Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Mann. Leute wie du heiraten nicht unter ihrem Stand. Das kann ich absolut verstehen. Aber was ich nicht ertrage, ist, dass du mich angelogen hast.«
»Ich habe dich nicht angelogen«, verteidigte sich Fenolf. »Ich werde nicht heiraten. Ich habe nur so getan, als würde ich darauf eingehen, weil ich Zeit gewinnen wollte. Gestern ist es mir gelungen, ein Schiff ausfindig zu machen, das uns aus Atlantis wegbringen wird.« Er stand auf und wollte Anjala an den Schultern berühren, doch sie wich vor ihm zurück. »Das Schiff läuft in einer Woche aus. Und dann beginnen wir woanders ein neues Leben.«
»Ich glaube dir kein Wort!«
»Aber es stimmt!«, sagte Fenolf. »Ich habe das Geld für die Passage schon bezahlt. Der Kapitän fährt in den Süden, in ein fruchtbares Land. Dort leben Menschen mit brauner Haut …«
»Spar dir deine Geschichten.« Anjalas Augen waren ganz schmal. »Wenn deine Hochzeit angeblich nur ein Vorwand ist, warum hast du mir nichts davon gesagt? Warum musste ich es von Shaka hören?« Sie presste die Hände vors Gesicht und begann zu weinen.
Fenolf wollte sie umarmen, doch sie entzog sich ihm.
»Diese Frau interessiert mich überhaupt nicht!«, beteuerte Fenolf. »Glaub mir doch!«
»Sehr schade, dass ich nicht auch noch das Hochzeitsgewand für deine Braut weben muss«, sagte Anjala. »Das für Melusa ist übrigens fertig.« Sie ging in den Nebenraum und brachte das zusammengefaltete Kleid. Es glänzte im Schein der Öllampen wie reines Gold. »Zum Glück habe ich Kinder aus der Nachbarschaftgefunden, die für mich die Muscheln aus dem Meer geholt haben, sodass ich weiterarbeiten konnte.«
Sie drückte Fenolf das Kleid in die Hand. »Hier. Damit ist mein Auftrag erfüllt. Du kannst das Hochzeitsgewand deinem Herrn bringen. Das Einzige, was ich jetzt noch von dir erwarte, ist mein Lohn. Und dass du mir sagst, wo ich meine Tochter finden kann.«
Fenolf fasste sie am Arm. »Nimm doch Vernunft an, Anjala.«
»Ich bin vernünftig«, sagte Anjala. »Sehr sogar. Meine Unvernunft hat mich dazu gebracht, dich zu lieben. Aber das ist jetzt vorbei.«
Er konnte es nicht fassen, was sie zu ihm sagte. Es war wie ein Schlag in die Magengrube. »Anjala! Sag, dass das nicht wahr ist.«
Sie sah ihn an. Diesmal waren ihre Augen nicht mehr kalt, sondern nur traurig. »Ich liebe dich nicht mehr, Fenolf«, flüsterte sie. »Und nun geh! Bitte!«
Fenolf war so verstört, dass er nicht auf den Weg achtete und an einer anderen Stelle als sonst die Unterstadt verließ. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er war.
Vor ihm lag das Meer in der Abenddämmerung. Ein paar Seevögel flogen krächzend über seinen Kopf.
Fenolf drehte sich im Kreis und versuchte, sich zu orientieren. Ganz in der Ferne erkannte er die Silhouette von Zaidons Palast. Anscheinend befand er sich an der Südspitze der Stadt. Bis zum Palast war es ein mindestens drei Meilen langer Fußweg. Fenolf seufzte.
Er setzte sich auf die Steine und betrachtete das Meer. Himmel und Wellen wurden immer dunkler. Es tat ihm so leid, dass er Anjala enttäuscht hatte. Dabei wollte er diese andere Frau wirklich nicht heiraten.
Im Palast würde man ihn jetzt sicherlich vermissen. Zaidon hatte angekündigt, dass Fenolf an diesem Abend seine Braut kennenlernen sollte: Nila. Sie sei gerade siebzehn geworden und schön wie der Himmel.
Aber Fenolf hatte nicht das geringste Interesse an Nila. Die Vorstellung, in den Palast zurückkehren zu müssen, war unerträglich. Er konnte die aufgesetzte Fröhlichkeit angesichts des kommenden Hochzeitsfestes nicht mehr ertragen. Immer größer und gigantischer sollte dieses Fest werden. Zaidon hatte ständig neue Ideen, wie er sich feiern lassen konnte. Sein Größenwahn nahm von Tag zu Tag zu.
Ich hasse ihn!
Wütend schlug Fenolf mit der Faust auf einen großen Stein.
Dann fühlte er sich erschöpft und legte sich auf den Rücken. Am Himmel waren die ersten Sterne zu sehen. Fenolf musste an die Nächte denken, in denen er zusammen mit Anjala die Sterne betrachtet hatte. Er spürte ein Brennen in der Brust. Er wollte Anjala nicht verlieren!
Als er so dalag, vernahm er auf einmal ein Plätschern. Er setzte sich auf und blickte aufs Meer. Im Wasser, schon dicht am Ufer, erschien ein blaues Licht, das geheimnisvoll schimmerte. Fenolf stand neugierig auf. Was war das?
Er erkannte einen großen Delfin. Ein geheimnisvolles Leuchten ging von ihm aus. So etwas hatte Fenolf noch nie gesehen. Daswar kein Meereswandler und
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