Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
Oberflächenelfs abprallten.
Drizzt wollte dem Elf alles erklären, ihm seine Geschichte ganz erzählen und von einem anderen Wesen Rechtfertigung erhalten. Wenn nur ein anderer- und ganz besonders ein Oberflächenelf – von den Widrigkeiten, die er erlebt hatte, erfahren und seinen Entscheidungen zustimmen würde, wenn er sagen würde, dass er sich im Verlauf seines Lebens richtig verhalten hatte, angesichts solcher Schrecken, dann würde Drizzt eine Last von der Seele fallen. Wenn er nur von denen, die die Handlungsweise seines dunklen Volkes haßten – so wie er sie haßte – akzeptiert werden würde, dann hätte Drizzt Do'Urden seinen Frieden gefunden.
Aber die scharfe Schwertspitze des Elfs senkte sich keinen Zentimeter, und auch der grimmige Gesichtsausdruck des anderen verschwand nicht, obwohl dieses freundliche Elfengesicht eher an ein Lächeln als an etwas anderes gewöhnt war.
Drizzt würde hier nicht akzeptiert werden, jetzt nicht und vielleicht sogar niemals. Sollte er für immer und ewig mit Vorurteilen zu kämpfen haben? fragte er sich. Oder schätzte er vielleicht die anderen falsch ein, weil er den Menschen und diesem Elf zuviel abverlangte?
Das waren aufwühlende Gedanken, mit denen sich Drizzt an einem anderen Tag auseinandersetzen musste, denn Kellendil verlor die Geduld. Der Elf kam mit erhobenem Schwert auf den Dunkelelf zu.
Drizzt war nicht überrascht – wie hätte er es auch sein sollen? Er sprang nach hinten, so dass er nicht mehr in der Reichweite der Waffe war, und rief seine angeborenen Zauberkräfte zu Hilfe. Eine undurchsichtige Kugel der Dunkelheit ging über dem näher kommenden Elf herab.
Kellendil, dem Zauber nicht fremd war, wusste, dass der Drow einen Trick einsetzte. Der Elf drehte um, tauchte aus der Kugel auf und kam mit erhobenem Schwert wieder näher.
Die lavendelfarbenen Augen waren verschwunden.
»Drow!« rief Kellendil laut, und die anderen im Lager setzten sich sofort in Bewegung. Roddys Hund fing an zu heulen, und dieses aufgeregte und bedrohliche Bellen folgte Drizzt in die Berge. Wieder war er zum Exil verdammt.
Kellendil lehnte sich gegen einen Baum. Er war zwar vorsichtig, aber nicht besorgt, denn er glaubte nicht, dass der Drow noch in der Nähe war. Drizzt konnte es zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht wissen, aber seine Worte und seine Handlungsweise – er war geflohen, anstatt zu kämpfen – hatten in dem Elf, der nicht so engstirnig war, einige Zweifel aufkeimen lassen.
»In der Dämmerung wird sich sein Vorteil ein wenig verlieren«, äußerte Taube ihre Hoffnungen, nachdem sie mehrere Stunden damit zugebracht hatten, mit dem Drow Schritt zu halten. Jetzt waren sie in einem weiten Tal, das von steilen Bergen umgeben war, und die Spur des Dunkelelfs führte auf der anderen Seite auf einen hohen und ziemlich steilen Hang.
Fret, der vor Erschöpfung neben ihr hertaumelte, hatte schnell eine Antwort parat. »Vorteil?« Der Zwerg stöhnte. Er betrachtete den nächsten Berghang und schüttelte den Kopf. »Wir alle werden vor Erschöpfung tot umfallen, bevor wir diesen wahnsinnigen Drow kriegen!«
»Wenn Ihr nicht Schritt halten könnt, dann fallt doch um und sterbt!« brummte Roddy. »Diesmal werden wir es nicht zulassen, dass der stinkende Dunkelelf entkommt!«
Doch es war nicht Fret, sondern ein anderes Mitglied der Gruppe, das zu Boden ging. Plötzlich donnerte eingroßer Felsbrocken herunter und streifte Dardas Schulter mit solcher Wucht, dass der Mann hochgehoben und durch die Luft geschleudert wurde. Er hatte nicht mal die Gelegenheit, laut zu schreien, bevor er mit dem Gesicht auf der Erde landete.
Taube schubste Fret unter den nächsten Felsvorsprung. Auch Roddy und Gabriel suchten Schutz. Noch ein Stein, und dann noch viele mehr, fielen donnernd herunter.
»Eine Lawine?« fragte der erstaunte Zwerg, als er sich von dem Schreck erholt hatte.
Taube, die sich viel zu sehr um Darda sorgte, gab ihm keine Antwort, obwohl sie sich über ihre Situation im klaren war und wusste, dass es sich nicht um eine Lawine handelte.
»Er lebt«, rief Gabriel hinter dem Fels, der ihm Deckung bot. Er war nur drei Meter weit entfernt. Wieder fiel ein riesiger Stein herunter, der knapp neben Dardas Kopf aufschlug.
»Verdammt«, murmelte Taube. Sie spähte über den Rand ihres Felsens und ließ ihren Blick über den Berghang und über die unteren Felsvorsprünge schweifen. »Jetzt, Kellendil«, flüsterte sie. »Verschafft uns etwas Zeit.«
Und kurz darauf
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