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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Hibiskussträuchern gesäumte Pfad zum Haupthaus kommt ihm unendlich lang und zugleich viel zu kurzvor. Warum hat er diesen verdammten Datenträger nicht einfach weggeworfen?
    »Hallo.« Pierre erhebt sich von der Gymnastikmatte auf der Terrasse. »Nach Yoga bin ich immer ein neuer Mensch. Solltest du auch machen. Du siehst nicht gut aus.«
    »Ich wollte das hier mal anschauen.« Nicolas hält den Stick zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Interessiert kommt Pierre näher. »Hat das irgendwas mit diesem Frost zu tun?«
    »Erraten.«
    »Das ist bestimmt hochexplosiv! Ich meine, hast du dir mal überlegt, warum all die Menschen um dich herum ermordet …«
    »Hör auf! Gib du mir nicht auch noch die Schuld für alles! Was glaubst du, wie ich mich fühle! Aber sie wissen nichts von diesem Ding. Sie haben mich verfolgt, weil ich Augenzeuge war.«
    Pierre geht voraus in den luftigen, mit einer Buddhastatue geschmückten und bunten tropischen Blumen bewachsenen offenen Empfangsraum, zeigt hinter die Theke mit dem Telefon und dem Ständer mit den Visitenkarten und Broschüren.
    »Möchtest du einen Kaffee?«
    Nicolas nickt, obwohl ihm nicht nach Kaffee ist, auch nicht nach Tee oder Saft oder nach irgendetwas. Sein Magen, nein, sein ganzer Körper fühlt sich an, als wäre er von einer zentnerschweren Last zusammengequetscht.
    »Bin gleich wieder da.«
    Er atmet auf, als Pierre hinter dem durchscheinenden Seidenvorhang in die Küche verschwindet. Der Computer braucht eine Weile, bis er den Stick lädt. Endlich öffnet sich das Verzeichnisfenster.
    »Und, brisant?« Pierre kommt mit einem dampfenden Becher zurück. »Ich hab dir Milch reingetan, richtig?«
    »Danke«, murmelt Nicolas und hat schon wieder vergessen, was Pierre gerade gesagt hat. Er wählt die Datei Mais – 2/98/6 aus.
    »Ist das das Letzte, woran ihr gearbeitet habt?« Pierre sieht ihm über die Schulter.
    »Ja.«
    »Terminatorkomplex, he, klingt ja gefährlich! Was ist bitte schön ein Terminatorkomplex, und … RIP-Pro…«
    »RIP-Protein.«
    »Genau.«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Aber klar, sonst würde ich dich nicht fragen.«
    »Das Ribosome Inhibiting Protein, RIP genannt, tötet die Zellen des Pflanzenembryos in der Entwicklungsphase ab. Es ist ein Zellgift …«
    »Und Terminator?«
    »Mit diesem Protein terminiert sich die Zelle. Sie keimt nicht mehr.«
    »Wozu das denn?«
    »Damit die Bauern für jede Aussaat neues Saatgut kaufen müssen. Eine Strategie von Edenvalley, einem Agrarkonzern.«
    »Kenn ich, ja. Verdammt clever. Und warum sterben die Ratten?«
    »Das hat Frost nicht mehr rausgekriegt.«
    »Und wenn es mit diesem Terminatorkomplex zu tun hat? Dieses RIP ist doch ein Zellgift! So viel kapiere selbst ich als Laie! Da musst du doch was unternehmen!«
    »Terminatorpflanzen gibt es schon lange, und sie sind absolut unschädlich.«
    »Das sagst du!« Pierre piekst ihm mit dem Zeigefinger in die Schulter. »Warum gehst du nicht zu Edenvalley und sagst denen, was da passiert ist?«
    Nicolas dreht sich um. »Wegen dieser Vermutung von Frost?« Er schreit fast. Pierre hat keine Ahnung!
    »Ja, warum nicht?« Lässig zuckt Pierre mit den Schultern.
    Wütend fährt Nicolas vom Stuhl hoch. »Warum nicht? Ich sag dir, warum nicht, Pierre.«
    Pierre starrt ihn an.
    »Weil wenn das Saatgut von Edenvalley stammt, dann steckt Edenvalley hinter dem Mord an Frost und Marc und Jean-Marie, kapiert?« Es ist ihm egal, dass er brüllt.
    »Wieso sollte Edenvalley so was tun?« Pierre schüttelt den Kopf.
    »Mein Gott, Pierre!« Nicolas rauft sich das Haar. »Weil sie damit ihre ganze Forschung, ihr ganzes Prinzip der Lizenzerwerbung in Misskredit bringen! Weil dann die ganze Welt aufschreien würde!«
    »Aber das ist ja …« Pierre starrt ihn entsetzt an. »Und du meinst, sie wollen das alles vertuschen?«
    Bin ich nicht gerade ein bisschen zu voreilig mit meinen Anschuldigungen gewesen? Sollte ein großer Konzern tatsächlich den Rattenkopf auf Frosts Körper genäht haben? Absurd!
    »Ich weiß nicht, Pierre«, sagt er. »Die Sache ist …«
    »Ziemlich heiß«, sagt Pierre nachdenklich und tippt auf den Bildschirm, wo noch immer Frosts Notizen zu sehen sind.
    »Nehmen wir mal an, he, nur ein Gedankenexperiment, okay? – nehmen wir mal an, du liegst richtig und Edenvalley will den Skandal vertuschen. Dann …« Ein Grinsen legt sich auf einmal über sein Gesicht.
    »Ich finde nichts Amüsantes an der Geschichte.« Er will den Stick herausziehen. Pierre

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