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Die russische Gräfin

Die russische Gräfin

Titel: Die russische Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gewaschen wird und wieder genau dort aufgehängt wird, wo er vorher war«, antwortete sie schließlich. »Aber Lizzie kann Ihnen sagen, ob mal jemand Feuer gemacht hat. Auf ’nem kalten Herd kann man nämlich nix kochen, wenn Sie glauben, daß wer heimlich gekocht hat. Was soll es überhaupt gewesen sein? Gift?«
    »Eibenblätter oder -rinde, um daraus eine giftige Flüssigkeit zu gewinnen«, bestätigte er.
    »Lizzie!« schrie Mrs. Bagshot.
    Ein dunkelhaariges Mädchen erschien in der Tür und wischte sich die Hände an der Schürze ab.
    »Wie oft hab ich dir gesagt, du sollst das bleibenlassen?« fuhr die Köchin sie an. »Auf dem Weiß sieht man doch jeden Schmutz! Wisch dir die Hände gefälligst an deinem Kleid ab! Das ist grau und nich’ so empfindlich. So, streng mal deinen Kopf an und überleg, wie das war, als der fremde Prinz bei uns war, der vom Pferd gefallen und gestorben is’.«
    »Ja, Mrs. Bagshot.«
    »Hat in der Nacht jemand an deinem Herd rumgefummelt, sich vielleicht was gebraten oder gekocht? Denk genau nach.«
    »Ja, Mrs. Bagshot. Aber da war niemand. Das hätt’ ich nämlich gleich gemerkt, weil ich genau wußte, wieviel Kohle noch drin war.«
    »Und du bist dir ganz sicher?«
    »Ja, Mrs. Bagshot.«
    »Schön. Dann kannst du wieder zu deinen Kartoffeln gehen.« Die Köchin wandte sich an Monk. »Mit Kohle kochen is’ ganz schön schwer. Als erstes braucht man Reisig und Holzscheite, um das Feuer anzukriegen, und dann gibt man langsam ein paar Kohlen rein. Aber das muß man im Gefühl haben. Alles auf einmal reinschütten bringt nix. Und die Luftklappe muß man auch richtig einstellen. Die feinen Lords und Ladies können so ein Feuer nich’ anzünden. Und der, der Kohlen benutzt und nachher auch ersetzt, muß erst noch geboren werden.« Sie grinste ihn triumphierend an. »Sie sehen, in unserer Küche is’ Ihr Gift nich’ gekocht worden.«
    Monk bedankte sich und ging.
    Nach der Köchin befragte er die übrigen Bediensteten. Aus ihren Schilderungen ging ein plastischeres Bild von Wellborough Hall hervor. Monk verblüffte, welche Unmengen hier gekocht und verschwendet wurden. Solchen Luxus konnte er nicht billigen. Was hier an Fleisch und Gemüse verbraucht wurde, hätte für ein ganzes Dorf mittlerer Größe gereicht. Vor allem aber ärgerte ihn der Gleichmut der Männer und Frauen, mit der sie all das zubereiteten, abräumten und abwuschen, ohne je auf die Idee zu kommen, etwas in Frage zu stellen. Jeder einzelne Ablauf galt als Selbstverständlichkeit. Nun, er selbst hatte sich ja nicht anders verhalten, als er hier und später in Venedig und Felzburg zu Gast gewesen war.
    Von den Bediensteten konnte ihm jeder einzelne bestätigen, wie glanzvoll, aufregend und heiter die Wochen gewesen waren, als Friedrich bei den Wellboroughs gelebt hatte.
    »So eine schreckliche Tragödie!« schniefte Nell, das Stubenmädchen. »Und er war ja ein furchtbar schöner Mann. Was für Augen! So was hab’ ich noch nie gesehen. Und ständig schaute er sie an. Da schmolz einem richtig das Herz. Und höflich war er! Bei allem sagte er bitte und danke, wie wenn wir die hohen Tiere wären.« Sie wischte sich die Augen ab. »Nicht daß der Prince of Wales nicht auch großzügig wäre, aber Prinz Friedrich war ein… vollkommener Gentleman…« Sie hielt erschrocken inne. Aus ihrer gutgemeinten Einschränkung war doch tatsächlich ein indirekter Tadel des englischen Thronfolgers geworden.
    »Was Sie sagen, bleibt alles unter uns«, versprach Monk.
    »Und Prinzessin Gisela? War sie auch nett?«
    »O ja… hm…« Sie sah argwöhnisch zu ihm auf.
    »Nun?« half er nach. »Die Wahrheit bitte, Nell.«
    »Nein, nett war sie eigentlich überhaupt nich’. Im Grunde war sie eine dumme Kuh!… Oh! Das hätt’ ich nich’ sagen dürfen…, wo die arme Lady ihn doch verloren hat. Es tut mir schrecklich leid, Sir, ich hab's nich’ so gemeint.«
    »O doch, Sie haben es so gemeint. Inwiefern war sie eine dumme Kuh?«
    »Bitte, Sir, so was hätte ich nie sagen dürfen!« bettelte sie.
    »Sie kommt doch aus ganz anderen Kreisen und is’ ne königliche Prinzessin…, die sin’ nich’ so wie unsereins!«
    »Und ob!« rief er wütend. »Sie ist auf die Welt gekommen wie Sie und ich auch – nackt und mit einem lauten Schrei.«
    Sie schnappte nach Luft. »Oh, Sir! Das dürfen Sie nich’ über die besseren Leute sagen und schon gar nich’ über Königshäuser!«
    »Sie gehört doch nur deshalb einem Königshaus an, weil ein

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