Die Sadir-Katastrophe
Oberfläche errichtete Fabriken große Mengen verschiedener Treibhausgase in die Luft, um den planetaren Treibhauseffekten damit Vorschub zu leisten. Gleichzeitig arbeiteten sich gigantische Schürfwerke über die Ebenen und Niederungen des Planeten. Sie hatten die Aufgabe, den im großen Maße durch Oxydationsprozesse im Oberflächengestein des Mars gebundenen Sauerstoffs bei gleichzeitiger Erz- und Mineralgewinnung freizusetzen. Diese Arbeiten wurden zunächst vor allem in den tiefsten Bereichen der nördlichen Hemisphäre vorangetrieben, denn dort würde sich das langsam freigesetzte Wasser zuerst sammeln. In der Gegenwart hatten sich große Teile der einstigen Tiefländer und Grabenbrüchen des nördlichen Mars in ein flaches Binnenmeer und viele größere und kleinere Seen verwandelt. Wasserläufe in unterschiedlichen Dimensionen ergänzten das Bild. Die Atmosphäre war bereits dicht genug, um sie mit speziellen Verdichtermasken atmen zu können. Das war nicht ausschließlich das Verdienst der wandernden Sauerstoff- Fabriken. Viel dazu bei trug auch das marsianische Leben. Denn die größte Überraschung des Planeten war die des Lebens! Kaum waren nennenswerte Wasseransammlungen entstanden, explodierte pflanzliches Leben in Form von Algen, Phytoplankton und Flechten geradezu. Ganz so, als habe es in verkapselter Form tief im Inneren der planetaren Kruste nur darauf gewartet, wieder wie Dornröschen aus dem Märchen wach geküsst zu werden. Der Mensch ergänzte das aquatische Leben durch Ansiedlungen speziell für den Mars entwickelter Landpflanzen. So gab es bereits ausgedehnte Grassteppen, Buschland und kleinere Wäldchen. Noch aber existierten auch die so marstypischen rostrot gefärbten Gebiete. Vor allem auf der Südhalbkugel herrschten sie vor. Doch der Himmel war längst hellblau geworden, und aus dem All präsentierte sich der Planet nun zusätzlich mit grünen und blauen Flecken, die mit dem dichten Weiß ziehender Wolken gesprenkelt waren.
Die Marsnation, eigenständiges Mitglied des terranischen Bundes, zählte jetzt, im Jahr 2231 bereits mehr als eine Million Einwohner. Rund 350.000 davon lebten in der Hauptstadt des Planeten, Marsiana, gelegen am nördlichen Rand des alten Xhante Terra- Hochlandes, wo sich unmittelbar die Tiefebenen von Chrysae Planitia anschlossen, und von wo man einen Atemberaubenden Blick auf die Chrysae- See hatte. Neben dem Bergbau, der Erzveredelung und der Herstellung hochwertiger Metalle, war der Tourismus eines der wichtigsten Standbeine der marsianischen Wirtschaft. Und davon ließ es sich gut leben, war der Planet doch eines der beliebtesten Urlaubsziele im ganzen Sonnensystem. Schließlich hatte er ja auch einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten, Olympos Mons zum Beispiel, den höchsten Vulkanberg des Systems. Oder das Atemberaubende Valles Marineris, welches den Grand Canyon auf der Erde 100-mal in den Schatten stellte. Dieses gigantische Naturspektakel hatte sich auch die Crew der PRINCESS nicht entgehen lassen. Und so waren sie gerade von einer viertägigen Exkursion zum Valles Marineris zurückgekehrt und genossen die letzten Stunden ihres Urlaubs auf dem roten Planeten, wie der Mars allenthalben immer noch genannt wurde.
„ Ahh!“, seufzte Hanne Arminos in diesem Moment wohlig und reckte ausgiebig ihre Arme. „Kinder, ist das ein Leben! Nur schade, dass alles übermorgen schon wieder vorbei ist.“
„ Da hast du leider recht, werte Kollegin“, stimmte Karin Schröder zu. Sie erhob sich mit einem Schwung von ihrer Sonnenliege und strebte dem Rand des hoteleigenen Erlebnispools zu.
„ Aber irgendwie freue ich mich auch schon darauf“, fügte sie dann ergänzend hinzu. „Schließlich bekommen wir dann unser neues Schiff übergeben!“
„ Tjaja, die PRINCESS II“, murmelte die Astronavigationsspezialistin versonnen vor sich hin. Etwas lauter sagte sie dann:“ Was meint ihr? Die erste der Prinzessinnen ist hinüber. Wie lange wird Nummer Zwei wohl durchhalten?“
„ Na hoffentlich länger, als es für mich bei der Nummer Eins der Fall war!“, antwortete Karin vergnügt lachend. „Sonst könnte es auf die Dauer sehr, wirklich sehr anstrengend mit euch werden!“
Sie sprang ins angenehm temperierte Marswasser des Pools, schwamm und tauchte dann einige Minuten lang in dem abwechslungsreich gestalteten Becken herum. Prustend tauchte sie bald darauf wieder auf und steuerte zum Rand des Pools zurück. Dort angekommen spritzte sie mit einer
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