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Die Runenmeisterin

Die Runenmeisterin

Titel: Die Runenmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Groß
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wird die verdammte Sache endlich ein Ende haben. Wir könnten nach Köln fahren, Maria, es ist schön im Frühjahr am Rhein …«
    Doch Maria schüttelte den Kopf. »Nein, Herr, die Sache wird kein Ende haben. Auch wenn der Tote dieser Templer gewesen ist, es gibt keine Beweise, daß er Monreal getötet hat. Martin will die Sache zu einem Abschluß bringen, so oder so, das ist alles.«
    Sie drehte sich um. »Keine Beweise, Berthold, keine Beweise.«
    Berthold starrte sie an. »Aber er war bei der Leiche. Martin sucht ihn seit langem.«
    »Ja und? Hat er gesehen, wie er den Offizier umgebracht hat?«
    »Tod und Teufel, Weib, du bist ja schlimmer als die Justiz. Was ist in dich gefahren?«
    »Nichts, Herr, nichts«, erwiderte sie müde. Rastlos streifte sie durchs Haus. Wie ein Geist, der keine Ruhe findet. Ein Gedanke hatte sich in ihrem Kopf eingenistet und machte sich dort breit. Wollte nicht wieder fort. Er war schlicht und logisch. Überall im Haus herrschte Betriebsamkeit, die Menschen schienen beruhigt, selbst Martin strotzte vor Zufriedenheit.
    Er saß im Garten und diktierte dem Schreiber: »… und hat nunmehr die infame Schlamperei des herzoglichen Vollstreckers ein Ende gefunden. Der Fall wird gezeichnet Anno Domini …«
    Maria hörte nicht mehr zu. Sie wußte mehr. Ihr gingen wieder die alte Sigrun und die Treffen am Teufelsstein durch den Kopf. Und der Brief, den Monreal geschrieben hatte. Und zuletzt Cai Tuam. Was hatte der mit alldem zu tun? Welche Rolle spielte er? Warum hatte der Ire den Templer umbringen wollen? Warum hatte er damals während des Kampfes mit dem Templer nicht versucht, dessen Namen zu erfahren? Weil er ihn längst wußte? Weil er etwas zu tun hatte mit diesem Fall? Vielleicht sogar etwas mit Monreals Tod? Und dann diese Nacht, in der der Junge gestanden hatte. Der Junge mit den zwei gesunden Armen. Cai Tuam hatte sie alle belogen. Aber warum?
    Maria streifte um die Burg wie ein Blatt im Wind, und diese Fragen gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie sah Rosalie in ihren Garten gehen. Rosalie, die aussah wie eine Hexe mit ihren blutroten Haaren und die Cai Tuams Interesse geweckt hatte. Mehr als sein Interesse.
    Maria wußte, er schlief mit ihr. Manchmal sah sie Rosalies Gesicht, wenn sie aus der Kammer des Iren kam, die nahe an Bertholds Zimmer lag, damit der Arzt schnell bei seinem Patienten sein konnte. Ein glühendes, verlegenes Gesicht mit verschleierten schwarzen Zigeuneraugen.
    Die beiden passen zusammen, dachte Maria, zwei Zigeuner, zwei Heiden, die keine Scham kennen. Mein Gott, vergib mir. Ich habe einen guten Mann, warum gönne ich Cai nicht auch ein wenig Freude? Ja, die Zigeunerin, die paßte zu ihm. Es gab Momente, wo sie sich vorzustellen versuchte, was hinter der Tür dieser Kammer vor sich ging, aber sie konnte es nicht. Ihre Liebe zu Berthold war etwas Reines, etwas Gottgefälliges. Erst an dem Abend, als Cai Tuam sie kurz in den Armen gehalten hatte, war ihr klargeworden, daß es auch anders sein konnte. Weniger rein, weniger gottgefällig. Aber wie? Sie besaß kein Wort dafür.
    Rittlings auf dem Balken, an dem die Pferde angebunden wurden, saß der Ire und reinigte seinen Sattel. Hinter ihm befand sich der Garten der rothaarigen Hexe, dieses giftige Gespinst mit seinen grauen Kräutern, das, obwohl alles eben erst zu sprießen begonnen hatte, bereits Vögel und Insekten zu Tausenden anzog, als hätte die Hexe dort Zuckerwasser ausgeschüttet. Es brummte und zwitscherte überall, und die ersten zitronengelben Falter flatterten umher, trotz des Nebels, der wieder einmal schwer in der Luft hing, daß kein Sonnenstrahl ihn durchdringen konnte.
    Maria blieb stehen. Die Handwerker, hämmerte es in ihrem Kopf. Die Handwerker und die Soldaten. Der Ire konnte Monreal angeblich nicht umgebracht haben, weil er zu der fraglichen Zeil zwischen der Baustelle, wo die Handwerker die Mauer gebaut hatten, und den Waffenübungen der Soldaten hin-und hergependelt war. Aber wäre er nun für eine halbe Stunde weder bei den einen noch bei den anderen gewesen, wer hätte das bemerkt? Die Handwerker hätten gedacht, er sei bei den Soldaten, und die Soldaten hätten gedacht, er sei bei den Handwerkern. Sie zögerte, aber er hatte sie längst bemerkt.
    »Guten Morgen, Herrin«, rief er herüber.
    Sie kam näher. »Ich muß mit Euch sprechen.«
    Er zog belustigt die Stirn kraus. »Hier?«
    »Nein. Heute abend. Habt Ihr Zeit?«
    »Ihr seid die Herrin.«
    »Wo können wir uns

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