Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
zugebissen!
Es tat so weh, dass er das Messer losließ. Er schrie auf und bekam Wasser in den Mund. Hustend hatte er nur noch den einzigen Gedanken, so schnell wie möglich an die Wasseroberfläche zu gelangen. Die Luft ging ihm aus. Er machte heftige Armbewegungen und begann aufzusteigen, aber schon nach wenigen Metern wurde ihm unglaublich schwindelig. Um ihn herum fing alles sich zu drehen an. Weißes Licht blitzte auf –und es war, als würde er rückwärts durch einen Tunnel gezogen.
War das die Taucherkrankheit? War er zu schnell aufgetaucht? Wenn sich Stickstoffblasen in seinem Blut gebildet hatten, konnte das tödlich sein.
Ricardo bekam Angst. Er fürchtete um sein Leben. Wie dumm war er gewesen, alles aufs Spiel zu setzen, nur um Zaidon zu retten. Man sollte Tote nicht ins Leben zurückholen – das war Frevel.
Sheila hatte ganz instinktiv gehandelt. Sie musste Spy vor dem Messer schützen. Und da hatte sie dem Mann eben mit aller Kraft ins Bein gebissen.
Der Fremde ließ das Messer sofort los und Spy war außer Gefahr. Dann hatte der Mann versucht aufzutauchen. Aber der weiße Krake war um ihn herumgewirbelt und wieder war die helle Lichtscheibe entstanden. Sheila hatte voller Verblüffung beobachtet, wie der Mann vor ihren Augen verschwand. Er schien sich einfach in Luft aufzulösen.
»Hast du das auch gesehen?«, fragte Mario ungläubig. »Er ist weg! Wie kann das sein?«
Jetzt schaltete sich Spy ein. »Könnte mich bitte mal jemand aufklären, was hier gerade passiert?« Er blinkte nervös mit den Augen. »Ich bin ja von euch schon allerhand gewohnt, aber das wird momentan alles ein bisschen viel für mich. Warum seid ihr im Wal und gleichzeitig hier? Wer war dieser Typ mit dem Messer? Und – verflixt noch mal, was ist das für ein merkwürdiges weißes Ding , das hier ständig um mich herumschwimmt? Das macht mich noch ganz verrückt!«
Der weiße Krake glitt jetzt mit ruhigen Bewegungen auf Sheila zu. Sheila sah, dass ein Fangarm noch immer das Amulett hielt, das sie verloren hatte. Während er sie umkreiste, hörte sie eine seltsame Stimme in ihrem Kopf.
Ich habe ihn in die Gegenwart zurückgeschickt.
»Wen meinst du?«, fragte Sheila nach. »Unseren Verfolger?«
Ja.
Das »Ja« kam ganz selbstverständlich, so als hätte der Krake nie einen Zweifel gehabt, auf wessen Seite er stand. Und Sheila begriff, dass sich das Herz der Vergangenheit nicht von jedem verwenden ließ. Es hatte eine Persönlichkeit und war fähig zu eigenen Handlungen. Deswegen überraschte es Sheila auch kaum, als der Krake um sie herumschwamm und ihr das Amulett anlegte. Er war mit seinen Fangarmen unglaublich geschickt und fügte sogar die beiden Glieder zusammen, die beim Überfall auseinandergerissen worden waren. Sheila hielt still und spürte wieder die starke Verbundenheit zwischen sich und dem Kraken. Es war beinahe so wie im Tempel der Zeit.
Inzwischen versuchte Mario, Spy zu erklären, was geschehen war. Spy hatte große Probleme damit, sich vorzustellen, dass Mario und Sheila praktisch aus der Zukunft gekommen waren.
»Na gut, wenn ihr sagt, dass es so ist, dann wird es wohl stimmen«, murmelte er schließlich. »Mein Kopf wird ganz wirr, wenn ich darüber nachdenke. Hauptsache, der doofe Kerl ist weg! – Was habt ihr jetzt vor? Wollt ihr in den Wal gehen und euren Doppelgängern die Hand schütteln?«
»Auf keinen Fall. Und du darfst unseren zwei Doppelgängern auch nichts von uns erzählen. Sonst entwickelt sich alles anders«,sagte Mario. »Wir sind nur versehentlich hier gelandet, weil wir überfallen worden sind. Unser Verfolger hat das Ziel bestimmt, weil er Zaidon retten wollte. Sheila und ich wollten eigentlich weiter in die Vergangenheit reisen, nach Atlantis.«
»Nach Atlantis?«, fragte Spy verwundert. »Was wollt ihr denn in Atlantis?«
Mario zögerte. »Wir müssen etwas erledigen. Es ist zu kompliziert, es dir zu erklären.«
Jetzt war Spy beleidigt. »Zu kompliziert«, wiederholte er. »Ihr haltet mich wohl für ein bisschen doof. Das ist gemein. Ich dachte, ich bin euer Freund. Und jetzt habt ihr Geheimnisse und wollt mir nichts davon erzählen.«
Mario warf Sheila einen Blick zu. »Okay, okay, Spy, reg dich ab. Ich hab gedacht, es ist nicht so wichtig für dich, weil wir ja gleich wieder weg sind. Aber wenn du unbedingt darauf bestehst …«
Während er Spy die Sache erklärte, kam Sheila plötzlich eine Idee. Spy war immer so ein guter Gefährte gewesen. In gefährlichen
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