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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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überquert, fällt ihm auf, dass Camille nicht am Steuer sitzt, und sofort schießen Fantasien an die Oberfläche.
    Haben sie sie doch erwischt? Musste sie fliehen? Oder hat sie es sich anders überlegt? Der Lauf der SIG Sauer drückt in sein Kreuz. In diesem Moment ist ihm nicht klar, ob er das beruhigend finden soll oder nicht. Rasch wirft er einen Blick über die Schulter, ob jemand ihm gefolgt ist oder ob jemand ihn beobachtet. Was ist mit dem Glatzköpfigen im grauen Anzug, der hinter dem weißen BMW auftaucht?
    Ethan geht ein paar Schritte weiter, bleibt stehen, sieht auf die Uhr. Der Glatzköpfige auf der anderen Straßenseite geht weiter, biegt dann nach links in die Seitenstraße ab. Ein Hupen lässt ihn herumfahren, und er sieht Camille durch die Windschutzscheibe winken.
    »Ich hätte Sie beinahe nicht gefunden! Verflucht, warumhaben Sie woanders geparkt?«, fährt er sie an und wirft die Tür hinter sich zu.
    »Sie waren ewig bei Ihrem Anwalt. Und ich habe vor einer Einfahrt gestanden.« Sie startet den Motor und rangiert aus der Parklücke. »Und, haben Sie Ihm gesagt, dass ein Toter in Ihrer Wohnung liegt?«
    »Ja.«
    Sie sind zur Zielscheibe geworden, haben Sie es endlich kapiert?, hat Chéron ihn angefahren, ich weiß nicht, ob ich es verantworten kann, Sie wieder nach draußen zu lassen. Ich trage selbst die Verantwortung, hat Ethan entgegnet und dann die Unterlagen und den Schlüssel für das Schließfach verlangt.
    Sylvie ist in der ersten Februarwoche zu Chéron gekommen. Sie wollte die Erbangelegenheit mit ihrem Vater geregelt wissen. »Warum, zum Teufel, hat sie mir keine Erklärung hinterlassen?«, hat er den Anwalt gefragt. Vielleicht ist sie nicht mehr dazu gekommen, Monsieur Harris .
    1,5 Millionen. Er begreift immer noch nicht, wie Sylvie ihm eine solche Summe verschweigen konnte. Es sei denn … sie hat ein neues, anderes Leben geplant. Ohne ihn. Aber was hatte sie mit dem Baby vor? Das Geflecht aus Schlussfolgerungen und Hypothesen wird immer dichter und verwirrender.
    Hör auf damit!
    Etwas in ihm sträubt sich, Camille von Sylvies Hinterlassenschaft zu erzählen, er hält es für einen Verrat an Sylvie. Sie wollte sicher nicht, dass er …
    »Ich dachte, wir hätten einen Deal.« Camille sieht ihn mit hochgezogenen Brauen an. Dieses Gefühl, betrogen worden zu sein, lässt ihn nicht los, er will die acht Jahre nicht in Frage stellen – und tut es doch. Er zögert, greift dann in seine Jackentasche.
    »Ein Schlüssel?«, fragt sie erstaunt.
    »Zu einem Schließfach bei der P. A. Greenfield Bank in Gibraltar.«
    »Gibraltar? Macht man von dort aus nicht Off-Shore-Geschäfte?«
    Darüber hat er noch nicht nachgedacht.
    »Ein Schließfach, hm, und das hat Ihre Frau nie erwähnt?«
    »Nein!«, braust er auf. Ihre Fragerei geht ihm auf die Nerven – und noch mehr, dass sie ihren Finger in die Wunde legt. Sie hat auch das Baby nicht erwähnt, will er sagen, lässt es aber.
    Sie schüttelt den Kopf. »Sie sind aber schnell auf hundertachtzig! Erst erschießen Sie jemanden, und …«
    »Hören Sie auf damit! Sofort!«
    »Schon gut, schon gut!«, sagt sie beschwichtigend und seufzt.
    Er starrt aus dem Fenster auf die roten Rücklichter, die Straßenlaternen, die sich gerade einschalten. Er hätte sie nicht ins Vertrauen ziehen dürfen, hätte die Sache allein durchstehen sollen. Er ist nicht auf Teamarbeit eingestellt. Nein, er ist eigentlich überhaupt kein Teamarbeiter. Er ist Einzelkämpfer. Wir sind Einzelkämpfer, hat Sylvie eines Nachts, nach einem stundenlangen Streit, erschöpft gesagt. Und deshalb öffnen wir uns dem anderen nicht wirklich – und deshalb lieben wir uns, hat er noch hinzugefügt, worauf sie seine Hand genommen und sie fest gedrückt hat. Und dann hat sie ihn geküsst.
    Camille muss bremsen, als ein weißer Peugeot sich vor sie setzt.
    »Was glauben Sie, was Sie im Schließfach finden?«
    Geldbündel? Familienschmuck? Ein Geständnis? Inzwischen ist alles möglich. Sylvies Kränkung sitzt tief.
    »Reden Sie nicht mehr mit mir?«, fragt sie, gleich darauf drückt sie wütend auf die Hupe, als ein junger Mann vor ihr über die Straße eilt. Er dreht sich um und zeigt ihr den Stinkefinger.
    »Vollidiot!«
    Irgendwie tut es ihm gut, sie wütend zu erleben, vielleicht istsie doch nicht die überlegene Journalistin, die mein Schicksal als Trittleiter für ihre Karriere missbraucht.
    Sie hat bemerkt, wie sich seine Miene ein wenig entspannt. »Ja, ja, verbünden Sie sich nur

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