Die Saat
der Nacht gefressen und waren wie Zecken mit Blut gefüllt. Jetzt verdauten sie in totenähnlicher Apathie und warteten auf den Sonnenuntergang, um sich erneut vollzusaugen. Sie trugen Arbeiterklamotten und Geschäftsanzüge, Pyjamas und Abendkleider, dreckige Schürzen oder gar nichts.
Eph griff nach seinem Schwert und betrachtete die Gesichter, an denen sie vorbeigingen: Totenmasken mit blutroten Augen.
»Zusammenbleiben«, flüsterte Setrakian und nahm die UV-C-Granate vorsichtig aus dem Netzbeutel auf Vasiliys Rücken. Mit seinen verkrüppelten Fingern pulte er einen Streifen Klebeband ab und drehte dann an einem Griff an der Oberseite der Kugel, um die Batterie zu aktivieren. »Ich hoffe, dass es funktioniert.«
»Sie hoffen?«, fragte Vasiliy.
Ein älterer Mann näherte sich ihnen; vermutlich hatte er in dieser Nacht weniger Blut abbekommen als die anderen. Vasiliy reckte ihm den Silberdolch entgegen, und der Mann zischte.
»Wir stecken hier ganz schön in der Scheiße, Leute«, murmelte der Kammerjäger.
Hungrige Gesichter schälten sich aus den Schatten. Vampire der ersten oder zweiten Generation, erkennbar an ihrem weißen Haar. Einige machten tierische Geräusche und gutturale Klicklaute - sie versuchten zu sprechen, was jedoch durch die Fortsätze, die unter ihren Zungen gewachsen waren, unmöglich war. Ihre geschwollenen Hälse zuckten.
»Wenn die Spitze Bodenkontakt bekommt, sollte die Batterie zünden«, sagte Setrakian.
»Sollte!«,
erwiderte Vasiliy.
»Sie müssen hinter den Stützpfeilern in Deckung gehen.
Und zwar bevor die Granate hochgeht. « Rostige, mit Nieten übersäte Pfeiler standen in regelmäßigen Abständen im Raum. »Sie haben nicht mehr als ein paar Sekunden. Schließen Sie die Augen. Sehen Sie nicht hin, sonst wird die Explosion Sie erblinden lassen. «
»Nun machen Sie schon! «, rief Vasiliy, der von Vampiren umringt war.
»Noch nicht ... « Der alte Mann zog das Silberschwert aus dem Gehstock, und mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung fuhr er mit seinen verkrüppelten Fingern über die Klinge. Blut tropfte auf den Steinboden.
Der Geruch durchströmte die Vampire wie eine Welle.
Nun kamen sie aus allen Richtungen, krochen neugierig und hungrig aus den entferntesten Ecken.
Vasiliy wedelte mit seinem Dolch durch die staubige Luft. »Worauf warten Sie denn noch?«
Währenddessen suchte Eph die Gesichter der Frauen mit den toten Augen nach Kelly ab. Eine wollte ihn angreifen, doch er berührte ihr Brustbein mit seiner Schwertspitze, worauf sie zurückschrak, als hätte sie sich verbrannt.
Es wurde deutlich lauter um sie herum. Die vorderste Reihe der Vampire wurde von hinten dichter an sie herangedrückt. Die Gier setzte ihr Misstrauen außer Kraft, ihr Verlangen gewann die Oberhand. Setrakians Blut tropfte weiter auf den Boden, der Duft - und diese offensichtliche Verschwendung - trieb sie schier zur Raserei.
»Machen Sie schon!«
»Noch ein paar Sekunden ... «
Als die Vampire noch näherrückten, scheuchte Eph sie mit seiner Schwertspitze zurück. Erst jetzt fiel ihm ein, die LumaLampe wieder einzuschalten. Diejenigen, die ganz vorne standen, waren den Strahlen schutzlos ausgeliefert. Gleich würden sie zum Angriff übergehen. Eph spürte eine Hand, die nach seinem Ärmel griff ...
»Jetzt!«,
brüllte Setrakian.
Er warf die Granate in die Luft. Auf dem Scheitelpunkt der Flugbahn richtete sie sich mit der Spitze nach unten aus und bohrte sich dann zwischen die Steine. Ein Summen ertönte. Es klang wie das Blitzlicht eines alten Fotoapparates.
» Los, los!«, schrie Setrakian.
Eph wedelte mit dem Leuchtstab, schwang sein Schwert wie eine Machete und steuerte auf einen der Pfeiler zu. Die Vampire zogen an ihm, wollten ihn packen, und er hörte das matschig dumpfe Geräusch seiner Klinge, die in ihr Fleisch drang, hörte ihr Stöhnen und das gurgelnde Heulen. Er streckte jeden nieder, der sich ihm in den Weg stellte.
Das Surren der Granate wurde zu einem anschwellenden Pfeifton. Eph stach, trat und hieb sich einen Weg zum Stützpfeiler und erreichte gerade noch den schützenden Schatten, als sich die Höhle mit einem gleißenden blauen Licht füllte. Er kniff die Augen fest zusammen und verbarg sein Gesicht in der Armbeuge.
Dann vernahmen sie den bestialischen Todeskampf der Vampire, das Geräusch ihrer schmelzenden, Blasen werfenden Körper. Die dumpfen Schreie erstickten in den versengten Rachen.
Es war ein regelrechtes Massaker.
Der hohe Pfeifton hielt
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