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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ich, das ist wirklich.« Er betrachtete ihre Brüste und fasste zwischen ihre Beine, um die krausen Haare zu streicheln. Die Berührung ging ihr durch Mark und Bein. Er sah, wie sie zusammenzuckte, und hielt inne.
    Einen kurzen Moment lang fühlte sie sich versucht nachzugeben. Ja, schön, lass uns zusammen davonlaufen, jetzt gleich. Und hätte er sie weiter gestreichelt, hätte sie es vielleicht getan; aber die Vernunft gebot ihr zu sagen: »Ich werde Alfred heiraten.«
    »Du bist nicht ganz bei Trost!«
    »Das ist mein einziger Ausweg.«
    Er starrte sie an. »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte er.
    »Es geht nicht anders.«
    »Ich kann dich doch nicht so einfach hergeben. Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.« Seine Stimme versagte.
    Sie begann, an seine Vernunft zu appellieren – ebenso sehr wie an ihre eigene. »Was nützt es schon, wenn ich das Versprechen, das ich meinem Vater gegeben habe, breche, um dir dann die Ehe zu versprechen? Sobald ich das erste breche, ist auch das zweite keinen Pfifferling mehr wert.«
    »Das ist mir egal. Ich will kein Versprechen von dir. Ich will bloß, dass wir immer zusammenbleiben und uns lieben können, so oft wir wollen.«
    Das ist die Vorstellung eines Achtzehnjährigen von der Ehe, dachte sie, aber sie sprach es nicht aus. Hätte sie frei entscheiden können – sie hätte sein Angebot nur allzu gern angenommen. »Ich kann nicht einfach tun, was mir gefällt«, sagte sie traurig. »Das ist nun mal meine Bestimmung.«
    »Was du tust, ist falsch«, gab er zurück. »Nicht nur falsch, es ist schlecht. Auf solche Weise dein ganzes Glück aufzugeben, das ist, als wenn du Edelsteine ins Meer wirfst. Das ist schlimmer als jede Sünde.«
    Plötzlich durchzuckte sie der Gedanke, dass ihre Mutter ihm zugestimmt hätte. Sie hatte keine Ahnung, woher sie das so genau wusste, und sogleich schob sie den Gedanken beiseite. »Ich könnte niemals glücklich werden – nicht einmal mit dir –, wenn ich mit dem Wissen leben müsste, das Versprechen, das ich meinem Vater gab, gebrochen zu haben.«
    »Dir liegt mehr an deinem Vater und deinem Bruder als an mir«, sagte er und klang zum ersten Mal gereizt.
    »Nein …«
    »Was dann?«
    Er war lediglich streitlustig, dennoch nahm sie seine Frage ernst. »Es bedeutet wohl, dass ich den Eid, den ich meinem Vater schwor, für wichtiger halte als meine Liebe zu dir.«
    »Wirklich?«, fragte er ungläubig. »Ist das dein Ernst?«
    »Ja, das ist mein Ernst«, antwortete sie schweren Herzens, und die Worte klangen ihr wie eine Totenglocke.
    »Dazu gibt es ja wohl nichts mehr zu sagen.«
    »Nur … dass es mir leidtut.«
    Er stand auf, wandte ihr den Rücken zu und griff nach seinem Unterhemd. Seine Beine waren überall übersät mit lockigen, rotblonden Härchen. Rasch schlüpfte er in Hemd und Wams, zog die Socken an und stieg in die Stiefel. Aliena ging es viel zu schnell.
    »Du wirst schrecklich unglücklich sein«, sagte er.
    Er legte es darauf an, ihr wehzutun, doch der Versuch misslang, denn sie hörte das Mitgefühl in seiner Stimme.
    »Ja, das werde ich«, erwiderte sie. »Würdest du wenigstens … wenigstens so weit gehen zu sagen, dass du mich für diese Entscheidung achtest?«
    »Nein«, gab er ohne Zögern zurück. »Das kann ich nicht. Ich verachte dich dafür.«
    Sie saß da, nackt, wie sie war, sah ihn an und begann zu weinen.
    »Am besten gehe ich jetzt«, sagte er, und seine Stimme drohte zu versagen.
    »Ja, geh«, schluchzte sie.
    Er ging zur Tür.
    »Jack!«
    Er drehte sich um.
    Sie sagte: »Wünsch mir wenigstens alles Gute, ja, Jack?«
    Er hob den Riegel. »Na gut –« Er hielt inne, brachte aber kein Wort heraus. Er sah zu Boden, dann wieder auf sie. Diesmal brachte er es heraus, wenn auch nur im Flüsterton: »Alles Gute.«
    Damit ging er.
    Toms ehemaliges Haus gehörte nun Ellen, aber da es gleichzeitig auch Alfreds Zuhause war, wimmelte es dort an diesem Morgen vor Menschen, die unter Anleitung von Alfreds dreizehnjähriger Schwester Martha den Hochzeitsschmaus vorbereiteten. Jacks Mutter sah betrübt zu. Alfred, ein Handtuch unter dem Arm, stand im Begriff, zum Fluss hinunterzugehen – die Frauen badeten einmal im Monat, die Männer nur Ostern und Michaeli, allenfalls noch am Morgen ihrer Hochzeit, wie es der Brauch wollte. Als Jack das Haus betrat, verstummte jede Unterhaltung.
    »Was willst du denn hier?«, fragte Alfred.
    »Dass du diese Hochzeit abbläst«, gab Jack zurück.
    »Verpiss dich«, sagte

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