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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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»Bumm.«
    »Sie schauen zu viel fern, Commissario!«
    »Also, wo ist es passiert?« Laurenti lehnte sich zurück, worauf der Kalabrese die Ellbogen auf der Tischplatte aufstützte.
    »Was weiß denn ich, wie der Ort heißt. Bei Triest. Ich habe mich verfahren, endlich sah ich da ein Auto am Straßenrand, hielt an, fragte nach dem Weg, der freundliche Mann beugte sich zum Fenster herein, und als er mir die Richtung nannte, fiel ein Schuß. Ich bin natürlich sofort geflohen.«
    »Und der Hund war ein Anhalter? Stand an der Straße und trampte, nicht wahr?«
    »Das arme Tier tat mir leid. Was hätte ich tun sollen? Gleich nach der letzten Ortschaft vor der Grenze lag es am Straßenrand. Wer kein Herz für Tiere hat, hat keine Seele.«
    »Ihr Herz ist so groß, daß Sie in Mailand mit diesen Viechern Leute eingeschüchtert haben, Calamizzi. Wo ist eigentlich Ihr Anwalt?«
    »Unterwegs. Er kommt morgen.« Der Mann nannte den Namen seines Verteidigers und hoffte, damit Laurenti zu beeindrucken. Es war ein Abgeordneter der Forza Italia, der eine lange Liste prominenter Mandanten der Mafia vorweisen konnte und unverfroren mit durchtriebenen Verzögerungstaktiken arbeitete, in der Hoffnung, die Verjährungsfristen zu überschreiten.
    »Ach herrje!« rief Laurenti. »Da wird mir aber bange. Auf freien Fuß kommen Sie dennoch nicht. Mord und Verschwörung zum Mord lautet der Verdacht.«
    »Verschwörung zum Mord?« Calamizzi fiel die Kinnlade herunter.
    »Sie sind ein Handlanger von Dean Čuk. Und der hat gestern einen Mann mit Genickschuß erledigt, während der Zeremonie zur Erweiterung der Schengen-Zone. Und Sie haben vorher zweimal mit Čuk telefoniert.«
    »Heee, Commissario, und wo war ich gestern? Hier. In diesem Luxushotel des italienischen Staates! Mit fünf Albanernin einer Zelle. Ein wasserdichtes Alibi!« Calamizzi pochte mit dem Finger auf die zerkratzte Platte des fest im Fußboden verankerten Tischs und beugte sich nach vorne. »Außerdem haben Sie mich entführt. Es gab kein Auslieferungsverfahren! Kidnapping! Das war eindeutig ein Verstoß gegen die Rechtslage. Mein Anwalt wird Ihnen dafür die Hölle auf Erden bereiten, und ich bin schneller raus, als Sie denken.«
    »Reden Sie keinen Mist, Calamizzi. Sie sind geflohen, als sie zum Verhör gebracht wurden. Die slowenischen Kollegen haben Sie international zur Fahndung ausgeschrieben. Also, raus mit der Sprache. Was haben Sie mit diesem Mann zu tun?« herrschte Laurenti ihn an. »Haben Sie immer noch nicht begriffen, in welcher Lage Sie sich befinden? Mord, Verschwörung zum Mord, illegales Glücksspiel, verbotene Hundekämpfe, ferner Tierquälerei, Falschaussage, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Bandenbildung.«
    Laurenti gab dem Uniformierten einen Wink, worauf der dem Kalabresen Handschellen anlegte und ihn abführte. Wenn erst einmal sein Anwalt eingetroffen wäre, dann sollte sich der Staatsanwalt um ihn kümmern. Heute abend aber würde Laurenti ihn sich noch einmal vorknöpfen. Pünktlich zur Essenszeit der Häftlinge.
     
    *
     
    Dean riß die Tür auf und richtete die Automatik in die Dunkelheit, dazu bereit, jeden, der ihm ans Leder wollte, mit den fünfzehn Schuß im Magazin der Automatik vollzupumpen. Ein harter Schlag streckte ihn nieder. Er fiel auf den Rücken, ächzte dumpf und griff benommen nach seiner blutenden Stirn. Jetzt endlich sah er seinen Gegner, doch bevor er reagieren konnte, traf ein zweiter Schlag die Waffe in seiner Hand. Sie schlitterte über das Pflaster und blieb mitten im Hof liegen. Dean versuchte vergebens, ins Haus zu kriechenund die Tür ins Schloß zu stoßen, der dritte Treffer schickte ihn erneut zu Boden.
    »Was willst du?« ächzte er und betastete halb benommen seine Wunden. Dann versuchte er mühsam, sich aufzurichten.
    »Bleib sitzen«, fauchte Sedem. Der faustgroße Stein, den er mit einer Schnur an die Spitze des langen Stockes gebunden hatte, schwang erneut aus und krachte neben Dean an den Türrahmen. Die Lipizzaner-Stute schnaubte und scharrte mit dem Huf. Sedem beruhigte sie mit ein paar Worten, dann wandte er sich wieder an Dean. »Warum hast du das getan?«
    »Was ist in dich gefahren?« Dean wand sich. »Von was redest du?«
    »Du warst es, der die Plakate verändert hat. Du hast das Foto meines Vaters eingesetzt. Wer hat dir den Auftrag dazu gegeben?«
    »Von wegen Istria libera! Du Spinner langweilst dich zu sehr in deinem öden Leben! Was soll der Radau«, brüllte Dean. »Das habe ich

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