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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Abgesehen vom Pflichtteil von Madame Harris’ Mutter natürlich. Die Unterlagen sind hier, die können Sie gleich einsehen. Außerdem hat sie bei mir im Januar einen Schließfachschlüssel hinterlegt.« Er legt die Aktenmappe auf seine Oberschenkel, lässt den Schnappverschluss klicken und zieht einen blauen Heftordner hervor.
    Schließfach. Warum diese Geheimniskrämerei, Sylvie?
    »Von der P. A. Greenfield Bank in Gibraltar?«, fragt er.
    »Dann wissen Sie also davon. Gut. Meistens wirft so ein Schließfachschlüssel Fragen bei den Hinterbliebenen auf.« Chéron seufzt. »Es werden ja auch die verschiedensten Dinge in diesen Schließfächern aufbewahrt. Geheimnisse eben. Die Menschen haben mehr davon, als man denkt.«
    Auf Anekdoten kann er verzichten, denkt Ethan und sagt: »Hat Sylvie, ich meine, meine Frau eine Andeutung über den Inhalt …«
    »… nein«, fällt Chéron ihm ins Wort und lächelt mitfühlend, was Ethan verärgert. Chéron hat sich nicht einzumischen in seine Befindlichkeit. »Außer dem Schließfach gibt es dort auch ein Konto auf den Namen Ihrer Frau«, fährt Chéronfort und zieht ein Blatt hervor. »Das ist der aktuelle Stand vom Tag ihres Todes.«
    Ethan nimmt mit der rechten, unverletzten Hand das Blatt entgegen. Schwarz auf weiß wird dort Sylvie Harris als Inhaberin des Kontos genannt. Darunter steht eine Zeile, an der sein Blick eine Weile hängen bleibt. Nein, das ist nicht möglich.
    Chéron lächelt. »Wenn Sie wollen, bewahre ich den Schließfachschlüssel auf, bis Sie aus dem Krankenhaus …«
    Es ist nicht möglich … Warum hat Sylvie mir nichts davon gesagt?
    »Wunderbar.« Chéron schiebt die Dokumente mit einer lässigen Handbewegung in die Mappe zurück und steht auf. »Ich hoffe, Sie müssen nicht allzu lange hierbleiben?« Er verabschiedet sich mit dem gleichen zackigen Händedruck, mit dem er Ethan begrüßt hat.
    »Warten Sie …« Ethan hält die Hand fest. Er erträgt es nicht mehr, tatenlos in diesem Bett zu liegen, eingesperrt in diesem Zimmer. Als wäre er aus der Zeit wie aus einem fahrenden Zug herausgefallen und müsste jetzt wieder aufspringen. »Ich brauche ein Telefon. Ich muss Sylvies Mutter anrufen.«
    »Soll ich das nicht für Sie erledigen?«
    »Nein. Besorgen Sie mir lieber ein Telefon. Und setzen Sie es auf die Rechnung.«
    »Im Krankenhaus ist Telefonieren mit dem Handy verboten, glaube ich«, erinnert Chéron.
    »Die Marke ist mir egal. Und kaufen Sie mir ein paar Klamotten!«
    Chéron verzieht das Gesicht. »Hören Sie, Monsieur Harris, ich bin wegen des Erbes Ihrer Frau bei Ihnen. Was Ihnen passiert ist, ist schrecklich, aber … aber … Es tut mir leid, ich will nicht mit polizeilichen Ermittlungen …«
    »Monsieur Chéron, ich muss hier raus! Verstehen Sie! Jemand hat Sylvie getötet, ich bin dem Mörder auf der Spur!«
    »Gerade deshalb sollten Sie hierbleiben. In Ihrem Zustand können Sie doch nicht …«
    »Ich weiß, was ich kann, Monsieur Chéron. Ich muss hier raus. Tun Sie mir einfach nur diesen einen Gefallen, ja?«
    Der Anwalt starrt ihn an. Das professionelle Lächeln ist wie weggefegt.
    »Bitte!« Nein, er bittet wirklich nicht gern, aber darauf kann er jetzt keine Rücksicht nehmen.
    Chéron schüttelt den Kopf. »Da draußen sitzt ein Polizist. Es sind eine ganze Menge Fragen offen … Sie können nicht einfach so hier rausspazieren, abgesehen von Ihrem Zustand!«
    »Monsieur Chéron …«, unterbricht ihn Ethan, »ich versichere Ihnen, Sie werden keinerlei Probleme …«
    »Ich bin Anwalt und Notar, Monsieur Harris. Ich kann mir so etwas einfach nicht leisten, verstehen Sie doch!«
    »Chéron!«, fährt Ethan ihn an, er hat jetzt keine Zeit für solche Ausreden. »Zwanzigtausend!«
    Der Anwalt starrt ihn an. »Was …?«
    »Euro. Sie haben mein Wort – und auch immer noch den Schlüssel.«
    Chéron atmet tief, betrachtet seine Hände, bis er schließlich ergeben seufzt.
    »In Ordnung. Hose, Unterwäsche, Jacke, Schuhe, was zum Überziehen – welche Größe?«
    »Ihre, nehme ich an.«
    »Gut, sonst irgendwelche Wünsche?«
    »Nein. Ich will nur nicht besonders auffallen.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie auf eigene Faust …«
    »Ich bin sicher, ja.«
    Wieder seufzt Chéron. »Noch was? Geld?«
    »Zweihundert Euro, ja.« Er weiß, dass er in der Wohnung noch mehr Bargeld hat.
    »Was ist mit Ihren Ausweisen, Ihrem Wohnungsschlüssel?«
    »Glück gehabt. Die Schlüssel waren im Hotel, meineBrieftasche steckte in meiner Hosentasche.«

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