Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Gedankenstimme war ruhig – viel ruhiger, als seine körperliche es gewesen wäre.
Du musst den Foki der Murashew töten!
Bei den Knochen: Damit meinte er Hastler! Es war einleuchtend – ohne einen leiblichen Körper, der sie aufnehmen konnte, bräuchte die Kreatur einen Halt in diesem Reich, selbst nach einer so mächtigen Beschwörung.
Sorcha knirschte mit den Zähnen, streckte die Hand aus und öffnete Chityre. Der Boden unter Hastlers Füßen explodierte. Seinen Schild konnte das nicht zerstören, doch es erregte seine Aufmerksamkeit. Das Grinsen auf seinem früher stets heiteren und gelassenen Gesicht war wahnsinnig. Das musste ein schrecklicher Albtraum sein, dachte Sorcha, während er Deiyant gegen sie richtete.
Sorcha konnte ihren Schild nicht rechtzeitig heben – selbst mit verminderter Kraft war Hastler immer noch flinker als sie. Die Manipulationsrune schloss sich ihr so effektiv um die Kehle wie eine riesige Faust. Obwohl sie wusste, dass es sinnlos war, kämpfte Sorcha gegen nicht vorhandene Hände an. Vor ihren Augen drehte sich alles. Ihre Macht nahm ab, ihre Handschuhe leuchteten immer kraftloser, und das Leben wich aus ihr.
Sie wandte sich an Merrick, aber seine Macht war mit der von Nynnia verwoben und reichte nicht. Doch die Verbindung fand Ersatz: So verletzt und erschöpft der Rossin auch war – er griff mit einem berauschenden Energiestrom direkt aus der Anderwelt nach ihr.
Ächzend konnte sie ihre Schildrune unter der seinen zum Leuchten bringen – eine beeindruckende Leistung. Hastlers Gesicht verzerrte sich vor Zorn, als der Rückstoß ihn ein paar Schritte nach hinten warf. Und kaum hatte er sich wieder aufgerichtet, brauchte sie ihn nur anzusehen, um zu wissen, dass er Teisyat beschwören würde. Die Ungewissheit, was eine Tür zur Anderwelt im Beinhaus anrichten würde, genügte, um sie vor Angst zittern zu lassen.
Und dann schlug Raed zu. Der Krummsäbel fuhr durch Rippen und Rücken und kam in einem Blutstrom wieder hervor, den kein Zauber stillen konnte. Hastler warf Sorcha einen zornig erstaunten Blick zu. Raed drehte sein Schwert, und der alte Mann brach zusammen. Sie trat aus reiner Gewohnheit an seine Seite – zumindest redete sie sich das ein.
Doch der Gesichtsausdruck des Sterbenden zeugte nicht von einer Niederlage. »Ihr wisst es nicht, aber Ihr seid bereits gefangen«, keuchte er. »Es wird so sein, wie ich es gesehen habe.« Blut erstickte sein Gelächter, und er umklammerte ein Medaillon so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Sorcha wartete, bis er endlich tot umsackte, bevor sie es ihm aus den Fingern zog. Es handelte sich um zwei kreisförmig ineinander verdrehte Schlangen, die sich gegenseitig in den Schwanz bissen. Sie steckte es schnell in die Tasche, als Raed neben sie trat.
Und dann neigte sich die Welt. Dank ihrer Ausbildung wusste sie, dass die Vertreibung einer Murashew nicht leicht war, aber die Kakophonie aus Lärm und Licht, die sie nun umgab, traf sie völlig unvorbereitet. Das Heulen, als die Kreatur in die Anderwelt zurückgesaugt wurde, war schrecklich. Ohne leiblichen Körper oder Foki gab es nichts, um sie im menschlichen Reich zu halten, wenn sie der Leere gegenüberstand.
Als die Überlebenden sich aufrichteten, stand Merrick in einer Zone, aus der alle Knochen gesprengt worden waren. Von der Murashew war keine Spur mehr zu sehen, doch der Diakon hielt die verbrannte und entstellte Gestalt von Nynnia in den Armen.
Sie hat mich beschützt.
Merricks Gedanken waren wie spitze Nadeln in Sorchas Kopf, voller Verlust und törichter Hoffnung. Behutsam kniete sie sich neben ihren Partner. Sie brauchte nicht zu fragen, warum das Geschöpf Merrick gerettet hatte, denn in Nynnias Augen schimmerte wahrer Triumph. Doch Sorcha hatte noch andere Fragen, die Antworten verlangten.
»Ihr gleicht der Murashew, nicht wahr?«, flüsterte sie.
Merrick warf ihr einen strengen Blick zu, aber die zerschmetterten Überreste der schönen Nynnia lächelten. »Wieder einmal seht Ihr nur einen Teil der Wahrheit.« Ihre einst so süßen Lippen verzogen sich vor Schmerz. »Wir sind gleich und doch nicht gleich … Nicht alle von unserer Art waren mit ihrer Handlungsweise einverstanden. Mein Weg, als Mensch geboren zu werden, dauert länger und schränkt uns ein – aber ich wurde ausgesandt, um dies aufzuhalten.«
»Und das habt Ihr getan«, sagte Raed leise. Seine Hand ruhte auf Sorchas Schulter.
Nynnia keuchte. »Ja. Aber ich hatte nicht erwartet, hier
Weitere Kostenlose Bücher