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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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nicht anders sein kann als strahlend. Ich spotte nicht - es ist wunderbar, allein daran zu glauben, woran man glauben
will,
und alles andere einfach zu ignorieren. Ich habe großen Respekt vor Ihrer Skepsis, Dr. Goodweather, und das sage ich in der Hoffnung, dass Sie Ihrerseits meine Erfahrung respektieren und meine Beobachtungen vor Ihrem wissenschaftlichen Verstand bestehen lassen.«
    »Na schön. Sie behaupten also, dass sich in dem Flugzeug ... einer von
denen
befand. Dieser ... Einzelgänger.« »Genau.«
    »Im Frachtraum. In dieser Kiste.«
    »Ja. Ein Sarg voller Erde. Sie kommen aus der Erde und kehren immer wieder dorthin zurück. Wie Würmer. Sie graben sich ein, um zu ruhen. Wir würden es Schlaf nennen.« »Fern vom Tageslicht«, sagte Nora.
    »Vom Sonnenlicht, ja. In der Verwandlungsphase sind sie am verwundbarsten.«
    »Wenn ich richtig verstanden habe, geht es um einen Krieg unter Vampiren. Aber hier gehen Vampire offenbar gegen Menschen vor? Diese toten Passagiere ... «
    »Auch das werden Sie schwer akzeptieren können, doch für sie sind wir keine Feinde. Wir sind keine ebenbürtigen Gegner. Für sie sind wir nur Beute. Nahrung. Wie Tiere in einem Pferch. Oder Fleisch in einem Regal im Supermarkt.«
    Eph fuhr sich durch die Haare. »Und was würden Sie jemandem sagen, der meint, das klinge doch ziemlich nach Science- Fiction?«
    Setrakian streckte den Finger aus. »Dieses Gerät da in Ihrer Tasche. Das mobile Telefon. Sie tippen ein paar Zahlen ein, und augenblicklich unterhalten Sie sich mit jemandem auf der anderen Seite der Welt.
Das
ist Science-Fiction, Dr. Goodweather.« Er lächelte. »Benötigen Sie einen Beweis?« Setrakian trat zu einer niedrigen Bank, auf der ein mit schwarzer Seide verhüllter Gegenstand lag. Er berührte den Stoff an der äußersten Ecke, wobei er versuchte, seinen Körper so weit wie möglich davon entfernt zu halten. Dann zog er das Tuch fort.
    Ein Glasbehälter kam zum Vorschein - ein Probengefäß, wie man es in jedem Geschäft für Medizinbedarf erhält. Darin schwamm, in einer milchigen Flüssigkeit, ein gut erhaltenes menschliches Herz.
    Eph beugte sich vor, um das Organ aus der Nähe zu betrachten. »Erwachsen, weiblich, wenn ich von der Größe ausgehe. Gesund. Ziemlich jung. Eine frische Probe.« Er sah Setrakian an. »Was soll das beweisen?«
    »Ich habe es einer jungen Witwe in einem Dorf bei Shkoder in Nordalbanien aus der Brust operiert. Das war im Frühjahr 1971.«
    Eph lächelte und beugte sich etwas weiter vor - als plötzlich etwas Tentakelartiges mit einem Saugnapf an der Spitze aus dem Herz schoss. Es traf das Glas genau dort, wo sich auf der anderen Seite Ephs Auge befand.
    Er zuckte zurück.
    »Was war das denn?«, fragte Nora neben ihm. Das Herz begann sich in dem Plasma zu bewegen. Es pulsierte.
    Es schlug.
    Eph beobachtete, wie der flache, mundähnliche Saugnapf über das Innere des Glases wanderte. Er sah Setrakian an, der, die Hände in den Taschen vergraben, alles beobachtete. »Es erwacht zum Leben, sobald menschliches Blut in seine Nähe kommt«, sagte der alte Professor.
    So ungläubig wie fasziniert wagte sich Eph erneut näher heran, wobei er etwas nach rechts trat. Der Saugnapf löste sich von der Innenseite des Glases - und schoss auf die Stelle zu, an der Eph stand. » Mein Gott!«, stieß er hervor. »Wie kann es leben?« Das Organ trieb in der Flüssigkeit wie ein blinder Fisch. Es hatte keine Blutzufuhr; Adern, Aorten, Hohlvenen - alles abgetrennt.
    »Es lebt nicht. Aber es ist auch nicht tot, Dr. Goodweather. Es ist
belebt.
Man könnte auch sagen: besessen. Allerdings im wortwörtlichen Sinn. Wenn Sie ganz genau hinsehen, erkennen Sie es.«
    Eph beobachtete die Kontraktionen, die im Gegensatz zu einem echten Herzschlag sehr unregelmäßig waren. Schließlich bemerkte er, wie sich in dem Organ etwas bewegte. Sich wand. »Was ist das? Ein ... Wurm?«
    Er war dünn und hell, rosafarben und etwa sechs bis sieben Zentimeter lang. Wie ein pflichtbewusster Wachposten, der in einem längst aufgegebenen Stützpunkt patrouilliert, zog er in dem Organ seine Runden.
    »Ein Blutwurm«, sagte Setrakian, »ein Kapillarparasit, der sich in den Infizierten vermehrt. Ich vermute, dass er das Bindeglied zwischen Virus und Mensch ist. Der eigentliche Überträger. «
    Eph schüttelte ungläubig den Kopf. »Was ist mit diesem ... diesem Saugnapf?«
    »Das Virus baut die lebenswichtigen Organe und Systeme des Wirts komplett um, wobei es allerdings sein

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