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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zweifle an seiner Objektivität. Wie wär’s mit dem Vogt von Shiring?«
    Der ist auch nicht objektiver als der Bischof, dachte Philip. Aber da ihm niemand einfiel, mit dem beide Seiten gleichermaßen zufrieden gewesen wären, stimmte er zu: »Einverstanden – unter einer Bedingung: dass wir gegen sein Urteil beim König Berufung einlegen können.« Diese Rückversicherung müsste genügen, dachte er.
    »Einverstanden«, sagte Regan und fügte mit einem Seitenblick auf ihren Ehemann hinzu: »Wenn es meinem Gemahl so gefällt.«
    »Ja, ja«, sagte Percy Hamleigh.
    Philip wusste, dass der Erfolg nahe war. Er holte tief Luft und sagte: »In der Hauptsache sind wir uns also einig. Wir können demnach …«
    »Augenblick!«, unterbrach ihn Regan. »Wir sind uns noch nicht einig.«
    »Aber ich habe Euch alles gegeben, was Ihr wolltet.«
    »Es ist immer noch möglich, dass uns der König die gesamte Grafschaft überträgt.«
    »Oder überhaupt nichts.«
    Regan zögerte. »Vorausgesetzt, wir werden handelseinig – wie gedenkt Ihr Euch dann zu verhalten?«
    Philip hatte mit dem Einwand gerechnet. Er wandte sich an Percy. »Könnt Ihr heute Abend noch beim König vorsprechen?«
    Percy war sichtlich aufgeregt, aber er sagte: »Wenn ich einen guten Grund dafür habe, ja.«
    »Geht zu ihm und teilt ihm mit, dass wir uns geeinigt haben. Er soll unseren Kompromiss morgen Vormittag als seine eigene Entscheidung bekannt geben. Versichert ihm, dass wir beide, Ihr und ich, uns mit dieser Entscheidung einverstanden erklären werden.«
    »Und was soll ich sagen, wenn er mich fragt, ob die Bischöfe auch einverstanden sind?«
    »Dann sagt, wir hätten noch nicht die Zeit gefunden, mit ihnen darüber zu sprechen. Ruft ihm ins Gedächtnis zurück, dass nicht der Bischof, sondern der Prior für den Bau der Kathedrale zuständig ist. Und lasst durchblicken, dass den Bischöfen, wenn ich zustimme, gar nichts anderes übrigbleibt, als ebenfalls zuzustimmen …«
    »Aber wenn die Bischöfe nach der Verkündung der Entscheidung Beschwerde führen?«
    »Wie könnten sie!«, rief Philip aus. »Sie geben doch vor, einzig und allein deshalb nach der Grafschaft zu trachten, weil sie mit den Einkünften die neue Kathedrale finanzieren wollen. Soll Waleran sich vielleicht beschweren, dass er nun keine Gelder mehr zweckentfremden kann?«
    Regan kicherte. Philips Verschlagenheit gefiel ihr. »Der Plan ist gut«, sagte sie.
    »Es gibt allerdings eine wichtige Bedingung«, sagte Philip und sah ihr in die Augen. »Der König muss ausdrücklich verkünden, dass mein Anteil der Priorei übertragen wird. Wenn er das nicht von sich aus tut, werde ich ihn darum bitten. Überträgt er meinen Anteil der Diözese, dem Sakristan, dem Erzbischof oder sonst wem, ist unsere gesamte Übereinkunft null und nichtig. Ist das klar?«
    »Ich verstehe«, sagte Regan gereizt. Philip sah in ihrer Verstimmung ein Zeichen dafür, dass sie mit dem Gedanken gespielt hatte, dem König eine leicht abgewandelte Version der Übereinkunft zu präsentieren, und war froh, dass er für eine Klarstellung gesorgt hatte.
    Er erhob sich, wollte aber nicht gehen, ohne den Pakt zuvor auf irgendeine Weise besiegelt zu haben. »Wir sind uns also einig«, sagte er, und es klang mehr wie eine Feststellung denn wie eine Frage. »Wir haben einen bindenden Vertrag geschlossen.« Er sah von einem zum anderen.
    Regan nickte fast unmerklich, und Percy bestätigte: »Ja, wir haben einen Vertrag geschlossen.«
    Philips Herzschlag beschleunigte sich. »Gut«, sagte er gepresst. »Ich sehe Euch morgen Vormittag auf der Burg.« Mit ausdruckslosem Gesicht verließ er das Zimmer. Draußen auf der dunklen Straße ließ er jedoch seinen Gefühlen freien Lauf und gestattete sich ein breites, triumphierendes Grinsen.
    Nach dem Abendessen verfiel Philip in einen unruhigen, bangen Schlaf. Gegen Mitternacht erhob er sich für die Matutin, danach lag er wach auf seiner Strohmatratze und grübelte darüber nach, welchen Lauf die Dinge am kommenden Vormittag nehmen könnten.
    Eigentlich, so dachte er, müsste König Stephan den Vorschlag gutheißen, bot dieser ihm doch einen Ausweg aus seinem Dilemma, indem er ihm einen neuen Grafen und eine neue Kathedrale verschaffte. Freilich war er sich längst nicht so sicher, wie er Regan gegenüber zum Ausdruck gebracht hatte, dass Waleran die Entscheidung tatenlos hinnehmen würde. Dem Bischof war durchaus zuzutrauen, dass ihm noch Argumente gegen die Übereinkunft

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