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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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gesagt, nur, um diese entsetzliche Furcht loszuwerden, er müsse in der Hölle braten. »Einverstanden«, erklärte er ohne Zaudern. »Wenn ich nur schnell beichten kann.«
    »Na gut«, meinte Waleran. »Lasset uns beten.«
    Schon während sie das Gebet hastig herunterleierten, spürte William, wie die Last seiner Schuld wich. Allmählich begann er gar, sich über seinen Erfolg zu freuen, und als er schließlich aus der Kapelle trat, war ihm die gehobene Stimmung so deutlich anzusehen, dass seine Männer lauthals ihre Freude kundtaten. William teilte ihnen mit, dass sie nach dem Willen Gottes, verkündet durch Bischof Waleran, künftig wieder für König Stephan kämpfen würden, und das genügte ihnen als Ausrede für eine Feier. Waleran ließ Wein kommen.
    Während sie auf das Essen warteten, sagte William: »Stephan sollte mich jetzt in meiner Eigenschaft als Graf bestätigen.«
    »Sollte schon«, bekräftigte Waleran. »Ob er es allerdings tut, ist eine andere Frage.«
    »Aber ich bin doch zu ihm übergelaufen!«
    »Richard von Kingsbridge ist ihm nie abtrünnig geworden.«
    William gestattete sich ein selbstzufriedenes Grinsen. »Ich glaube, ich habe dafür gesorgt, dass Richard uns nicht mehr in die Quere kommen kann.«
    »Ach ja? Wie das?«
    »Richard hat nie Land besessen. Sein ritterliches Gefolge hat er sich nur auf Kosten seiner Schwester leisten können.«
    »Eine unorthodoxe Methode, gewiss, allerdings auch eine erfolgreiche.«
    »Aber seine Schwester hat kein Geld mehr. Ich habe gestern ihr Lagerhaus in Brand gesteckt. Jetzt steht sie ohne einen Heller da und Richard ebenfalls.«
    Waleran nickte anerkennend. »Dann ist es ja nur noch eine Frage der Zeit, bis er auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Und dann, denke ich, wird Euch auch die Grafschaft zufallen.«
    Das Essen wurde aufgetragen. Williams Krieger saßen am unteren Ende der Tafel und machten den Waschfrauen der Bischofsresidenz schöne Augen. William, der bei Waleran und den Erzdiakonen am oberen Ende saß, beneidete seine Männer ein wenig: Nun, da er seine Furcht losgeworden war, empfand er die Erzdiakone als langweilige Tischgenossen.
    Dechant Baldwin reichte William ein Erbsengericht und sagte: »Lord William, wie wollt Ihr andere daran hindern, es Prior Philip gleichzutun und ihre eigene Wollmesse abzuhalten?«
    William verblüffte die Frage. »Wer würde das schon wagen!«
    »Ein Mönch sicherlich nicht mehr, aber vielleicht ein Graf.«
    »Dazu bräuchte er eine Genehmigung.«
    »Die könnte er bekommen, wenn er für König Stephan kämpft.«
    »Nicht in dieser Grafschaft.«
    »Baldwin hat recht«, mischte Bischof Waleran sich ein. »An der Grenze Eurer Grafschaft gibt es jede Menge Städte, die ihre eigene Wollmesse abhalten könnten: Wilton, Devizes, Wells, Marlborough, Wallingford …«
    »Wenn ich Kingsbridge niederbrennen konnte, kann ich auch jede andere Stadt niederbrennen«, sagte William verstimmt. Er nahm einen tiefen Schluck Wein. Es ärgerte ihn, seinen Sieg herabgemindert zu sehen.
    Waleran griff nach einem Brötchen und brach es, aß jedoch nicht davon. »Mit Kingsbridge hattet Ihr leichte Beute«, führte er aus. »Es hat keine Stadtmauer, keine Burg, ja nicht einmal eine große Kirche, in der die Menschen Zuflucht suchen können. Überdies wird es von einem Mönch regiert, der weder über Ritter noch über Bewaffnete verfügt. Kingsbridge liegt, im Gegensatz zu den meisten anderen Städten, völlig schutzlos da.«
    Dechant Baldwin fügte hinzu: »Und wenn der Krieg erst einmal vorbei ist, dann könnt Ihr auch eine Stadt wie Kingsbridge nicht mehr einfach niederbrennen und ungeschoren davonkommen – egal, wer dann auf dem Thron sitzt. Das ist dann Landfriedensbruch. Kein Herrscher kann dergleichen in Friedenszeiten dulden.«
    William sah ein, dass sie recht hatten, und das ärgerte ihn. »Dann war die ganze Mühe womöglich umsonst«, sagte er und legte sein Messer nieder. Sein Magen verkrampfte sich vor Zorn, und er brachte keinen Bissen mehr hinunter.
    »Wenn Aliena aber ruiniert sein sollte«, sagte Waleran, »dann ist dadurch natürlich so etwas wie eine Lücke entstanden.«
    William verstand kein Wort. »Wie meint Ihr das?«
    »Der Großteil der Wolle in dieser Grafschaft ist dieses Jahr an sie verkauft worden. Was aber wird nächstes Jahr?«
    »Ich weiß nicht.«
    Waleran fuhr nachdenklich fort: »Bis auf Prior Philip sind sämtliche Wollproduzenten im weiten Umkreis entweder Pächter des Grafen oder des Bischofs.

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