Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
dass ich gefragt habe…“
Nico zog die Tasche wieder vom Tisch und senkte die schweren Lider über die Augen, damit er den enttäuschten Ausdruck darin nicht sah. Außerdem hatte er Recht, das war kein Thema für zwei völlig Fremde. Sie war es einfach gewohnt, solche intimen Dinge mit Menschen zu besprechen, die sie nicht näher kannte. Man fragte sie oft in Liebesangelegenheiten um Rat, auch wenn sie selbst darin keine Erfahrungen hatte. Sie war ja auch nur das Sprachrohr der Götter, weshalb sie auf dieses besondere persönliche Wissen verzichten konnte.
Nico zuckte zusammen, als plötzlich einer der Helfer neben ihr stand und ihr eine leichte Decke anbot, die sie gerne annahm, weil es in dem dünnen und klammen Kleidchen doch ziemlich ungemütlich geworden war. Sie warf sich das Ding einfach über die Schultern und zog es um sich herum zurecht.
    „Danke sehr!“, murmelte sie.
    Damon hätte auch selbst auf die Idee kommen können, dass ihr kalt war und sie eine Decke brauchen könnte. Sie murmelte ein Dankeschön, das ihn nur noch mehr in Verlegenheit brachte und er schämte sich in Grund in Boden, im entscheidenden Moment nicht über seinen Schatten gesprungen zu sein. Sie war bestimmt sehr enttäuscht darüber, dass er ihr nicht noch mehr helfen wollte. Aber sie kannte ihn doch gar nicht. Er wäre nie im Traum darauf gekommen, einen Fremden nach etwas so Persönlichem zu fragen. Nun ja, er hatte auch immer jemanden um sich gehabt, mit dem er reden konnte. Er hatte es nur nie getan.
    Schließlich hob Nico doch den Blick, als sie dachte, sie hätte den Aufruhr in ihrem Inneren einigermaßen unter Kontrolle.
„Ich möchte Sie nicht weiter aufhalten, Chief! Wenn Sie nichts dagegen haben, dann warte ich hier solange bis Mélusina wieder kommt. Sie ist gerade mit der Mutter bei ihrem Kind… Ich soll auf keinen Fall nachts allein durch die Straßen laufen… Ich bin zwar nicht völlig schutzlos, wenn es um Ghouls geht… Aber für einen stärkeren Zauber gegen Aryaner bräuchte ich zu viel Zeit. Dafür ist meine Wohnung einbruchssicher, wenn es um diese speziellen Spezies geht. Vielen Dank für den Kaffee!“
Nico hielt ihren leeren Becher hoch und lächelte den jungen Mann verabschiedend an. Sie hatte sich schon viel zu lange mit ihm abgegeben und war viel zu aufdringlich gewesen. Sie schob das auf den Schock und die ganze ungewöhnliche Situation. Sie ging eigentlich niemals offen auf Fremde zu, wenn es nichts mit ihren Berufen zu tun hatte.
Sie würde noch früh genug auf Immaculates treffen, falls Mélusina ihre Drohung wahr machte, dass sie dem Orakel vorgestellt werden sollte, das hier in der Nähe seinen Hauptsitz hatte. Vielleicht konnte sie die Dame bitten, aus ihrer Pflicht entlassen zu werden? Sie konnte sich nicht vorstellen, was für einen Nutzen sie den Immaculates bringen sollte. Es gab doch bestimmt genug andere Frauen, die bereit waren, für sie Kinder auszutragen? Im Gegenzug für das Geschenk eines beinahe ewigen Lebens. Das reizte Nico nicht besonders. Nicht, wenn sie keine Familie hatte, mit der sie es teilen konnte.
    Eine Weile saßen sie schweigend da. Nico wich ihm aus und starrte auf den inzwischen leeren Kaffeebecher in ihren Händen und er dachte darüber nach, wie er seine Verfehlung wieder gut machen konnte.
Ihre Aufbruchsstimmung kam viel zu überraschend. Damon griff nach ihrer Hand und hielt sie in seiner.
„Nein, gehen Sie noch nicht, Nico! Meine Schicht ist erst in einer halben Stunde vorbei. Ich möchte Sie nach Hause begleiten. Sicher ist sicher und wenn Sie es wirklich wollen, dann...“ Damon atmete tief ein, um nicht wie der letzte Idiot zu klingen. „...erzähle ich Ihnen alles, was Sie wissen wollen. Aber eben nicht hier, wo wir nicht allein sind. Das könnte für mich nämlich ganz schön... peinlich werden.“
Er klang nicht nur wie ein Idiot. Er war einer. Wenigstens war Nico so höflich, sich das nicht anmerken zu lassen. Sie war sowieso ungewöhnlich gut erzogen und zurückhaltend. Etwas, das Damon gefiel. Er selbst preschte manchmal ganz schön weit vor und sah sich schnell mit dem Abgrund konfrontiert. Nico dagegen blieb ganz ruhig und hatte ihm noch nicht einmal eine geknallt. Das konnte aber auch an seinem Job liegen. Der Warrior und der Feuerwehrmann waren eigentlich zwei eigenständige Persönlichkeiten. Nico würde seine dunkle Seite hoffentlich nie kennen lernen.
    „Und? Darf ich Sie begleiten? Wenn Sie jetzt doch sofort gehen möchten, weil ich Ihnen Angst

Weitere Kostenlose Bücher