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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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Verfärbung eine Reaktion, drehte und wand sich, als versuchte sie, sich dem Licht zu entziehen.
    Was konnte das sein?
    Eph ließ das Licht über Redferns Gesicht wandern. Das marmorierte Fleisch unter der Haut erinnerte an die Maske eines uralten bösen Gottes. Ein grimmiges Antlitz, das in ihm wachte, während der kranke Mann schlief. Eph hielt die Lampe noch näher - und wieder kräuselte sich dieser innere Schatten, verzerrte sich zu einer Fratze, versuchte, vor dem Licht zurückzuweichen.
    Plötzlich schlug Redfern die Augen auf, als wäre er durch das Licht geweckt worden. Eph zuckte zurück. Das Secobarbital, das dem Piloten verabreicht worden war, hätte für zwei erwachsene Männer gereicht, er war viel zu stark sediert, um zu Bewusstsein zu kommen.
    Redferns zur Decke starrende Augen traten fast aus den Höhlen. Er wirkte verängstigt.
    Eph legte die Lampe weg und trat in das Sichtfeld des Patienten. »Kapitän Redfern?«
    Der Pilot bewegte die Lippen; Eph beugte sich vor, um zu hören, was er zu sagen versuchte. »Er ist hier«, krächzte Redfern. »Wer ist hier?«
    Der Pilot starrte weiter mit aufgerissenen Augen vor sich hin, als würde sich gerade eine furchtbare Szene vor ihm abspielen.
    »Mr. Leech«, sagte er.
     
    Als Nora zurückkam, fand sie Eph im Korridor vor der Radiologie. Zwischen den Buntstiftkunstwerken dankbarer junger Patienten, die an die Wand geheftet waren, erzählte er ihr, was er unter Redferns Haut entdeckt hatte.
    »Das Schwarzlicht der Luma-Lampen ist doch UV-Licht, richtig?«, sagte Nora dann.
    Eph nickte; auch er hatte an den seltsamen alten Mann vor der Gerichtsmedizin gedacht.
    »Ich will ihn sehen.«
    »Er ist gerade in der Radiologie. Für die Magnetresonanztomographie mussten wir ihn noch einmal sedieren.«
    »Ich habe die Ergebnisse aus dem Flugzeug. Du hattest Recht, was die verspritzte Flüssigkeit betrifft. Ammoniak und Phosphor.«
    »Ich wusste es.«
    »Aber auch Oxalsäure, Eisen und Harnsäure. Plasma.« »Was?«
    »Reines Plasma. Und jede Menge Enzyme.«
    Eph hielt sich eine Hand vor die Stirn, als hätte er Fieber. »Verdauungsenzyme?«
    »Genau. Und woran erinnert dich das?«
    »An Exkremente. Von Vögeln oder Fledermäusen. Wie Guano. Aber ... «
    Nora schüttelte den Kopf. Sie schien ebenso aufgeregt wie verwirrt zu sein. »Wer oder was auch immer in diesem Flugzeug war, hat einen riesigen Scheißhaufen in der Passagierkabine hinterlassen.«
    Während Eph noch über diese Entdeckung nachdachte, kam ein Mann in Krankenhauskleidung den Korridor heruntergelaufen und rief aufgeregt seinen Namen. Der Assistent aus dem MRT-Raum, völlig außer Atem. »Dr. Goodweather, ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich war nur mal kurz draußen, um mir einen Kaffee zu holen. Ich war keine fünf Minuten weg.«
    »Wovon reden Sie? Was ist los?«
    »Ihr Patient. Er liegt nicht mehr im Scanner. Er ist verschwunden. «
    Jim Kent stand in der Nähe des geschlossenen Krankenhauskiosks und sprach in sein Handy. »Ja, sie röntgen ihn gerade.
    Es scheint rapide bergab mit ihm zu gehen, Sir .............. Ja, die
    Scans müssten Ihnen in wenigen Stunden vorliegen .......... Nein,
    bislang noch nichts von den anderen Überlebenden ........ Ja, Sir,
    ich bin allein ... «
    Plötzlich wurde er durch den Anblick eines großen Mannes mit rötlich braunen Haaren abgelenkt, der einen Krankenhauskittel trug und mit unsicheren Schritten den Korridor hinunterschwankte, wobei er einen Infusionsständer hinter sich her zog, die Schläuche noch in seinen Armen.
    Wenn Jim nicht alles täuschte, war das Kapitän Redfern. »Sir, ich rufe später zurück.« Er legte auf, zog sich den Stöpsel aus dem Ohr, steckte das Handy weg und folgte dem Mann.
    Der Patient wurde für einen kurzen Augenblick langsamer und drehte den Kopf, als hätte er Jim bemerkt.
    »Kapitän Redfern?«
    Der Mann verschwand hinter der nächsten Ecke. Jim folgte ihm - nur um den Gang, in dem er nun stand, leer vorzufinden.
    Er checkte die Schilder an den Türen, öffnete die, auf der TREPPENHAUS stand, und blickte in den engen Schacht zwischen den Treppenabsätzen hinab. Und tatsächlich: Er sah einen Infusionsschlauch, der die Stufen hinuntergeschleift wurde.
    »Kapitän Redfern?« Jims Stimme hallte durch das Treppenhaus. Während er die Stufen hinabstieg, zückte er erneut sein Handy, um Eph anzurufen. Da er sich jedoch inzwischen im Keller befand, hatte er kein Netz. Er stieß eine Tür auf den Blick weiter auf das Display gerichtet

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