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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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hatte Althea lange vor ihm gekannt, zu einer Zeit als sie noch jung und sehr schön gewesen war, eine Hexenmeisterin in der Blüte ihrer Kraft und Talente, eine begehrenswerte Frau, eine Frau, der so mancher große Mann den Hof gemacht hatte. Eine Frau, die wußte, was sie wollte, und die ihre Ziele mit ungezügelter Leidenschaft verfolgte. Friedrich war nicht so naiv zu glauben, er sei der erste Mann in ihrem Leben gewesen.
    »Ich habe ein paarmal mit ihr gesprochen«, sagte Nathan, gewissermaßen als Antwort auf die unausgesprochenen Fragen, so daß Friedrich sich schon fragte, ob ein Mann von seinen Talenten auch Gedanken lesen konnte. »Ihre prophetische Gabe war stark ausgeprägt – zumindest für eine Hexenmeisterin. Verglichen mit einem echten Propheten war sie allerdings eher wie ein Kind, das sich an Spielen für Erwachsene versucht.« Der Zauberer milderte seine Bemerkung mit einem begütigenden Lächeln. »Damit möchte ich aber keineswegs ihren Mut oder ihren Verstand schmälern, sondern lediglich beides ins rechte Licht rücken.«
    Friedrich löste seinen Blick von den Augen des Mannes und schaute wieder auf das Grab. »Wißt Ihr überhaupt, was vorgefallen ist?« Als keine Antwort erfolgte, blickte er wieder hoch zu dem groß gewachsenen Mann, der ihn noch immer ansah. »Und wenn Ihr es wißt, hättet Ihr sie daran hindern können?«
    Nathan dachte einen Moment über die Frage nach. »Habt Ihr je erlebt, daß Althea ändern konnte, was sie in den Steinen sah?«
    »Das nicht«, mußte Friedrich zugeben.
    Er hatte sie ein paarmal in den Arm genommen, als sie, aus Kummer über ihr Unvermögen, an dem Gesehenen etwas zu ändern, geweint hatte. Auf seine Frage, was man tun könne, hatte sie ihm mehrfach erklärt, daß diese Dinge nicht so einfach seien, wie sie einem nicht mit der Gabe Gesegneten erscheinen mochten. Viele Feinheiten ihrer Gabe waren für ihn nahezu unverständlich, obwohl die Bürde der Prophezeiungen – zumindest das wußte er – oft so schmerzlich war, daß sie sie fast erdrückten.
    »Wißt Ihr vielleicht, warum sie es getan haben könnte?«, fragte Friedrich, auf eine Erklärung hoffend, die seinen Schmerz erträglicher machte. »Was sie dazu getrieben haben könnte?«
    »Sie hat sich ihren Tod ausgesucht«, zog Nathan ein schlichtes Resümee. »Ihr müßt darauf vertrauen, daß sie diese Entscheidung aus freien Stücken und aus triftigen Gründen getroffen hat. Ihr müßt begreifen, daß sie es nicht nur deswegen getan hat, weil es für sie und Euch am besten war, sondern auch für andere.«
    »Für andere? Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Ihr wußtet beide, welch entscheidende Rolle die Liebe im Leben spielt. Mit ihrer Entscheidung hat sie ihr Möglichstes getan, damit auch andere in den Genuß dieser Erfahrung kommen.«
    »Ich verstehe noch immer nicht.«
    Nathan schaute in die Ferne und schüttelte langsam den Kopf. »Die gegenwärtigen Geschehnisse sind mir nur zum Teil bekannt. Friedrich. Ich fühle mich in dieser Angelegenheit auf eine bislang unbekannte Weise blind.«
    »Wollt Ihr damit sagen, es hat etwas mit Jennsen zu tun?« Nathans Brauen zuckten hoch, und er sah Friedrich plötzlich durchbohrend an. »Jennsen?« Der Argwohn in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Eine der Lücken in der Welt. Althea meinte, Jennsen sei eine Tochter Darken Rahls.«
    Der Zauberer schlug seine Kapuze zurück und stemmte eine Hand in die Hüfte. »So lautet also ihr Name, Jennsen.« Ein heimliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Den Begriff Lücke in der Welt höre ich zum ersten Mal, aber ich verstehe durchaus, wie passend er einer Hexenmeisterin mit ihrer beschränkten Gabe erscheinen muß.« Er schüttelte den Kopf. »Trotz ihrer Begabung vermochte Althea nicht einmal ansatzweise zu begreifen, was es mit Jennsen und ihresgleichen auf sich hat. Die Unfähigkeit der mit der Gabe Gesegneten, die verschiedenen Aspekte ihres Daseins zu erfassen und sie daher als Lücken in der Welt zu bezeichnen, ist sozusagen nur der Schwanz des Bullen, und der Schwanz ist der am wenigsten wichtige Teil. ›Lücke‹ ist nicht annähernd zutreffend, ich würde eher sagen, ›Leere‹ wäre passender.«
    »Ich bin gar nicht so sicher, ob Ihr damit recht habt, daß sie es nicht begriff. Althea war schon seit langem mit Jennsen und ihresgleichen beschäftigt. Möglicherweise waren ihre Kenntnisse über sie viel umfassender als Ihr denkt. Mir und Jennsen gegenüber hat sie erklärt, sie wisse nicht

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