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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ohne mich überhaupt zu fragen, ob er mich begleiten darf. Und er hatte sich längst von mir verabschiedet. Ich rief ihn zurück und erklärte ihm, wenn du einverstanden wärst, könne er in der Höhle bei den Tieren schlafen, wo er es wenigstens warm und trocken hätte.«
    Nach einem Augenblick des Schweigens fügte Jennsen hinzu, »Er meinte noch, er hätte Verständnis dafür, wenn du keinen Fremden in der Nähe haben möchtest, und würde in dem Fall einfach seiner Wege gehen.«
    »Das hat er tatsächlich gesagt? Nun, Jenn, dies bedeutet entweder, er ist sehr ehrlich oder überaus gerissen.« Sie sah Jennsen ernst in die Augen. »Was, glaubst du wohl, trifft zu, hm?«
    Jennsen wirkte verlegen. »Ich weiß es nicht, Mutter, ehrlich nicht. Ich habe mir dieselben Fragen gestellt wie du, wirklich.«
    Dann fiel es ihr wieder ein. »Er sagte, er wolle, daß du das hier bekommst, damit du dich vor keinem Fremden fürchten mußt, der in der Nähe übernachtet.«
    Jennsen nahm das Messer mitsamt Scheide und reichte es ihrer Mutter; der silberne Griff blinkte im matten, gelblichen Licht.
    Einen verblüfften Ausdruck in den Augen, ergriff ihre Mutter es zögernd mit beiden Händen, während sie leise murmelte, »Gütige Seelen.«
    »Ich weiß«, meinte Jennsen. »Als ich es sah, hätte ich vor Schreck fast laut aufgeschrien. Sebastian meinte, es sei eine sehr noble Waffe, viel zu nobel, um sie zu vergraben, deshalb wollte er, daß ich sie an mich nehme. Das Kurzschwert des Soldaten und die Axt hat er selbst behalten. Als ich ihm daraufhin erklärte, ich würde es dir schenken, meinte er, er hoffe, es werde dir helfen, dich sicher zu fühlen.«
    Ihre Mutter schüttelte langsam den Kopf. »Dieses Ding wird mir ganz und gar nicht helfen, mich sicher zu fühlen – erst recht nicht, seit ich weiß, daß der Mann, der es bei sich trug, ganz in unserer Nähe war. Jenn, das Ganze gefällt mir nicht. Absolut nicht.«
    »Sebastian ist krank, Mutter. Kann er nicht in der Höhle übernachten? Ich ließ durchblicken, daß er von uns mehr zu befürchten hat als wir von ihm.«
    Ihre Mutter sah verschmitzt lächelnd auf. »Kluges Mädchen.« Sie wußten beide, daß sie als Gespann zusammenarbeiten mußten, wenn sie überleben wollten.
    Daraufhin seufzte sie, als bedrücke sie das Wissen um all die Dinge, die ihre Tochter im Leben entbehren mußte. Zärtlich strich sie Jennsen mit der Hand durchs Haar.
    »Also gut, meine Kleine«, meinte sie schließlich, »heute Nacht werden wir ihn hier schlafen lassen.«
    »Und ihm etwas zu essen geben. Ich hab ihm eine warme Mahlzeit für seine Hilfe versprochen.«
    Das innige Lächeln ihrer Mutter wurde breiter. »Also gut, und eine Mahlzeit.«
    Noch immer hielt sie das Messer in der Hand und betrachtete nachdenklich das fein ziselierte »R«. Jennsen vermochte sich nicht vorzustellen, welche grauenhaften Gedanken – und Erinnerungen – ihrer Mutter durch den Kopf gehen mußten, während sie schweigend das Wahrzeichen des Hauses Rahl betrachtete.
    »Gütige Seelen«, meinte ihre Mutter noch einmal leise bei sich.
    Jennsen schwieg, wußte sie doch nur zu gut, daß es ein häßlicher, ein schändlicher Gegenstand war.
    »Mutter«, meinte Jennsen leise, nachdem diese den Griff sehr lange betrachtet hatte, »es ist fast dunkel. Darf ich jetzt Sebastian holen gehen und ihn zur Höhle bringen?«
    Ihre Mutter schob die Klinge zurück in die Scheide, als wollte sie sich mit dieser Geste gleichzeitig einer endlosen Folge schmerzhafter Erinnerungen entledigen.
    »Ja, vermutlich ist es besser, wenn du ihn jetzt holst. Bring ihn zur Höhle und zünde ihm ein Feuer an. Ich werde die Fische zubereiten und ihm ein paar Kräuter mitbringen, damit er trotz seines Fiebers schlafen kann. Bleib bei ihm, bis ich komme, und laß ihn nicht aus den Augen. Wir werden zusammen mit ihm dort draußen essen, denn im Haus will ich ihn nicht haben.«
    Bevor ihre Mutter wieder ins Haus gehen konnte, hielt Jennsen sie mit einer sachten Berührung am Arm zurück, denn sie mußte ihr ja noch etwas gestehen. Liebend gern hätte sie ihr diesen Kummer erspart, doch es führte kein Weg daran vorbei.
    »Mutter«, sagte sie mit einer Stimme, kaum mehr als ein Flüstern, »wir werden dieses Haus aufgeben müssen.«
    Ihre Mutter war entsetzt.
    »Ich habe bei dem d’Haranischen Soldaten noch etwas gefunden.«
    Jennsen zog das Stück Papier aus der Tasche, faltete es auseinander und zeigte es ihr.
    Ihre Mutter erfaßte die beiden Worte auf

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