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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Liebe zu finden.« Ihr Lächeln war schwach, aber siegreich. »So wenig wie Ihr, Diakonin Faris.«
    Sorcha schnappte nach Luft und erinnerte sich wieder der Träume, als sie sich mit Nynnia die Kajüte des Kapitäns geteilt hatte. Was hatte das Geschöpf getan? Was hatte es ihr eingeflüstert, während sie ahnungslos geschlafen hatte? Waren die Gefühle, die sie für Raed hegte, nur Teil eines Plans der Anderwelt?
    »Hastler war nicht der Einzige, der in die Zukunft sehen konnte«, flüsterte das sterbende Mädchen, »doch er konnte mich nicht in seine Kalkulationen einbeziehen. Ich bin schließlich nicht von Eurer Welt. Meine Ältesten sagten, ich hätte nicht geboren werden, hätte keine menschliche Gestalt annehmen sollen, aber ich bereue nichts …« Zitternd hob sie die Hand an Merricks Lippen. »Gar nichts.«
    Ganz vorsichtig strich Merrick ihr das Haar aus dem Gesicht und von den versengten Lippen. »Dank dir sind wir sicher.« Tränen strömten ihm aus den sanften Augen.
    »Nein – nicht sicher«, stieß sie hervor, bäumte sich in seinen Armen auf und schloss die Finger um seine Hand. »Das war nicht ihr letzter Versuch!« Nynnia hustete und krümmte sich in Todesqualen. »Sie werden nicht aufhören.« Ihre Augen verloren ihren Glanz, das Licht der Anderwelt darin wurde schwächer. Rasselnd entfuhr ihrem geschundenen Körper ein letzter Atemzug. Merrick drückte sie an sich, aber nicht einmal ein Diakon konnte den Tod aufhalten. Was immer das Geschöpf gewesen war – es starb als eine Sterbliche.
    Dann waren nur noch sie drei übrig und starrten – umringt allein von Knochen und Tod – einander an.

Kapitel 24
Abfall vom Glauben
    Merrick hielt sich an seine Ausbildung – sie war alles, was ihm geblieben war. Er hob Nynnia hoch, er wusste, dass sie eine angemessene Zeremonie verdiente. Sie fühlte sich so leicht an, als wäre ihre Seele das Schwerste an ihr gewesen – falls sie überhaupt eine Seele besessen hatte.
    Seine Logik funktionierte trotz aller Benommenheit immer noch. »Hastlers Leiche müssen wir auch mitnehmen«, murmelte er. »Es wird eine episkopale Untersuchung geben. Die Presbyter müssen den Toten sehen, auch wenn er eigentlich hierbleiben und verfaulen sollte.«
    Sorchas blaue Augen, die im schwachen Licht des Beinhauses wie dunkle Höhlen wirkten, flackerten zu Raed hinüber. »Kannst du ihn tragen?« Sie klagte nicht, aber ihre Körperhaltung deutete auf mindestens eine gebrochene Rippe hin. Wortlos warf Raed sich Hastlers Reste über die Schulter.
    Während sie traurig ans Licht kletterten, hörte Merrick ringsum das Knarren und Stöhnen des Weißen Palasts, als wären sie in einem arthritischen Körper begraben. Das Beinhaus glitt wieder unter die Erde; von Geistmacht nach oben gezogen, kehrte es nun an seinen natürlichen Ort zurück.
    Nichts davon machte Eindruck auf ihn. Das waren unbedeutende Details, verglichen mit der erkaltenden Gestalt in seinen Armen. Vielleicht war er ein Narr gewesen, sich so schnell und so gedankenlos in Nynnia zu verlieben, aber er würde sich nicht wünschen, das wäre nicht passiert. Sie hatte ihm nicht verraten, was sie war, doch ihre Taten zeugten von einem strahlenden Wesen, das ihm fehlen würde. Er entsann sich ihrer Worte und wusste, dass sie in der kommenden Dunkelheit alle Hilfe brauchen würden, die sie kriegen konnten.
    In der grellen Sonne musste er blinzeln. Seine Augen brannten vor Tränen und waren noch immer vom Licht der Anderwelt geblendet. Die Menschen tauchten aus ihren Häusern auf – sie waren zwar verängstigt, wollten aber sehen, was geschehen war. Ihre staubbedeckten Gesichter sahen so fremd aus, dass Merrick kurz befürchtete, Nynnias Opfer sei nicht genug und sie seien von verdammten Seelen umgeben, die auf den Leichnam ihres Erzabts starrten, den der Thronprätendent sich so lässig über die Schulter geworfen hatte. Merricks Verstand raste: Etwas war an diesem Tag, an dem schon genug Unrecht geschehen war, ganz und gar nicht recht, doch er war so benommen, dass ihm vorläufig nicht einfiel, was es sein mochte.
    Dann traf der Orden ein. Das Trio wurde von den smaragdgrünen und blauen Umhängen von Merricks Mitdiakonen umringt, die aussahen wie geschmückte Krähen. Sie bewegten sich schnell zwischen den Überlebenden hindurch, schützten sie vor den Blicken der Kaiserlichen Soldaten und des gemeinen Volks und nahmen Raed Hastler ab, während Sorcha ganz außer Sicht geriet.
    Panik stieg in Merrick auf, und ihm war klar,

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