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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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sind angesichts der martialischen Heiligkeit dieses Tempels verstummt. Der NAT-Präsident geht voraus, gibt an der zweiten der drei Stahltüren einen Code ein, worauf sich die Tür aufschiebt und den Blick freigibt auf einen großen Raum mit mehreren Reihen deckenhoher Metallregale, darin Metallboxen, dicht aneinandergereiht. Gleißendes weißes Licht erhellt den Raum, spiegelt sich auf dem Metall der Boxen und Regale. Niemand sagt ein Wort in dieser Reinheit der Ordnung. Bis auf das Summen der Lüftung oder der Beleuchtung ist es totenstill. Minus achtzehn Grad, registriert Ethan auf dem Thermometer neben der Tür. Weiße Atemwolken schweben vor den Gesichtern.
    Camille hält sich in seiner Nähe, aber sie sieht ihn nicht an.
    Die Metallboxen in den Regalen tragen Barcodes. Ethan zieht eine in Augenhöhe ein Stück vor, hebt den Deckel. Grausilbrige nadelförmige Samen füllen verschiedene Fächer. Vielleicht wird es dieses ursprüngliche Saatgut irgendwann nicht mehr geben, weil es von manipuliertem Saatgut kontaminiert oder verdrängt wurde, denkt er, während die Samen durch seine Finger rieseln.
    Was müssten Bauern oder andere Saatgutkonzerne für dieses Saatgut wohl bezahlen, wenn es dies nirgendwo mehr gibt – außer in dieser Bank? Edenvalley oder Noah’s Arch Trust könnte Unsummen verlangen.
    »Don’t touch!«, fährt ihn einer der Sicherheitsleute im schwarzen Overall an, der plötzlich neben ihm steht.
    Er und Camille sind die Letzten der Gruppe, und sie sind noch in dem Raum mit den Regalen und Boxen, als sie hereinkommt. Die ganze Zeit schon hat er Ausschau nach ihr gehalten. Ihr weißsilbriger Schneeanzug reflektiert metallisch das weiße Licht der Deckenstrahler, als wäre er aus Stahl. Und obwohl das schwarze Haar von ihrer schneeweißen Fellmütze verdeckt wird, hat er sie sofort erkannt. Seine Hand in der Jackentasche umfasst die Waffe. Es ist leicht gewesen, sie zusammenzusetzen, er hat es in der Toilettenbaracke vor dem Saatgutbunker getan.
    »Sie haben den Weg nicht gescheut, wie ich feststelle«, bemerkt sie, erst ihn, dann Camille anlächelnd. »Ist es nicht fantastisch? Hier ist das gesamte Saatgut aller Kulturpflanzen der Erde archiviert!« Ihr Arm beschreibt einen weiten Bogen.
    »Wenn Firmen wie Edenvalley nicht die Erde verseuchen würden, wäre das hier nicht nötig«, antwortet er. Diesen Moment hat er herbeigesehnt, diesen Moment, wenn er ihr gegenübersteht.
    Camille wirft ihm einen warnenden Blick zu. Tu es nicht!
    »Ich hätte Sie für klüger gehalten«, sagt Océane.
    »Viele halten mich auch für friedfertiger«, kontert er, worauf sie mitleidig lächelt. »Wir müssen den Raum verlassen. Die Temperaturen müssen konstant bleiben.« Sie weist zur Tür und sagt fast beiläufig: »Ach, Camille –«
    Er hält die Pistole in der Jackentasche umklammert. Worauf wartet er noch?
    »Camille, ich habe für Sie ein Interview mit unserem Direktor James Stewart arrangiert. Er ist draußen. Er will mit Ihnen und Bob Redfern etwas besprechen. Es geht um Redferns Fernsehsender RED. Soweit ich weiß, suchen sie eine leitende Redakteurin …« Sie spricht nicht weiter, wirft Camille nur einen bedeutungsvollen Blick zu. »Ach … und bitte, Camille, bringen Sie ihm diesen Koffer mit, ja?« Sie übergibt Camille einen flachen Alukoffer und geht zur Tür.
    »Camille …«, sagt er, und dann weiß er nicht weiter, hält sie am Arm fest.
    »Was?«, fragt sie ungeduldig.
    »Bleib hier.«
    »Versprich mir, dass du ihr nichts tust«, sagt Camille leise zu ihm. »Du bist kein Mörder, Ethan. Du kommst ins Gefängnis. Das ist alles.«
    »Camille!« Er packt sie am Handgelenk. »Es ist die einzige Chance, irgendetwas zu verändern! Sie haben die Homepage gesperrt! Du hast die Nachrichten gehört! Niemand glaubt, dass Edenvalley hinter all dem steckt.«
    »Wenn du Océane tötest, ändert das nichts«, sagt sie leise.
    »Sie ist einer der führenden Köpfe, Camille! Von ihr hat Aamu ihre Aufträge bekommen! Und ich will wissen, ob sie auch Sylvies Tod befohlen hat.«
    Sie antwortet nicht.
    »Hast du die Seite gewechselt, Camille, oder warst du schon immer auf ihrer Seite?« Wieder antwortet sie nicht.
    »Weißt du, was ich von Anfang an gedacht habe, Camille? Diese Frau braucht Anerkennung und Liebe. Dafür tut siealles. Dafür lässt sie sich kaufen. Ich hätte dich kaufen können, Camille.«
    »Und, warum hast du es nicht getan?« In ihren Augen nimmt er einen Glanz wahr.
    »Camille, was ist?«, ruft

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