Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
erhoben sich jenseits des Mithil, und der Fluss hatte sich hier oben ein gewundenes tiefes Bett gegraben, das eine leicht südöstlich verlaufende Schlucht war: zu felsig und steil, um sich erklettern zu lassen; viel zu breit, um überquert werden zu können. Und am Fuß der nächsten Felswand kam der Mithil als donnernder Wasserfall auf, der gischtend über eine Felskante schoss, die unerreichbar hoch über ihnen lag. Die Kluft zwischen den Felszacken hätte ebenso gut auf der dunklen Seite des Mondes liegen können.
    »Großartig«, murmelte Linden enttäuscht. »Wie sollen wir dort hinkommen? Soviel ich weiß, kann keiner von uns fliegen.«
    »Das ist nicht schwierig.« Liand nickte zu dem Wasserfall hinüber. »Diesen Wasserfall nennen wir Mithils Sturz. Auf einem Teil seines Weges ist er so weit von den Felsen entfernt, dass wir dahinter durchgehen können. Wir müssen aufpassen, damit Somo nicht ausrutscht, aber ich weiß, dass wir es schaffen können. Die Meister kennen diese Stelle natürlich ebenso gut wie ich, aber vielleicht merken sie nicht gleich, dass ich aus Steinhausen Mithil verschwunden bin. Ich bin nur ein junger Mann, den sie um sich dulden, kein geschätzter Gefährte. Und wenn sie nicht vermuten, dass ich euch führe, verfolgen sie uns vielleicht nicht dorthin, weil sie annehmen, dass du diesen Weg nicht kennst.«
    Linden nickte. »Gut.« Sie hatten also weiterhin eine Chance.
    Aber die Antwort des jungen Mannes brachte sie auf ihre ursprüngliche Frage zurück: Was zum Teufel machte er hier? Er riskierte mehr als nur das Missfallen der Meister; weit mehr, als er ahnen konnte. Sie durfte seine Hilfe nicht einfach nur deswegen annehmen, weil er sie anbot. Stirnrunzelnd wartete sie, bis Liand sich ihr erneut zuwandte. Dann sagte sie strenger als eigentlich beabsichtigt: »Bevor wir weiterziehen, möchte ich ein paar Erklärungen von dir hören.«
    Seine Augen weiteten sich vor Überraschung.
    »Wie kommst du auf dieses ›Wir‹-Gerede, Liand?« Weil sie ängstlich und unsicher war und es sich nicht anmerken lassen durfte, klang ihre Stimme ärgerlich. »Was tust du hier? Warum verteidigst du nicht Steinhausen Mithil, wo du hingehörst?«
    Der junge Mann schluckte unbehaglich, wich ihrem Blick aber nicht aus. »Hättest du deinen Gefährten ohne meine Hilfe retten können?«
    »Darum geht es nicht. Natürlich hätte ich ihn gerettet. Ich kann schwimmen, verdammt noch mal.«
    »Und wirst du ihn auch jetzt retten?«, fragte Liand weiter. »Vielleicht schafft ihr es, die Berge zu erreichen, aber wie willst du ihn dort oben ernähren? Wovon willst du selbst leben? Kannst die die Kälte der Bergregion ertragen?«
    Linden starrte ihn finster an. »Zum Teufel mit dir! Du weißt, dass ich es nicht kann. Schließlich war das keine geplante Flucht. Ich kann nur ...« Sie ballte frustriert die Fäuste. »Ich kann nur nichts für meinen Sohn tun, solange ich selbst gefangen bin.«
    Liand zeigte auf die an seinem Sattel befestigten Bündel. »Dann ist es gut, dass ich in dieser Beziehung vorgesorgt habe, weil du es nicht konntest. Hier habe ich Essen und Wasserschläuche. Warme Kleidung und Decken. Seile. Allein Somo erleichtert uns die Flucht.« Somo war offenbar der Mustang. »Ich habe viel getan, um für euer Entkommen vorzusorgen. Alles, was ich konnte.«
    Sein Blick flehte sie an, ihn nicht abzuweisen.
    »Aber ...« Linden musste sich beherrschen, um dem Drang zu widerstehen, ihn zu beschimpfen. Das hatte seine unverkennbare Aufrichtigkeit nicht verdient. »Aber«, sagte sie ruhiger, »auch darum geht es nicht. Ich brauche natürlich alles, was ich an Hilfe bekommen kann, aber deine Leute brauchen dich ebenso. Als ich geflüchtet bin, haben sie um ihr Leben gekämpft. Wie konntest du sie im Stich lassen?«
    Ihre Frage steigerte sein Unbehagen. Er sah kurz zu den Bergen hinüber, als messe er sich im Stillen mit ihnen. Als er dann wieder ihren Blick erwiderte, enthüllte der Sonnenschein auf seinem Gesicht die Schwierigkeiten, mit denen er innerlich kämpfte. Trotzdem war sein Blick ehrlich und offen.
    »Anfangs habe ich es nicht getan«, gab er zu. »Das weißt du. Ich bin losgerannt, um Steinhausen zu verteidigen, weil ich dachte, wir würden bei diesem Sturm von Kresch angegriffen. Aber die Meister haben uns zurückgehalten und gesagt, es gebe keine Kresch, sondern allein der Sturm bedrohe uns. Gegen seine Gewalt waren wir machtlos. Aber er traf niemanden. Aus Gründen, die ich nicht begreife, richtete

Weitere Kostenlose Bücher