Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
rechte Flanke, während Sheila halb von unten kam und den Bauch des Delfins rammte. Der Fremde setzte zum Gegenangriff an, aber Sheila wich ihm geschickt aus, während Mario ihn weiter attackierte. Der Delfin hielt die Spieluhr krampfhaft im Maul fest, als wäre er damit verwachsen.
Das schaffen wir nie, dachte Sheila verzweifelt. Ihre Panik wurdeimmer größer. Statt nach Atlantis zu reisen und ihren Auftrag zu erfüllen, hatten sie das Herz der Vergangenheit an jemanden verloren, der Zaidon wieder zum Leben erwecken wollte. Sie durften nicht zulassen, dass ihr Gegenspieler sein Ziel erreichte!
Plötzlich sah sie einen dunklen Schatten hinter dem Wal hervorkommen. Zuerst dachte Sheila, dass ihr Feind nun auch noch Verstärkung bekam, doch dann erkannte sie den Fisch.
»Spy!«
Spy hatte sie im Sommer auf ihren Abenteuern begleitet. Er war kein gewöhnlicher Fisch, sondern durch Magie künstlich verändert worden: Auf dem Kopf trug er eine Antenne und seine Augen sahen aus wie Kameralinsen aus Glas. Er war ungefähr einen Meter groß und sein grauer, rot gepunkteter Leib hatte die Form eines Zeppelins. Auffällig waren die orangefarbenen Flossen.
Anfangs war Spy eingesetzt worden, um Mario und Sheila zu überwachen, aber mit der Zeit war er ihnen ein guter Freund geworden.
Sheila starrte Spy an, als wäre er ein Geist. Und er starrte ebenso überrascht zurück.
»Sheila? Ich fass es nicht. Wo kommst du her? Träume ich? Du bist doch mit Mario im Wal … Gibt es euch jetzt doppelt?«
Auch der fremde Delfin war durch Spys Auftauchen einen Moment lang abgelenkt. Mario nutzte die Chance und rammte ihn am Kopf. Diesmal hatte er Erfolg. Die Spieluhr glitt dem fremden Delfin aus dem Maul.
Spy schoss geistesgegenwärtig vor und fing die Spieluhr auf. Bevor es der Fremde verhindern konnte, hatte Spy die Uhr verschluckt. Seine Augen blinkten triumphierend.
»Wenn zwei sich streiten, freut sich der … Aua!«
Der fremde Delfin hatte Spy hart in die Seite gestoßen. Spy wirbelte herum und versetzte dem Delfin einen Schlag mit seiner orangefarbenen Flosse. Der Delfin zuckte zurück. Sheila vermutete, dass Spy ihm einen leichten Elektroschock versetzt hatte – technisch aufgerüstet, wie Spy war. Als sich Spy umdrehte, sah Sheila, dass der Fisch etwas Glänzendes um seinen Leib gewickelt hatte. Sie erkannte den goldenen Gürtel, der Irden gehörte. Ach ja, den hatte Spy ja eine Weile aufbewahrt …
Der Delfin hielt respektvoll Abstand von Spy – wohl aus Angst, dass er sich einen weiteren elektrischen Schlag einhandelte. »Gib her, was du verschluckt hast!«, forderte er laut.
»Hach, da könnte ja jeder kommen«, gab Spy zurück. »Wer bist du überhaupt? Ich hab dich noch nie zuvor gesehen. Du bist bestimmt kein Freund von Mario und Sheila. Und dann bist du auch nicht mein Freund!«
»Richtig, Spy«, stimmte Mario ihm zu. »Die Spieluhr gehört Sheila – und sie ist enorm wichtig.«
»Die Spieluhr gehört mir«, widersprach der fremde Delfin. »Sheila hat sie gestohlen.«
Spy blickte von einem zum anderen. Seine dicken Linsenaugen glänzten. »Du kannst mir viel erzählen«, sagte er dann zu dem Fremden. »Wenn du die Spieluhr haben willst, dann musst du mir schon den Bauch aufschneiden!«
»Vielleicht tue ich das ja«, knurrte der Delfin. Plötzlich wuchsen Arme aus seinen Flossen und Sheila sah voller Überraschung, wie sich der Delfin in einen Mann verwandelte. Er trug Shortsund ein buntes Hemd. Mit einem Mal hatte er ein blitzendes Messer in der Hand.
Sheila schrie erschrocken auf.
Ricardo merkte sofort, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte nicht bedacht, dass er als Mensch nicht so lange die Luft anhalten konnte wie ein Delfin. In zwei, höchstens drei Minuten musste er spätestens an die Oberfläche schwimmen, um Atem zu holen.
Aber er war einfach zu verwirrt gewesen, als dieser komische Fisch aufgetaucht war, der noch dazu mit menschlicher Stimme sprechen konnte. Und dann hatte der unverschämte Kerl doch tatsächlich die wertvolle Spieluhr verschluckt!
Jetzt galt es, schnell zu handeln. Jede Sekunde war kostbar. Und er durfte keine Zeit verplempern, indem er zögerte oder falsches Mitleid mit dem Fisch hatte. Es war ein ganz gewöhnlicher Fisch, wie es Tausende im Meer gab, und aus irgendeinem Grund hatte ein Witzbold ihn technisch aufgerüstet.
Ricardo holte mit dem Messer aus. Gerade als er zustechen wollte, spürte er einen heftigen Schmerz an seiner Wade. Einer der Delfine hatte
Weitere Kostenlose Bücher