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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verebbte das Hochgefühl, an der Gesundheit und Vitalität des Landes teilzuhaben, allmählich aus Lindens Muskeln, und sie hatte Mühe, mit Somo Schritt zu halten. Obwohl die Heilerde sie geheilt hatte, konnte sie ihr Durchhaltevermögen nicht steigern; ihre neue Kraft nahm unvermeidlich ab.
    Aber schon wenig später, als sie auf dem Weg zum nächsten Hang eine Hügelkuppe umrundeten, erregte etwas Lindens Aufmerksamkeit, und als sie sich umsah, entdeckte sie eine kleine Gruppe von Aliantha -Sträuchern, Schatzbeeren. Sie lächelte. Kein Wunder, dass sie das Land liebte; seine Fürsorge entzückte sie. Ohne dass sie ihn dazu auffordern musste, hielt Liand auf die niedrigen Beerensträucher zu.
    Sie hatten krumme Zweige und dunkelgrüne Blätter, deren Form an eine Stechpalme erinnerte; unter den Blättern wuchsen kleine Trauben, chromgrün und etwa so groß wie Heidelbeeren. Unter der Herrschaft des Sonnenübels hatte Linden nirgends mehr als einen einzelnen Strauch gesehen, aber hier bildeten sechs bis acht Beerensträucher eine ganze Gruppe. Diese mehrjährigen, winterharten Sträucher, die selbst gegen Lord Fouls Verwüstungen resistent waren, trugen zu allen Jahreszeiten Beeren, sogar im Winter – das hatte Covenant ihr einmal erzählt.
    Als sie das Aliantha -Gebüsch erreichten, schickte sich Liand an abzusteigen, aber Linden bat ihn, im Sattel zu bleiben, um Anele nicht zu stören. Das Ruhebedürfnis des Alten war ihr schmerzlich offenkundig.
    Linden pflückte eifrig Beeren, reichte Liand einige hinauf und steckte sich mehrere zugleich in den Mund. Sie schmeckten wie ein Geschenk, wie die destillierte Essenz der natürlichen Wohltätigkeit des Landes: leicht und süß, mit zartem Pfirsichgeschmack, dem eine erfrischende Andeutung von Salz und Limonen folgte. Lindens ganzer Körper schien vor Dankbarkeit zu singen, als Geschmack und Saft der Beeren alle Anstrengungen aus ihrer Kehle spülten.
    Wie sie einst gelernt hatte, spuckte Linden die Samenkörner nacheinander in ihre Hand und verteilte sie weit ausholend auf dem grasigen Hügel, damit weitere Aliantha wachsen würden, um das Land zu nähren, und vom Sattel aus tat Liand es ihr gleich. Dieser Anblick war tröstlich für sie. Unabhängig davon, was sein Volk alles verloren haben mochte, hatte es sich offenbar wenigstens diesen Aspekt seines Geburtsrechts bewahrt.
    Zu einer anderen Zeit hätte Linden sich vielleicht gewünscht, hier zu verweilen, den Geschmack der Schatzbeeren genießen zu können; aber die Gewissheit, dass die Haruchai sie verfolgen würden, beschleunigte ihren Puls, bis ihr Herzschlag jagenden Hufen glich. Und als sie wieder ins Tal hinunterblickte, stellte sie fest, dass die Sturmwolken über Liands Heimatdorf sich verzogen, als sei ihre Gewalt erschöpft. Die Suche nach Anele und ihr würde bald beginnen – wenn sie nicht schon begonnen hatte.
    Indem Linden und Liand einen Teil der Beeren für andere zurückließen, die ihrer vielleicht bedurften, setzten sie ihre Flucht fort. Vor ihnen stieg das Gelände steiler an, türmte sich zu den Gipfeln hin auf. Der von Liand gewählte Weg führte zunächst vom Mithil weg, aber Linden maß ihren Fortschritt, indem sie beobachtete, wie die Berge immer größer über ihnen aufragten: einzelne Gipfel und ganze Massive, die zum Himmel hinaufdrängten. Vor ihr wurde der Wasserfall, Mithils Sturz, stetig gewaltiger, bis er direkt aus dem Herzen des Gebirges zu kommen und in seinem weiß schäumenden Aufruhr den ureigensten Donner der Berge mit sich zu tragen schien. Linden konnte kein Anzeichen für einen Pfad hinter den herabstürzenden Wassermassen erkennen, und schon ihr Tosen schien auszureichen, um den Weg vor ihnen zu blockieren.
    Und wenn sie ihn erreichte, was dann? Hinter dem Wasserfall über steilere Hänge zu dem fächerförmigen Geröllfeld hinauf; auf diesem unsicheren Grund ein mühsamer Aufstieg zu der Kluft, die Deckung versprach.
    Und was dann?
    Sie hatte keinen bestimmten Plan. Grob gesagt wollte sie sich durchs Gebirge nach Osten vorarbeiten, um irgendwo jenseits des eingestürzten Kevinsblicks wieder das Land zu erreichen. Falls es ihr gelungen war, die sie verfolgenden Meister abzuschütteln, konnte sie dann vielleicht in der Hoffnung, unbestimmte Einsichten oder Unterstützung zu finden, nach Andelain weiterziehen. Die Unbestimmtheit ihrer Absichten frustrierte sie. Aber was sollte sie sonst tun? Liand kannte nur Steinhausen Mithil und seine Umgebung; er wusste nichts von den

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