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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sich die Gewalt des Sturms nur gegen unsere Häuser. Tatsächlich traf sie nur solche, die leer standen. Die Besitzer und ihre Familien waren bei der Feldarbeit oder sonstwie außer Haus beschäftigt. Und die Meister versicherten uns, bisher seien keine Toten zu beklagen – und es werde auch keine geben, wenn wir uns von dem Sturm fernhielten. Woher sie dieses Wissen hatten, weiß ich nicht. Aber ich habe ihnen geglaubt. Und ich habe an dich gedacht, Linden Avery.«
    Nur leer stehende Häuser? Sie runzelte leicht die Stirn. Das ergab keinen Sinn. Weshalb sollte irgendein Feind leer stehende Häuser zerstören wollen?
    »Ich habe mir überlegt, dass du fliehen müsstest«, fuhr Liand fort, »und dass ich dir dabei helfen wollte. Dann bin ich weggeschlichen. Ich habe es den Meistern und meinen Leuten überlassen, den Sturm zu beobachten, und bin zum Stall gerannt, um mein Pferd zu holen. Nachdem ich zusammengerafft hatte, was auf der Flucht nützlich sein würde, bin ich losgeritten, um euch zu suchen.«
    Linden betrachtete Liand prüfend, versuchte, seine Motive zu verstehen. »Also gut. Das habe ich verstanden.« Die Art seiner Emotionen war offenkundig, aber nicht ihre Ursachen. »Aber warum bist du nach Süden geritten?«
    Er hat uns allzu leicht gefunden.
    Der Steinhausener zuckte mit den Schultern. »Du hattest kein Reittier. Hättest du versucht, nach Norden zu fliehen, hätten die Meister dich sehr bald eingeholt, und ich hätte dich unmöglich befreien können. Außerdem«, fügte er leicht verlegen hinzu, »lag dort der Sturm, und ich hatte Angst, mich hineinzuwagen.«
    Vielleicht hätte seine Antwort sie beruhigen sollen. Die Haruchai aber würden vielleicht nicht zu derselben Schlussfolgerung gelangen. Hielten sie sie für eine Frau, die vor unheimlichen Stürmen ausriss?
    Dennoch wuchs Lindens Beklommenheit, während sie Liand betrachtete. Die Meister hatten ihm eine Art Geburtsrecht geraubt: Er lebte im Land, aber er wusste nichts von seiner Macht oder seinen Gefahren. Sein Wunsch, sie zu begleiten, würde Folgen haben, die sein Begriffsvermögen weit überstiegen. Sie nahm ihren Mut zusammen und legte eine Hand wie bittend, sogar leicht fordernd, auf seinen Oberschenkel. »Das genügt nicht, Liand. Du hast meine Frage noch immer nicht beantwortet. Steinhausen Mithil ist deine Heimat. Alle Menschen und Dinge, die dir jemals etwas bedeutet haben, sind dort. Warum willst du das alles für mich aufs Spiel setzen?«
    Er zögerte keine Sekunde lang, schien zumindest auf diese Frage vorbereitet zu sein. »Linden Avery«, sagte er ernst, »ich könnte antworten, dass mich das Leben in meiner Heimat nicht befriedigt. Ich ahne die Größe des Landes, aber ich weiß nichts von ihm und sehne mich nach solchem Wissen. Oder ich könnte antworten, dass ich den Meistern misstraue, denn obwohl ihr Wissen offensichtlich groß ist, geben sie nichts davon preis. Oder ich könnte antworten, dass ich keine Angehörigen oder Bindungen habe, die mich zurückhalten könnten. Mein Vater und meine Mutter hatten keine weiteren Kinder, und beide sind vor einigen Jahren dem Alter und Missgeschicken erlegen. Ich habe auch keine andere Liebe gefunden, die ihren Platz in meinem Herzen hätte einnehmen können.« Er wandte sich nochmals ab. Als er Linden wieder ansah, hatte seine Sehnsucht den Weg an die Oberfläche gefunden. Steif fuhr er fort: »So hätte ich dir gut antworten können, denn es ist gewisslich wahr.« Dann aber schien ihn der Mut zu verlassen. Er ließ den Kopf sinken und murmelte verlegen: »Gleichwohl gibt es eine weitere Wahrheit, aber ich will mir nicht herausnehmen, davon zu sprechen.«
    Sie hätte sich beinahe von seinem Unbehagen abgewandt. Es war nur allzu deutlich; sein offenes Wesen kannte keine Verstellung. Und sie hätte es ohne weiteres dabei bewenden lassen können. Dennoch gab sie ihn trotz seiner Verwundbarkeit nicht frei. Sie hatte ihre eigenen Bedenken, ihre eigenen Skrupel; sie durfte sie nicht beiseiteschieben, nur um sich die Hilfe eines Mannes zu sichern, der sich nicht vorstellen konnte, was seine Hilfsbereitschaft ihn kosten könnte. Sie grub ihre Finger in die grobe Wolle seiner Leggings. »Tut mir leid. Das genügt noch immer nicht. Du hast Freunde und Nachbarn, die sicher oft ähnlich denken – aber sie sind nicht hier. Ich muss auch den Rest hören. Ich kann ihn in dir sehen. Ich weiß nur nicht, was es bedeutet.«
    Liand schien innerlich zu ächzen. Aber es war nicht seine Art, sich gegen

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