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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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das alles durchkreuzte die Versuche der Anderwelt, ihr Bewusstsein in die Knie zu zwingen. Sorcha blieb genügend Zeit, Teisyat zu schließen. Die Anderwelt heulte auf wie eine große Bestie, die endlich zur Strecke gebracht war, und schloss sich.
    Sorcha lag auf den Knien. Ihre Hände, mit denen sie sich ans Pflaster gekrallt hatte, schmerzten, als wäre ein Pferd darauf getreten. Blut sickerte ihr in die Handschuhe. Sie wagte nicht, sie abzustreifen. Stattdessen erhob sie sich taumelnd und stolperte dorthin, wo Kolya lag.
    Innerlich wie äußerlich betäubt, wälzte Sorcha ihn herum und beschmutzte mit ihren blutverschmierten Handschuhen seinen smaragdgrünen Umhang. Es war nicht bloß ihr Blut: Seines bildete eine Lache, einen schockierenden Kontrast zum Weiß des Schnees.
    Der Geist hatte schreckliche Rache an ihrem Ehemann und Partner geübt. Er war gebrochen, blutete und lag wie eine weggeworfene Puppe dort, wo es ihn hingeschleudert hatte. Er war ihr Sensibler, sie war für ihn verantwortlich, und das hier war ihre Schuld. Sie hätte ihn beschützen müssen. Sie hätte an seiner Seite sein sollen. Wie hatte sie das zulassen können?
    »Gent«, brüllte sie über den plötzlich stillen Platz. »Gent! Ruft den Arzt. Sofort!«
    Kolya atmete noch; so gebrochen und gequält es auch klang: Er atmete. Sorcha hielt ihn so sanft wie möglich, war sich aber bewusst, dass es keine Rune der Heilung in den Handschuhen gab. Diakone waren allein für den Kampf bestimmt. »Halte durch«, flüsterte sie ihm zu. »Halte durch, du dummer Kerl.«

Kapitel 2
Herr, erbarme dich!
    Raed, der Junge Prätendent.
Er hörte das Geflüster hinter den lackierten Fächern. Es war recht kühl in der Burg des Prinzen Felstaad, und die Damen seines Hofes benutzten ihre Fächer nur dazu, den Tratsch nicht zu laut werden zu lassen – offenbar nicht sehr wirkungsvoll. Raed spürte ihre taxierenden Blicke am ganzen Leib wie warme, nasse Hände.
    Er war sich seiner zerlumpten Kleidung im Prunk der Burg bewusst. Sie war gewiss nicht der Vermillionpalast, aber weit zivilisierter als alles, woran er gewöhnt war. Eine jüngere Dame sagte kichernd: »Er ist beinahe attraktiv«, bevor die älteren sie zum Schweigen brachten.
    Raed lächelte schief und rieb sich den adrett gestutzten Bart, sein einziger Versuch, sich zivilisierter zu geben. Vielleicht hätte er in der Stadt weiter unten an der Küste vor Anker gehen und die Mannschaft zum Einkaufen an Land schicken sollen, aber etwas in ihm sträubte sich dagegen, sich vor jemandem wie Felstaad so tief zu verbeugen. Nach den Standards der herrschenden Mode mochte er nicht attraktiv sein – dazu hätte er schmächtig und gertenschlank sein müssen, wenn man den Hof als Maßstab nehmen konnte –, aber sein Blut war königlicher als das aller anderen hier.
    Der Seneschall, der ihn missbilligend aus dem Augenwinkel beobachtet hatte, nickte leicht in seine Richtung. Raed nahm dies als Aufforderung, erhob sich, richtete seinen Gehrock und schritt auf die hohen, vergoldeten Eichentüren zu.
    Lakaien zu beiden Seiten schwangen sie auf, als er angemeldet wurde: »Seine Hoheit, Lord Raed Syndar Rossin, Zweiter Vetch von Ostan und Erbe des Unbesungenen.«
    Er war beeindruckt von der Kühnheit des Seneschalls. Die Wellen hatten die Insel Ostan schon zur Zeit seines Großvaters zurückerobert, also stellte das keine Beleidigung dar, aber die Erwähnung seines exilierten Vaters grenzte an Verwegenheit; der hatte keinen Fuß in die Königreiche gesetzt, seit Raed ein Säugling gewesen war. Raed wurde leichter ums Herz. Vielleicht war seine Mission hier doch erfolgreich.
    Prinz Felstaads Thronsaal war kleiner, als die beeindruckenden Türen vermuten ließen, erstrahlte jedoch im Glanz seines Schmucks und der schönen Damen. Der Prinz war in Dunkelgrau gekleidet, ein hochgewachsener, esoterisch wirkender Mann unter vielen flatternden Vögeln. Zweifellos war dieser Eindruck sorgfältig einstudiert. Der Prinz stand im Ruf, berechnend zu sein, und als er seine leuchtenden Augen auf den Jungen Prätendenten richtete, erinnerte Raed sich daran, wie verdient dieser Ruf war.
    Eine Amtskette glitzerte an Felstaads Hals. Raeds Großvater hatte sie Felstaads Vater verliehen. Es war der einzige Schmuck des Prinzen und zweifellos mit Bedacht gewählt. Raed würde sehr vorsichtig sein müssen.
    Trotzdem konnte er sich nicht zu einer tiefen Verneigung überwinden. Schließlich stand er im Rang über einem geringeren Prinzen, selbst

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