Kuss ein Teil der Sache gewesen, damit sie unachtsam und empfänglicher für seine Suggestionen von Dämonen werden würde.
Nun ergab es einen Sinn. Bruce schnappte sich ihren Block und brachte sie dazu, ihn zu verfolgen. Cody begleitete sie praktischerweise auf den Dachboden und konnte ihr Geistergeschichten einflößen–
Herrgott, meine erste große Liebe auf ein Arschloch verschwendet.
Die Zukunft des Horrors. Wenn so die Zukunft aussieht, dann wähle ich lieber den Friedhofsschlaf mit Emily Dee. Ich werde als Jungfrau sterben, und je früher, desto besser.
Sie musste zugeben, dass das Make-up von Rochester ziemlich überzeugend war. Er drehte sich wieder um, um sie anzublicken, und sie konnte die dunklen Hautfalten unter seinen Augen und die blassen Wangen studieren. Sogar seine exzentrische viktorianische Aufmachung mutete wie ein Theaterkostüm an.
Der Bengel war ein ziemlich guter Schauspieler, aber zehn Jahre alte Jungs hatten schon jede Menge Gruseligkeit in sich, und man brauchte wahrscheinlich nicht viel, um sie zum Vorschein zu bringen. So etwa 50 Dollar und die Aussicht auf gutes Amüsement. Oder eine Danksagung auf der Homepage der Zukunft des Horrors.
Sie streckte ihre Hände aus in der Absicht, ihn zurück in die flauschigen Papierfetzen zu schubsen, die zur Isolierung dienten. Mit etwas Glück würde er eine empfindliche Stelle der Decke erwischen und in den zweiten Stock hinunterfallen. Die Taschenlampe neigte sich mit ihrer Bewegung und sie verlor das Gleichgewicht. Sie versuchte, nach seinem Hemd zu greifen, aber da war nichts und sie packte Luft, während sie fiel.
»Cody!« Der Schrei war eine Mischung aus Wut und Furcht, denn nun war sie diejenige, die in Richtung der Isolierung fiel.
Der Dachboden war ein kaleidoskopischer Wirbel aus Staub, braunen Dachsparren und weißen, mit Plastik ummantelten Kabeln, während sie fiel. Kurz bevor sie aufprallte, sah sie, wie Dorrie hinter dem Kamin hervorspähte. Dann war sie am Ersticken in dem zerfetzten Papier, die Taschenlampe verloren.
Etwas knackste unter ihr, und sie stellte sich die Gipsdecke und ihre uralten Risse vor. Wenn sie herumstrampelte, würde die Decke vielleicht nachgeben. Wahrscheinlich würde sie es überleben, aber es würde keinen Spaß machen, und von einem Krankenhausbett aus konnte man sich schlecht rächen.
Sie hustete, ihr Hals wurde durch den dicken Staub gekitzelt. »Cody, du Arsch.«
»Hier drüben.« Seine Stimme klang angespannt und wie aus weiter Ferne. Wie war er ans andere Ende des Dachbodens gelangt, wie hatte er seinen Weg im Dunklen durch das Gewirr aus Trägerpfosten und Kabeln gefunden?
Irgendwo zu ihrer Linken nahm sie den schwachen Schein der Taschenlampe war, so als ob sie halb begraben wäre. Kendra hatte das Gefühl zu schwimmen, als sie Halt suchte, und für eine schreckliche Sekunde stellte sie sich vor, dass sie sich in einem dunklen Sumpf dicker Flüssigkeit befand, der sie hinunterziehen würde in ... in was?
Das Hotel.
Das Hotel wird dich hinunterziehen und ertränken und für immer deine Knochen in sich behalten und niemand wird
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