Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Spieluhr zu öffnen. Wie von einem Magneten angezogen, sprang der Krake aus ihrer Hand und in die Uhr hinein. Sheila war so erstaunt, dass sie ins Taumeln geriet. Beinahe wäre sie gestürzt. Im letzten Augenblick gelang es ihr, sich an der Wand festzuhalten. Dann begann sie den Abstieg.
Als sie unten ankam und sich umdrehte, sah sie, dass Irden und Mario erstarrt waren. Die Zeit stand still!
Irden lächelte. Mario hatte den Kopf gehoben und runzelte die Stirn, so als schaute er skeptisch zu, wie Sheila die Wand hochkletterte.
Als Sheila zum See blickte, merkte sie, dass auch das Blubbern aufgehört hatte. Die Blasen waren auf der Wasseroberfläche erstarrt und sahen aus wie Glaskugeln. Es war totenstill in der Höhle geworden.
Es kam Sheila vor, als wäre sie das einzige Lebewesen überhaupt. Sie erschauderte und zog die Schultern hoch. Sie kam sich so einsam vor wie noch nie in ihrem Leben. Zögernd trat sie neben Mario und berührte ihn mit der Spieluhr.
Hoffentlich stimmte es, was Irden gesagt hatte!
Und tatsächlich: Die Spieluhr löste den Bann. Marios Stirn glättete sich, er lachte sie an.
»Sheila! Du hast es geschafft!«
»Ja, Mario.« Sie deutete auf die Spieluhr. »Es ist hier drin – das Herz. Es sieht aus wie ein weißer Krake … Und …« Sie überlegte, wie sie ausdrücken sollte, was passiert war, als sie das Herz berührt hatte. »Es ist intelligent. Ich glaube, es weiß genau, was wir vorhaben.«
Mario nickte. »Komm, lass uns gehen.«
Sie umrundeten den See, stiegen die Treppe hinauf und gingen den Weg zum Strand zurück. Keiner von ihnen sprach unterwegs, so als trauten sie sich nicht, die Stille ringsum zu stören.
Endlich erreichten sie das Meer. Es sah aus wie eine erstarrte Glasfläche. Als Mario seinen Fuß ausstreckte, konnte er auf dem Wasser stehen. Erschrocken wechselte er mit Sheila einen Blick.
»Es geht nicht!«
Sheila versuchte es ebenfalls. Ihr Fuß sank ein. Das Wasser fühlte sich ganz normal an.
»Es liegt wohl daran, dass ich das Herz trage«, murmelte sie.
Mario fasste Sheila am Arm. Da gab das Wasser auch unter ihm nach, er verlor das Gleichgewicht, kippte nach vorne und riss Sheila mit. Noch während sie versanken, verwandelten sie sich in Delfine.
Auch unter Wasser stand die Zeit still. Die Fische ringsum verharrten reglos, als wären sie eingefroren. Die Anemonen sahen aus, als wären sie aus Stein gemeißelt. Nur dort, wo Mario und Sheila schwammen, entstand für ein paar Sekunden eine leichte Bewegung, dann wurde alles wieder starr.
Sheila hätte den Weg zum Weltentor nicht mehr gewusst, aber Mario fand ihn ohne Probleme. Sie schwammen an den bunten Muschelstädten vorbei. Und auch dort war alles erstarrt. Jetzt sah Sheila deutlich die Spuren der beginnenden Zerstörung.
»Oh Mario, diese wunderbaren Häuser – sie gehen alle kaputt!«
»Nicht nur das«, antwortete Mario. »Das Wasser wird wärmer.Irden zaubert gegen die Temperaturerhöhung an, aber inzwischen ist er an seine Grenzen gestoßen. Wenn wir nicht herausfinden, was die Ursache ist, wird Talana nach und nach zerstört werden. Dann gibt es kein Paradies mehr.«
Schweigend schwammen sie weiter, bis vor ihnen ein Farbnebel auftauchte. Sie hatten das Weltentor erreicht.
10. Kapitel
Der Überfall
Ricardo musste sich erst wieder daran gewöhnen, ein Delfin zu sein. Schon früher hatte er sich nicht gern verwandelt. Deswegen hatte er es auch vorgezogen, Zaidon als Spion an Land zu dienen.
Die ungewohnten Sinneseindrücke unter Wasser machten Ricardo fast verrückt. Dass er die Form und Beschaffenheit der Welt um ihn herum hören konnte, empfand er als Lärmbelästigung. Ständig hatte er das Gefühl, sich die Ohren zuhalten zu müssen. Was natürlich nicht ging, denn er hatte nur Flossen – und das Sonar war ja auch kein richtiges Ohr. Er benutzte es automatisch und wusste einfach nicht, wie er es ignorieren konnte.
Allmählich begann er, seinen Auftrag zu hassen. Das war nichts für ihn. Aber er hatte geschworen, Zaidon zu gehorchen, und er würde diese Aufgabe zu Ende führen. Und dann würde er hoffentlich die Belohnung bekommen, die ihm zustand.
Doch jetzt musste er erst einmal das Weltentor finden …
Er hatte die Wegbeschreibung, die er von Zaidon bekommen hatte, genau im Kopf. Der Weg war weit und Ricardo machte sich unterwegs so seine Gedanken. Gab es dieses Tor zwischen den Welten überhaupt noch? Er hatte Gerüchte gehört, dass es inzwischen für immer geschlossen sein
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