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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Gespenster Hatipai die Göttlichkeit genommen hatten, verschwanden sie hochzufrieden in die Anderwelt. Die Göttin war kein liebliches, goldenes Wesen mehr, sondern ein knurrendes, schnappendes Ungeheuer mit der langen Schnauze eines Wolfs und unheilvollen, roten Augen. Es ragte über der gestürzten Diakonin auf, aber sie konnte es nur mit einem Auge sehen. Ihr Kopf wollte sich nicht bewegen, um ihr einen besseren Blick auf ihre nahende Mörderin zu verschaffen. Außerstande, einen Teil ihres Körpers zu kontrollieren, war sie auf das beschränkt, was sie von ihrer Stelle am Boden aus sehen konnte.
    Sorcha hörte die Menge schreien, und in den Stimmen mischten sich Grauen und Empörung. Dann hallte der Tempel von rennenden Füße wider.
    Die Augen der Diakonin fuhren in die andere Richtung und erblickten die Großherzogin. Zofiyas Gesicht spiegelte ihre Not, und doch vermochte sie zu erkennen, was getan werden musste. Mit flatternder Robe lief sie zu Raed. Sie hatte ihre Göttin gerade ohne ihr Trugbild erblickt und begriffen, worin die einzige Chance von ihnen allen lag. In Vermillion hatte sie die Bestie gesehen – sie kannte ihre Macht. Also riss sie Raed die Schnur aus Wehrsteinen von den Handgelenken, befreite ihn von der schrecklichen Maschine und taumelte dann zurück.
    Das war auch gut so, denn der Junge Prätendent war nicht lange da. Der Fluch ließ ihn wachsen, und der große Löwe wurde geboren, erzürnt und bereit zur Rache. Knurrend sprang er auf und zerbrach seine verbliebenen Fesseln im Nu.
    Er war eine Bestie, und doch konnte die am Boden liegende Diakonin seine Schönheit nicht leugnen. Sorcha nahm die Szene vor sich nur noch verschwommen wahr, aber sie hielt durch, sie wollte das Ende sehen. Die Rune verblasste schließlich von ihrem Handschuh, aber ihre Augen ließen sie immer noch den Moment gewahren, als der Rossin sich auf Hatipai stürzte und sie mit sichtlicher Befriedigung in Stücke riss.
    So war es also geschafft, aber Sorcha hatte keine Zeit zu feiern. Sie war so müde, so allein, und kein Glied rührte sich, wenn sie es ihm befahl. Raed lebte, Hatipai war im Maul des Rossin verschwunden, und bald, sehr bald würde Merrick sie holen kommen. Wenn sie jetzt nur ihren Körper bewegen könnte … dann würde alles gut werden. Sie hätte Angst haben sollen, stellte aber fest, dass dem nicht so war.
    Diakonin Sorcha Faris ließ einfach los. Sie hatte das Gefühl, das sei das Beste.

Kapitel 30
Geburtsschmerz
    Merrick wartete nicht ab, bis Kapitänin Revele ihr Schiff festmachte. Er kletterte in das Schaukelgerät und ließ sich schnell in die Wüste hinunterkurbeln. Die Verbindung sagte ihm, dass Sorcha lebte, aber auch, dass etwas überhaupt nicht stimmte. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und er hörte sich atmen, als er auf den Tempel zurannte.
    Menschen strömten heulend und schluchzend aus dem Gebäude. Viele rannten in die Wüste und rauften sich die Haare, während andere benommen wirkten und einfach mit leeren Gesichtern im Sand knieten.
    Merrick wusste sofort, dass in Chioma nichts mehr so sein würde wie zuvor. Seine Gedanken überschlugen sich, und sein Zentrum glitt flackernd über die wogende Menschenmasse auf der Suche nach seinen Leuten. Er fand Raed, Sorcha und den feurigen Funken Zofiyas, aber Onika konnte er nirgendwo entdecken.
    Merrick hielt für eine Sekunde inne und fragte sich, wie er es seiner Mutter sagen würde. Es kam nicht unerwartet, würde deswegen aber nicht einfacher sein. Der Diakon hatte die politischen Kämpfe Arkayms studiert, doch wie sie sich auf sie und seinen ungeborenen Halbbruder auswirken würden, ließ sich unmöglich sagen. Dem jungen Diakon schwirrten so viele Möglichkeiten durch den Kopf, dass es in diesen schrecklichen Momenten schwer war, irgendwelche Tatsachen festzustellen.
    Die desorientierte Menge hatte zu kämpfen und war kein Mob mehr, wie noch in der Stadt – das machte es ihm glücklicherweise einfacher, die Treppe zum Tempel zu erreichen. Merrick hatte gerade den Fuß auf die erste Stufe gesetzt, als Raed am oberen Absatz erschien. Neben ihm war Großherzogin Zofiya, die der Diakon allerdings noch nie so gesehen hatte; sie trug keine Uniform, ihr dunkles Haar war wild und zerzaust, und am schockierendsten war, dass sie schluchzte.
    Doch selbst dieser Anblick konnte ihn nicht lange fesseln, denn er sah etwas noch Schrecklicheres. Raed trug Sorcha auf den Armen, die noch immer ihre Handschuhe anhatte. Er hielt sie so, dass ihn die

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