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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihre Sondierung zu wehren, auch wenn ihm dabei unbehaglich zumute war. Und er besaß augenfälligen Mut, der ihm ermöglichte, die Wahrheit zu sagen.
    »In meinem Leben«, sagte er, »habe ich Wunder erblickt.« Die Worte schienen langsam aus seinem tiefsten Inneren zu kommen. »Du, Linden Avery, bist eines davon. Der Sturm, der dir die Flucht ermöglicht hat, ist ein weiteres. Die Stürze sind wundersam und schrecklich zugleich. Und der Blick vom Felsturm auf die Wolkenschicht, die das Land mit Blindheit schlägt, macht mir im Traum Angst. Aber es ist die Erinnerung an den seltsamen Fremden, den die Meister Elohim genannt haben, die mich an deine Seite treibt. Seine Worte hallen gewaltig in mir nach, obwohl ich noch ein Kind war, als ich sie gehört habe. Alles, was er gesagt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich verstehe sehr deutlich, dass er unseren Untergang vorausgesagt hat. Und ich begreife auch, dass er nicht nur von Steinhausen Mithil gesprochen hat. Seine Worte haben die Vernichtung des Landes angekündigt.«
    Schräg einfallendes Sonnenlicht füllte Liands Augenhöhlen mit Schatten, als er auf Linden hinabblickte. »Ich bin, was ich zu sein scheine: nur ein einfacher junger Mann, ein Kind meines Volkes. Aber ich habe gesehen, dass das Land herrlich ist. Ich habe den Wunsch, es zu verteidigen. Und sollte ich für eine so große Aufgabe zu klein sein, werde ich nicht ruhen, bis ich wenigstens den Namen unseres Verderbens erfahren habe.«
    Diesmal sah er nicht weg, aber Linden wünschte sich, er täte es. Seine wehrlose Unschuld zerriss ihr das Herz, und sie wollte seine Reaktion nicht sehen, wenn sie ihm antwortete. Leise, fast flüsternd begann sie: »Liand, hör mir zu.« Ihre Finger zupften wie aus eigenem Antrieb an seinen Leggings, drängten ihn, sie zu verstehen. »Ich darf nicht zulassen, dass du mir hilfst, bevor du gehört hast, was ich zu sagen habe. Du hast mich ein Wunder genannt, aber an mir ist nichts Wunderbares. Ich liebe das Land. Ich liebe meinen Sohn.« Und sie liebte auch Thomas Covenant, um den sie noch immer trauerte. »Ich versuche zu halten, was ich verspreche. Und ich besitze Macht, die ich nicht einsetzen kann. Das ist schon alles. Aber es kommt noch schlimmer. In meinem eigenen Leben bin ich bereits tot. Siehst du das hier?« Sie ließ sein Bein los und gebrauchte beide Hände, um ihm ihre Bluse zu zeigen. »Das ist ein Einschussloch. Eine Kugel hat mich in die Brust getroffen. Ich bin nur am Leben, weil dies das Land ist.« Weil sie sich selbst geheilt hatte. Und weil Joan sie gerufen hatte.
    Liand starrte sie an, war sichtlich außerstande, die Bedeutung ihrer Aussagen zu begreifen.
    »Außerdem scheine ich das ganze Land gegen mich zu haben. Die Meister wollen mir nichts Böses, aber sie sind taub für alles, was mir etwas bedeutet.« Das Gewicht ihrer Sorgen wuchs, als Linden sie aufzählte. »Du hast Kevins Schmutz gesehen. Du kennst die Zäsuren, die Stürze. Es gibt Kresch und Elohim und Sandgorgonen und Wüteriche.« Anele hatte von Skurj gesprochen, wer immer sie sein mochten. »Es gibt mindestens zwei Verrückte, die zu viel Macht besitzen.« Roger und Joan. »Und es gibt Lord Foul, der meinen Sohn hat. Soll ich dir den Namen eures Verderbens nennen? Willst du ihn wirklich hören? Es ist der Verächter. Er hat vor, die ganze Erde zu vernichten.«
    Allein dadurch, dass sie solche Worte aussprach, schien die Gefahr näher zu rücken; trotzdem konnte sie nicht aufhören. Liand musste wissen, was er als ihr Begleiter riskierte.
    »Und als ob das alles noch nicht genug wäre, ist der Stab des Gesetzes verloren gegangen. Diese einzige mir bekannte Waffe gegen Kevins Schmutz und die Zäsuren ist schon nach wenigen Generationen verschwunden. Ich muss ihn wiederhaben, aber ich habe keinen blassen Schimmer, wo ich ihn suchen soll.« Sie hob die Hände und ballte sie zwischen dem Steinhausener und sich zu Fäusten, als wollte sie den wachsenden Kummer abwehren, der sich auf seinem Gesicht ausbreitete. »Glaubst du, dass das Land größer ist, als die Meister euch jemals erzählt haben? Glaubst du, dass die Gefahr weit schrecklicher ist als alles, was du dir jemals vorgestellt hast? Du hast keine Ahnung. Männer mit der Macht von Göttern konnten Lord Foul kaum standhalten, und ich kann mich nicht einmal andeutungsweise mit ihnen vergleichen. Ich brauche deine Hilfe, Liand. Das ist mir schmerzlich klar. Ich bin froh, wenn du mich begleitest. Aber falls dir irgendwie die

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