Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
auch kein gewöhnlicher Delfin! Es musste ein anderes Wesen sein.
Das Meer war ganz ruhig geworden. Auch der Wind schien zu schweigen. Es war, als hielte die Welt den Atem an.
Der Delfin richtete sich senkrecht auf und verwandelte sich in einen Mann mit einem Umhang. Als er ans Ufer kam, sah Fenolf, dass auch sein Körper eine bläulich leuchtende Aura hatte, die aber mit jedem Schritt schwächer wurde und schließlich verschwand. Der Fremde trug einen goldenen Gürtel, der im Sternenlicht funkelte. Fenolf stand auf und sah dem Ankömmling gespannt entgegen. Der Mann kam direkt auf Fenolf zu.
»Seid gegrüßt«, sagte der Fremde. »Ich wusste, dass Ihr hier auf mich warten würdet.«
»Ihr müsst mich verwechseln«, meinte Fenolf. »Ich kenne Euch doch gar nicht.«
Der Fremde streckte die Hand aus und darauf erschien ein Licht. Jetzt konnte Fenolf auch das Gesicht des anderen erkennen. Es war jung, aber voller Weisheit und Güte.
»Ihr seid … ein Zauberer«, sagte Fenolf beeindruckt.
»Ja«, antwortete der Mann. »Ich bin Irden, der Steinhüter. Meine Heimat ist die magische Wasserwelt Talana. Dort ist es meine Aufgabe, über die Steine zu wachen und dafür zu sorgen, dass die Harmonie Talanas gewahrt bleibt.«
»Dann gibt es das Paradies also doch«, sagte Fenolf. »Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich daran glauben soll.«
»Weil Zaidon die Alten und Kranken niemals dorthin bringen lässt?«, erwiderte Irden sofort.
»Das wisst Ihr?«, fragte Fenolf überrascht.
»Ich bin schon eine Weile unterwegs und habe viele Dinge gesehen, die mir nicht gefallen«, sagte Irden. »Zaidon hat etlichen Menschen die Gabe verliehen, sich in Delfine zu verwandeln. Mithilfe des Weltensteins, den er mir gestohlen hat. Zaidon war vor vielen Jahren mein Gehilfe. Doch eines Tages ist er verschwunden. Er hat die Magie in diese Welt gebracht, ohne zu berücksichtigen, welchen Schaden er damit anrichtet. Es geht Zaidon nur um Reichtum und Macht. Er hat Atlantis nicht für andere geschaffen, sondern nur für sich selbst.«
Fenolf biss die Zähne zusammen. Genau diesen Gedanken hatte er auch schon gehabt. Aber es war etwas anderes, ihn aus dem Mund eines Magiers zu hören.
»Er richtet so viel Unheil an«, sagte Irden. »Das große Elend in der Unterstadt. Seine Lügen und falschen Versprechungen. Die Veränderungen, die er mit dem Weltenstein vornimmt. Ich werde dem Ganzen ein Ende machen. Und es ist Eure Bestimmung, mir dabei zu helfen.«
Fenolf runzelte die Stirn. Eigentlich glaubte er nicht an das Schicksal und dass manche Dinge im Leben vorbestimmt waren.
Irden schien seine Skepsis zu spüren. »Doch, Ihr seid es. Ich habe vor vierzehn Tagen einen Zauber ausgesprochen, damit heute an dieser Stelle ein Mann stehen wird, der mir Zugang zum Palast verschafft.«
»Ihr habt mich verhext?«, fragte Fenolf empört.
»Nein«, sagte Irden. »Ich habe das Schicksal lediglich gebeten, die Schritte eines Mannes hierher zu lenken, der mir bei meiner großen Aufgabe behilflich sein kann. Verzeiht mir, dass es ausgerechnet Euch getroffen hat, aber anscheinend seid Ihr die geeignete Person.«
Fenolf schwieg und dachte nach. Inzwischen war aus seiner Kritik an Zaidons Herrschaft richtiger Hass auf den Fürsten geworden. Trotzdem erschreckte ihn die Vorstellung, dass er zu Zaidons Untergang beitragen sollte.
»Ich kann verstehen, dass Euch die Sache nicht sonderlich begeistert«, sagte Irden. »Aber die Zukunft zweier Welten hängt davon ab. Sie dürfen sich nicht weiter vermischen. Zaidon ist oft zwischen Talana und dieser Welt hin- und hergewechselt – heimlich, um sich Informationen und magisches Material für seine dunklen Machenschaften zu besorgen. Doch das Tor ist jetzt geschlossen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht nach Talana zurückkehren.«
Irden deutete auf den goldenen Gürtel an seiner Hüfte. »Seht die leeren Fassungen. Darin befanden sich sieben magische Steine. Zusammen bildeten sie den Schlüssel zum Weltentor. Die Steine ruhen jetzt gut versteckt in den sieben Weltmeeren.« Irden machte eine kurze Pause. »Ich musste das Tor aus Sicherheitsgründen schließen. Das, was hier geschehen wird, darf sich nicht auf Talana auswirken. Ich werde den Weltenstein zerstören müssen, um Zaidons Macht zu brechen – und vermutlich werde ich dabei sterben.«
Fenolf atmete tief. Das Tor zu Talana. Der Weltenstein. Zaidons Untergang. Fenolf hatte sich nie danach gesehnt, ein Held zu werden oder für große
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