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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Williams Mutter, doch fasste sie sich schnell und sagte: »Nun, Mönch, hatte ich recht?«
    »Törichtes Weib!«, herrschte er sie an. »Ärger als Ihr es getan habt, kann der Mensch kaum irren.«
    Regan verschlug es die Stimme, so hatte sein scharfer Ton sie erschreckt.
    Ich kuriere sie mit ihrer eigenen Medizin, dachte er befriedigt und fuhr im gleichen Ton fort: »Ihr bildetet Euch ein, Ihr könntet mich und Waleran entzweien. Habt Ihr wirklich geglaubt, ich würde Euch nicht auf die Schliche kommen? Ihr seid ein geriebenes Weib, gewiss, aber denken können auch noch andere Menschen auf Gottes Erde!«
    Ihre Miene verriet, was in ihr vorging: Sie wusste, dass ihr Plan gescheitert war, und suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Er hakte nach, ehe sie sich wieder sammeln konnte.
    »Ihr habt versagt, Regan. Jetzt stehen Euch noch zwei Wege offen: Entweder Ihr bleibt hier sitzen und erwartet ergeben des Königs Beschluss – vielleicht habt Ihr ja Glück, und er ist Euch morgen Vormittag gewogen …« Er hielt inne.
    »Und der andere Weg?«, fragte sie widerstrebend.
    »Ein Geschäft. Zwischen Euch und mir. Wir teilen die Grafschaft untereinander auf und sorgen dafür, dass Waleran leer ausgeht. Wir gehen gemeinsam zum König, sagen ihm, dass wir einen Kompromiss geschlossen haben, und lassen ihn absegnen, bevor die Bischöfe etwas dagegen unternehmen können.« Philip ließ sich auf einer Bank nieder und gab sich zwanglos. »Im Grunde ist das Eure einzige Chance. Ihr habt gar keine andere Wahl.« Er blickte in die Flammen, um seine innere Anspannung zu verbergen. Eigentlich müssten sie darauf eingehen, dachte er. Es ist die Wahl zwischen dem Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach … Aber sie sind furchtbar habsüchtig – vielleicht gehen sie doch aufs Ganze …
    Percy Hamleigh ergriff als Erster das Wort. »Die Grafschaft aufteilen?«, fragte er. »Wie?«
    Immerhin, wenigstens sind sie neugierig, dachte Philip erleichtert. »Hört Euch an, was ich Euch vorzuschlagen habe«, erwiderte er. »Ihr werdet sehen, dass mein Angebot äußerst großzügig ist. Ihr wäret verrückt, wolltet Ihr es zurückweisen.« Er wandte sich wieder an Regan. »Ich biete Euch die bessere Hälfte.«
    Erwartungsvoll blickten sie ihn an, aber Philip gab ihnen keine weiteren Erläuterungen. »Was soll das heißen – ›die bessere Hälfte‹?«, fragte Regan schließlich ungeduldig.
    »Was ist wertvoller – urbares Land oder Wald?«
    »Mit Gewissheit urbares Land.«
    »Gut. Ihr sollt das Ackerland haben. Ich nehme den Wald.«
    Regan kniff die Augen zusammen. »Das heißt, Ihr wollt das Holz für Eure Kathedrale.«
    »Ganz recht.«
    »Was ist mit Wiesen und Weiden?«
    »Was wollt Ihr haben – die Vieh- oder die Schafweiden?«
    »Die Viehweiden.«
    »Einverstanden. Dann nehme ich die Schafzuchten in den Hügeln. Wollt Ihr die Einkünfte von den Märkten oder den Steinbruch?«
    Percy sagte: »Die Märk …«, doch Regan unterbrach ihn. »Angenommen, wir wollen den Steinbruch?«
    Sie weiß, worauf ich hinauswill, dachte Philip, der den Steinbruch für den Dombau benötigte. Ihm war klar, dass Regan hinter den Markteinkünften her war – das war leichter verdientes Geld –, und so antwortete er zuversichtlich: »Wollt Ihr aber nicht – oder?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Wir nehmen die Märkte.«
    Percy zog ein langes Gesicht. »Ich brauche einen Wald für die Jagd«, sagte er. »Ein Graf muss über eigene Jagdgründe verfügen.«
    »Jagen könnt Ihr dort«, erwiderte Philip rasch. »Ich will bloß das Holz.«
    »Einverstanden«, sagte Regan – ein wenig zu schnell für Philip, dem sogleich Bedenken kamen. Habe ich unwissentlich auf ein wichtiges Recht verzichtet, fragte er sich. Oder ist sie bloß ungeduldig und will nicht lange über solche Nebensächlichkeiten streiten? Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende geführt, da fuhr Regan Hamleigh fort: »Angenommen, wir finden unter den Urkunden des Grafen Bartholomäus noch Hinweise auf weitere Ländereien, auf die dann sowohl Ihr als auch wir Anspruch erheben?«
    Aus der Tatsache, dass sie sich auf solche Einzelheiten einließ, schloss Philip auf ihre Bereitschaft, seinen Vorschlag anzunehmen. Er versuchte, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen, und antwortete kühl: »Dann müssen wir uns auf einen Schiedsrichter einigen. Wie wär’s mit Bischof Henry?«
    »Einem Priester?« In Regans Stimme schwang ein Anflug der altgewohnten Verachtung mit. »Nein. Ich

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