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Die Runenmeisterin

Die Runenmeisterin

Titel: Die Runenmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Groß
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war nichts als Stille, so als wäre er gar nicht da. Plötzlich klirrten die Waffen an seinem Gürtel. Er beugte sich herunter und hockte sich vor sie ins feuchte Gras. »Wir hatten schon einmal ein ähnliches Gespräch, Maria, erinnert Ihr Euch? Da glaubtet Ihr, der Junge sei es gewesen. Warum gebt Ihr nicht endlich Ruhe und laßt den Toten ihren Frieden? Was erhofft Ihr Euch von der Wahrheit?«
    Sie starrte in seine Augen. Grüne Augen, die Augen eines Tieres, hypnotisierende, paralysierende Augen. Beherrschte er die Kunst seiner Vorfahren, Stürme zu rufen, Nebel schwinden zu lassen?
    Seine Stimme klang leise und beschwörend. »Ihr habt recht. Hätte ich den Jungen töten sollen? Ich bin das Risiko eingegangen. Ihr glaubt, daß ich der Mörder bin. Gut, davon werde ich Euch nicht abhalten können, aber ich will Euch etwas anderes erzählen, vielleicht begreift Ihr dann. Der Junge hatte Angst, Maria. Was ich Euch jetzt erzähle, kann mich den Kopf kosten – so oder so. Ihr wißt, daß Monreal das Treffen im Wald beobachtet hatte. Er kam in die Burg zurück, Namen und Gesichter im Gedächtnis. Er setzte sich hin und schrieb einen Brief an diesen Bischof Gero. Wäre Monreal in Köln mit diesem Brief angekommen und hätte sein Wissen preisgegeben, dann wäre hier eine Hexenjagd losgebrochen. Die Büttel hätten jeden verhört und jeden verdächtigt, und die Menschen, deren Namen Monreal in seinem Brief aufgeschrieben hat, wären aus ihren Häusern geschleift worden, und man hätte sie aus dem Land gejagt. Hättet Ihr das gebilligt, Maria, wo Ihr mich schon beschuldigt, ich hätte einem armen Bauern sein Haus angezündet?«
    Er packte ihre Hand und hielt sie lest. »Hättet Ihr das gewollt?«
    Maria war verwirrt. »Was war in diesem Keller, Cai?«
    Er hielt noch immer ihre Hand. »Ich habe ihn nur bewußtlos geschlagen. Das Blut stammte aus einer Schweinsblase. Die Soldaten habe ich draußen warten lassen …« Er grinste. »… mit einer Zange habe ich die Knochen eines Hühnerbeins zerbrochen. Es knackte so laut, daß sie es draußen hören konnten. Keiner hat sich den Jungen genau angesehen. Er sah übel genug aus, und mein Ruf ist nicht so edel, daß man mir so etwas nicht zutrauen würde. Der Junge war es nicht, Maria, obwohl er es liebend gern getan hätte. Aber er kann nicht gut genug schießen.«
    Maria zog ihre Hand zurück. »Wer war es dann? Also doch Ihr? Deshalb habt Ihr behauptet, der Junge hat gestanden, um den Verdacht von Euch abzulenken. Weil Ihr aber nicht wolltet, daß ein anderer für Euch hängt, habt Ihr ihn befreit.«
    »Nein.«
    »Der Junge wollte sich mit einer Frau treffen«, überlegte sie, »aber was hat diese Frau damit zu tun? Ihr seid ein guter Schütze und hättet Euch unbemerkt davonstehlen können. Und Ihr hättet die Menschen am alten Stein retten wollen. Es paßt alles zusammen, Cai Tuam. Alles.«
    Er las die Frage in ihren Augen. Wenn sie ihn für den Mörder hielt, dann konnte sie jetzt hingehen und Martin alles erzählen. Aber wollte der es überhaupt noch wissen, nachdem er seinen Templer gefunden hatte? Hatte er überhaupt jemals ein anderes Ziel verfolgt, als nur den Templer ausfindig zu machen? »Martin ist noch da«, sagte er, »er reitet erst morgen wieder zurück.«
    »Und Ihr würdet Euch ihm nicht widersetzen?«
    »Wollt Ihr, daß ich mich ihm ausliefere?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wozu, Cai, noch ein Toter? Ich habe genug vom Tod. Aber ich will die Wahrheit wissen. Eine Frau hat der Bauer gesagt. Welche Frau? Die Alte?«
    Der Kopf schmerzte. Sie wußte nicht mehr, was sie denken sollte. »Ach, Cai«, murmelte sie, »ich will nicht mehr, daß jemand sterben muß, ich will nur leben, endlich leben.«
    Sie sah ihn so gequält an, daß er wieder ihre Hand nahm. Sein silberner Reifen fiel über das Handgelenk und klingelte leise. »Lebt Ihr denn nicht?«
    »Doch. Aber wie unter einer Glocke. Auf einem Friedhof könnte es nicht trauriger sein. Cai, ich werde nichts sagen, aber …«
    »Aber?«
    Sie brachte es nicht über die Lippen. Es hatte wie eine Erpressung geklungen, und jetzt erst wurde ihr wirklich klar, daß sie ihn in der Hand hatte. Martin war noch da, und er mochte den Iren nicht. Zumindest das Täuschungsmanöver im Verlies hätte er mit Vergnügen bestraft. Verhöhnung der herzoglichen Gewalt. Und dann all die Hinweise, all die Lügen, Cais Verbindung zu der alten Runenmeisterin …
    Aber irgend etwas an der Sache stimmte noch immer nicht ganz. Maria wurde

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