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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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aus der Küche.
    "Es wird alles gut", flüsterte er sanft in mein Ohr. "Alles wird gut."
    Ich nickte unmerklich.
    "Schlaf jetzt ein bisschen. In Ordnung?"
    "Und was machst du?"
    "Ich werde mich ein wenig mit deiner Großmutter unterhalten." Er lächelte, als ich den Kopf hob, um ihn anzusehen. "Rausgehen kann ich ja schlecht."
    "Und dann?", fragte ich atemlos.
    "Dann lasse ich mir was einfallen, wie wir Ashley loswerden können."
    Ich gab ihm einen Kuss und befreite mich schnell wieder aus seiner Umarmung, bevor Gran mit einem Becher voll dampfendem Kakao aus der Küche zurückkam.
    Als ich die bunte Tasse entgegennahm und mich endlich auf dem großen, weichen Sofa niederließ, fühlte ich mit einem Mal, wie ein behagliches, warmes Gefühl durch meinen Körper strömte. Hier, in Chicago, bei meiner Großmutter, konnte ich für einige Stunden vergessen, was war. Es war wie das Nachhausekommen nach einer langen, kraftraubenden Expedition. Für diese paar Stunden war das Leben wieder ein kleines bisschen unkomplizierter.
    Ich nippte ein paarmal an dem süßen warmen Getränk, dann war ich auch schon eingeschlafen.

    "Lily."
    Irgendjemand schüttelte mich. Das wurde langsam zur Gewohnheit. Wieso konnte ich nicht einfach mal ausschlafen? Wieso mussten mich immer alle wecken? Ich wollte nicht zur Schule. Ich wollte keine Klassenarbeit schreiben, ich wollte einfach nur zurück ins Reich der Träume, in dem ich soeben mit Sam über eines der unzähligen Felder Nebraskas geritten war.
    Ich auf einem Pferd, das alleine hätte mich schon stutzig werden lassen müssen. Aber es war schön, viel schöner, als das, was nun kommen würde!
    "Was? Mom?" Ich blinzelte benommen. Es war dunkel um mich herum. Wo war ich? Das war nicht unsere Farm!
    "Lily, wir müssen hier weg."
    Sam!
    Sam kniete vor dem Sofa, auf dem ich lag. Mein Blick fiel auf die leere Kakaotasse auf dem Tisch. Wir waren in Chicago! Wir waren bei meiner Großmutter! Wie lange hatte ich geschlafen?
    "Was ist passiert?" Alarmiert setzte ich mich auf und schwang die Beine zu Boden. Sofort spürte ich ein Stechen in meinem Rücken. Die unbequeme Haltung forderte ihren Tribut.
    "Noch nichts, aber deine Eltern sind auf dem Weg: Wenn sie mich hier sehen!" Seine Augen waren unnatürlich groß vor lauter Nervosität.
    "Meine Eltern? Aber sie sind in Nebraska", widersprach ich, noch immer leicht benommen.
    Sam schüttelte den Kopf.
    "Deine Großmutter hat vorhin mit ihnen telefoniert. Sie hat ihnen erzählt, dass du mit deinem Freund hier bist. Das fand deine Mutter mehr als interessant. Und da hat deine Großmutter ihr einen spontanen Besuch in Chicago vorgeschlagen. Die Erntesaison ist vorbei, die meiste Arbeit ist für dieses Jahr abgeschlossen. Dein Dad war von der Idee begeistert."
    Ich spürte ein seltsam warmes Gefühl in mir aufsteigen, als ich an meine Familie dachte. Wie schön wäre es, sie zu sehen! Wie gerne würde ich ihnen erzählen, was passiert war.
    Aber es ging nicht!
    "Sie dürfen mich hier nicht sehen", fuhr Sam fort.
    "Nein." Ich nickte unglücklich und dachte unwillkürlich an das schockierte Gesicht meines Vaters, als er vom Brand auf der Hudson-Ranch erfahren hatte. Er und Sam hatten immer eng zusammengearbeitet. Ihn zu verlieren, war für meine ganze Familie ein Schock gewesen, nicht als Arbeiter, sondern als Freund.
    Wenn er nun plötzlich wieder vor ihnen stand… nicht auszudenken, wie sie reagieren würden!
    "Wann kommen sie?" Sehnsüchtig betrachtete ich die zerwühlte Decke, die irgendjemand während ich geschlafen hatte, um mich gewickelt haben musste.
    "Deine Großmutter ist gerade losgefahren, um sie vom Flughafen abzuholen. Sie will dich überraschen."
    "Ok, dann lass uns schnell aufbrechen!" Hektisch erhob ich mich und spürte augenblicklich die Kühle des Abends auf meiner Haut. Fröstelnd fuhr ich mir über die Oberarme.
    "Hier." Sam legte mir fürsorglich meine Jacke um die Schultern, und wir sahen uns einige Sekunden lang schweigend an.
    "Es tut mir leid."
    Ich schüttelte den Kopf. "Nicht. Das ist nicht deine Schuld."
    "Ich fühle mich aber schuldig."
    "Nein, das alles ist meine Entscheidung. Und für Ashley kannst du schließlich überhaupt nichts."
    Er zuckte die Schultern. "Ich wünschte nur, ich wüsste, was wir gegen sie unternehmen könnten."
    "Uns fällt schon etwas ein."
    Er verzog zweifelnd das Gesicht zu einer Grimasse und beugte sich dann zu mir hinunter, um mir einen flüchtigen Kuss zu geben.
    Ich seufzte und strich mir eine

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