Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
Angstgefühl schien ihr genau dies vorzuschreiben. Außerdem erlöste es sie für einen kurzen Augenblick aus der Pflicht, in diese alptraumhaften Augen zu sehen.
    »Euer Exzellenz«, sprach sie mit bebender Stimme, »ich stehe Euch zu Diensten.«
    Sie hörte schallendes Gelächter. »Komm schon, Jennsen, das ist nun wirklich nicht nötig.«
    Jennsen spürte, wie ihr Gesicht tiefrot anlief, als sie sich auf Sebastians belustigtes Drängen hin mit seiner Hilfe erhob. Doch weder der Kaiser noch er nahmen Notiz von ihrer Verlegenheit.
    »Wo in aller Welt habt Ihr nur eine so bezaubernde Frau aufgetrieben, Sebastian?«
    Sebastian betrachtete sie voller Stolz. »Das ist eine lange Geschichte, die ich Euch ein andermal erzählen werde, Euer Exzellenz. Im Augenblick müßt Ihr nur wissen, daß Jennsen einen wichtigen Entschluß gefaßt hat, der sich auf unser aller Dasein auswirken wird.«
    Jagangs trüber Blick wanderte zurück zu Jennsen. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte seine Lippen; es war das nachsichtig herablassende Schmunzeln eines Kaisers für einen gewöhnlichen, unbedeutenden Menschen.
    »Und welcher Entschluß, mein junges Fräulein, wäre das?«
    Jennsen.
    Das Bild ihrer Mutter, wie sie blutend und dem Tode nahe auf dem Fußboden ihres Hauses lag, schoß Jennsen durch den Kopf. Sie würde die letzten, kostbaren Augenblicke im Leben ihrer Mutter nie vergessen.
    Jennsen.
    Schließlich übermannte sie die Wut, und jegliche Nervosität, auf die Frage des Kaisers zu antworten, fiel von ihr ab.
    »Ich habe mich entschlossen, Lord Rahl zu töten«, erklärte Jennsen. »Und ich bin gekommen, um Eure Hilfe dabei zu erbitten.«
    In der darauf folgenden, totenähnlichen Stille wich jede Spur von Heiterkeit aus Kaiser Jagangs Gesicht. Er betrachtete sie aus kalten, dunklen, gnadenlosen Augen, während sein Gesicht einen warnenden Zug annahm. Dies war unzweifelhaft ein Thema, das keinerlei Humor vertrug. Lord Rahl war in die Heimat dieses Mannes eingefallen, hatte Tausende und Abertausende seiner Untertanen abgeschlachtet und die ganze Welt mit Krieg und Leid überzogen.
    Kaiser Jagang der Gerechte wartete, seine Kiefermuskeln aufs Äußerste angespannt; ganz offensichtlich erwartete er eine nähere Erläuterung von ihr.
    »Ich bin Jennsen Rahl«, antwortete sie auf seinen finsteren fragenden Blick. Sie zog ihr Messer, faßte es mit absolut ruhiger Hand bei der Klinge und hielt es ihm entgegen, um ihm den verzierten Buchstaben »R« zu zeigen.
    »Ich bin Jennsen Rahl«, wiederholte sie, »Richard Rahls Schwester, und ich habe mich entschlossen, ihn zu töten. Sebastian erzählte mir, Ihr könntet mir bei diesem Vorhaben vielleicht behilflich sein. Falls ja, stünde ich auf ewig in Eurer Schuld. Falls nein, dann sagt es bitte gleich; an meinem Entschluß würde es nichts ändern, aber ich müßte mich umgehend wieder auf den Weg machen.«
    Die Ellbogen auf den Armlehnen seines mit roter Seide drapierten Throns, beugte er sich zu ihr vor und hielt sie mit seinem alptraumhaften Blick gefangen.
    »Meine liebe Jennsen Rahl, Schwester des Richard Rahl, für eine so schwierige Tat würde ich Euch die Welt zu Füßen legen. Ihr braucht nur zu fragen, und was immer in meiner Macht steht, werdet Ihr bekommen.«

45. Kapitel
    Jennsen saß unmittelbar neben Sebastian; doch obwohl seine vertraute Nähe alles ein wenig leichter machte, hätte sie am liebsten mit ihm allein an einem Lagerfeuer gesessen, Fisch gebraten oder Bohnen gekocht. An der Tafel des Kaisers, ständig umsorgt von irgendwelchen Dienern, fühlte sie sich einsamer als ganz allein in der Stille des Waldes. Wäre Sebastian nicht gewesen, der mit ihr scherzte und sich unterhielt, sie hätte nicht gewußt, wie sie sich hätte verhalten sollen.
    Kaiser Jagang beherrschte den Saal mit müheloser Leichtigkeit. Obwohl er seine freundliche, höfliche Art ihr gegenüber niemals ablegte, gab er ihr auf unergründliche Weise das Gefühl, jeder Atemzug, den sie nahm, werde ihr nur aufgrund seines Wohlwollens gewährt. Er spielte aus dem Stegreif auf Themen von größter Tragweite an, ohne sich dessen überhaupt bewußt zu sein, so vertraut war ihm die Verantwortung, so überzeugt war er von seiner unerschütterlichen Dominanz. Er glich einem liegenden Berglöwen, der geschmeidig in sich ruhte und sich träge die Lippen leckte.
    Dieser Kaiser gab sich nicht damit zufrieden, irgendwo untätig in einem entlegenen Palast herumzusitzen und Berichte entgegenzunehmen, dieser Kaiser

Weitere Kostenlose Bücher