Die Saat
fror. Reue schwappte wie eine Woge über ihn weg.
Er rappelte sich auf und blickte an sich herab, zog an seinem mit Hundeblut durchtränkten T-Shirt.
Was geschieht mit mir?
Langsam ging er ins Wohnzimmer. Obwohl es nicht viel war, bildete Gerties Blut auf dem karierten Läufer einen hässlichen schwarzen Fleck.
Ich habe es getrunken
...
Er berührte ihr Fell, wusste, dass sie tot war - dass er sie umgebracht hatte. Dann rollte er sie in den ruinierten Läufer ein. Mit einem tiefen Grunzen wuchtete er sich das Bündel auf die Schulter und trug es durch die Küche hinaus in den Garten. Beim Schuppen ließ er es fallen, rollte den schweren Bernhardiner aus dem Läufer und ging wieder hinein, um Pap zu holen.
Schließlich lagen sie nebeneinander im Schuppen, direkt unter dem Werkzeugbrett. Das Ekelgefühl war verschwunden, seine Kehle fühlte sich plötzlich kühl an, sein Kopf war ruhig und klar. Er musste einfach hinnehmen, was er nicht verstehen konnte.
Das, was er getan hatte, hatte ihn gesund gemacht.
Ansel wandte sich ab und ging zurück ins Haus, ins Badezimmer im ersten Stock. Streifte das blutige Hemd und die Boxershorts ab und zog einen alten Trainingsanzug an. Während er im Schlafzimmer nach seinen Turnschuhen suchte, spürte er, wie das Pochen zurückkehrte. Er hörte es nicht, er spürte es. Und er wusste, was das bedeutete ...
Stimmen an der Haustür. Seine Familie war zurück.
Er schaffte es unbemerkt nach unten und hinaus in den Garten, spürte das Gras unter seinen nackten Füßen, versuchte dem Pulsieren zu entkommen, das seinen Kopf mehr und mehr ausfüllte.
Er wollte die Einfahrt hinunterrennen, doch dann hörte er Stimmen auf der dunklen Straße. Panisch kehrte er um, lief in den Schuppen, zog die Tür hinter sich zu ... Was hätte er sonst tun sollen?
Gertie und Pap lagen tot an der Wand. Um ein Haar hätte Ansel geschrien.
Was habe ich getan?
Die kalten New Yorker Winter hatten die Tür des Schuppens so verzogen, dass sie nicht mehr richtig schloss. Durch den Spalt konnte er beobachten, wie sich Benjy in der Küche ein Glas Wasser holte.
Was geschieht mit mir?
Er fühlte sich wie ein Hund, ein tollwütiger Hund.
Ich habe die Tollwut.
Stimmen. Die Kinder kamen in den Garten und riefen im Licht der Sicherheitslampe über der Veranda nach den Hunden. Ansel sah sich hektisch um, dann schnappte er sich eine Harke und schob sie so leise wie möglich unter den Türgriff. Er sperrte die Kinder aus - und sich selbst ein.
»Gertie! Pap! «
Die Kinder liefen herum und suchten nach den Bernhardinern.
»Ger-tie! Pa-ap!«
Die Rufe seiner Kinder wurden von dem Trommeln in seinem Kopf überlagert. Dem Rhythmus des Blutes, das durch ihre jungen Adern gepumpt wurde. Kleine Herzen, die schnell und kräftig schlugen.
Mein Gott!
Nun näherte sich Haily dem Schuppen. Durch den Türspalt konnte Ansel ihre rosafarbenen Turnschuhe sehen. Er wich zurück. Sie versuchte, die Tür zu öffnen, zog am Griff. Ohne Erfolg.
Sie rief ihren Bruder zu Hilfe. Benjy kam zu ihr und rüttelte mit der ganzen Kraft eines Achtjährigen an der Tür. Die Wände des Schuppens bebten leicht, doch die Harke hielt.
Poch
...
Poch
...
Poch.
Ihr Blut. Es rief ihn ... Zitternd wandte sich Ansel dem Eisenpflock zu. Er war in massiven Beton eingelassen und zwei Meter tief eingegraben. Stabil genug, um zwei Bernhardiner während eines Sommergewitters angekettet zu halten. In den Regalen an der Wand entdeckte Ansel ein Halsband, an dem noch das Preisschild klebte. Und irgendwo musste doch auch noch ein altes Bügelschiass herumliegen ...
Er wartete, bis die Kinder in sicherer Entfernung waren, dann griff er nach dem stählernen Halsband.
Hinter dem Vorhang aus transparentem Plastik lag Kapitän Redfern in seinem OP-Hemdchen auf dem Krankenbett, die Lippen zu einer Grimasse verzerrt, die Atmung tief und schwer. Nachdem er sich mit anbrechender Nacht zunehmend unwohler gefühlt hatte, waren ihm genügend Sedativa verabreicht worden, um ihn für Stunden außer Gefecht zu setzen. Die Gelegenheit für Eph, einige Untersuchungen durchzuführen. Er dimmte die Beleuchtung, schaltete die Luma-Lampe an und richtete das indigoblaue Licht auf Redferns Hals, um sich die Narbe noch einmal genauer anzusehen. Und entdeckte etwas Überraschendes: ein wellenförmiges, schwarz-graues Muster auf Redferns Haut oder besser,
unter
seiner Haut, wie eine subkutane Schuppenflechte.
Als er die Lampe noch ein Stück näher hielt, zeigte diese
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