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Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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zur Hälfte erklommen hatte. Die Orks hatten den Drow schon zuvor gesehen, als Drizzt am Fluß gefischt hatte. Graul, der vor Dunkelelfen Angst hatte, hatte seinen Untergebenen aufgetragen, Abstand zu halten, weil er glaubte, dass der Schnee den Eindringling vertreiben würde. Aber der Winter war vergangen und dieser einsame Drow war geblieben, und jetzt hatte er den Fluß überquert.
    Graul rang vor Aufregung seine fleischigen Hände, als er die Neuigkeiten zu hören bekam. Der Gedanke, dass dieser Dunkelelf allein war und nicht zu einer größeren Gruppe gehörte, beruhigte den großen Ork ein wenig. Vielleicht war er ein Späher oder ein Abtrünniger, dachte Graul, und die Unsicherheit paßte ihm gar nicht, denn egal, was er nun war, die möglichen Auswirkungen gefielen ihm überhaupt nicht. Wenn der Drow ein Späher war, dann würden weitere Dunkelelfen nachkommen, und wenn er ein Abtrünniger war, dann könnte er die Orks als potentielle Verbündete betrachten.
    Seit vielen Jahren war Graul der Häuptling, und das war mehr als ungewöhnlich bei den chaotischen Orks. Der mächtige Ork hatte überlebt, weil er keine Risiken eingegangen war, und auch jetzt war Graul dazu nicht bereit. Ein Dunkelelf konnte die Führung in Frage stellen, und gerade diese Position begehrte er mehr als alles andere auf der Welt. Das würde Graul nicht zulassen. Zwei Orkwachen schlichen kurz darauf aus den dunklen Löchern. Ihr Auftrag lautete, den Drow zu töten.
    Ein kalter Wind pustete über die Bergwände, und der Schnee war hier auch höher, aber das kümmerte Drizzt nicht. Er erblickte unzählige Tannen, die die Bergschluchten verdunkelten und ihn nach dem Winter, den er in einer Höhle zugebracht hatte, einluden, auf Erkundigung zu gehen.
    Er hatte knapp eine Meile zurückgelegt, als ihm zum erstenmal auffiel, dass er verfolgt wurde. Zwar konnte er niemanden richtig sehen, mal abgesehen von einem flüchtigen Schatten, den er aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm, aber sein ausgeprägtes Gespür, das Gespür eines Kriegers, sagte ihm, dass seine Schlußfolgerung über jeden Zweifel erhaben war. Er kletterte einen steilen Abhang hinauf, ging durch einen dichten Wald und lief auf den hohen Kamm zu. Als er dort ankam, versteckte er sich hinter einem Felsen und beobachtete das Terrain, das sich unter ihm ausbreitete.
    Sieben dunkle Gestalten, sechs Humanoide und ein großer Hund, huschten aus dem Wald und folgten vorsichtig und methodisch seiner Fährte. Aus der Ferne konnte Drizzt nicht erkennen, zu welcher Rasse sie gehörten, aber er hatte den Verdacht, dass es Menschen waren. Er schaute sich um und suchte eine Möglichkeit, wie er sich am besten zurückziehen oder am effektivsten verteidigen konnte.
    Dabei bemerkte er zuerst nicht, dass er in der einen Hand den Krummsäbel und in der anderen den Dolch hielt. Als ihm dann auffiel, dass er die Waffen schon gezückt hatte und die Verfolger beängstigend aufgeschlossen hatten, blieb er stehen und dachte nach.
    Er konnte sich direkt hier seinen Verfolgern stellen und mit ihnen kämpfen, während sie die letzten schlüpfrigen Meter zurücklegten.
    »Nein«, knurrte Drizzt, der von dieser Möglichkeit in dem Augenblick Abstand nahm, als sie ihm in den Sinn kam. Er konnte sie angreifen und möglicherweise auch besiegen, aber welche Bürde würde er nach dieser Begegnung zu tragen haben? Drizzt wollte nicht kämpfen und hatte auch nicht die geringste Lust, Kontakt aufzunehmen. Seine Schuldgefühle wogen schon schwer, mehr konnte er nicht ertragen.
    Er hörte die Stimmen seiner Verfolger. Ihre Sprache ähnelte der der Goblins. »Orks«, sagte der Drow leise, nachdem er die Sprache der Größe der Kreaturen zugeordnet hatte.
    Doch diese Erkenntnis änderte seine Einstellung auch nicht. Drizzt hegte keine positiven Gefühle für Orks – er war vielen von diesen übelriechenden Gestalten in Menzoberranzan begegnet -, aber er hatte auch keinen Grund und keine Rechtfertigung, mit dieser Truppe zu kämpfen. Er drehte sich um, suchte einen Weg und stürmte in die dunkle Nacht.
    Aber die Verfolger waren zäh, und die Orks waren so dicht hinter ihm, dass Drizzt sie nicht abschütteln konnte. Und dann fiel ihm auf, in welche Situation er sich begeben hatte: Wenn ihm die Orks feindlich gesinnt waren, und nach ihrem Gebrüll und Knurren zu urteilen, war genau das der Fall, dann hatte Drizzt die Gelegenheit verpaßt, mit ihnen auf einem Terrain zu kämpfen, das ihm zupaß kam. Der Mond war schon längst

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