Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
Decke nicht gerade hoch. Große Felsblöcke standen überall herum, und neben einem von diesen Riesensteinen entdeckte er in der Dunkelheit eine zweite Kammer. Er legte das Holz ab, das er trug, und ging weiter, blieb aber unvermittelt stehen, als er und Guenhwyvar die Anwesenheit eines anderen Wesens spürten.
Drizzt zog seinen Krummsäbel heraus, schlich zum Felsen und hielt Ausschau. Mit seiner Infrarotsicht hatte er keine Mühe, den anderen Höhlenbewohner – einen warmglühenden Ball, der wesentlich größer als er selbst war – zu sehen.
Drizzt wusste gleich, was es war, auch wenn er nicht wusste, wie es hieß. Aus der Ferne hatte er diese Kreatur schon gesehen und beobachtet, wie sie behend und gekonnt Fische aus dem Fluß holte. Die Schnelligkeit des Tiers hatte ihn überrascht, denn es war ziemlich bullig. Wie immer es auch heißen mochte, Drizzt hatte keine Lust, mit ihm um die Höhle zu kämpfen. Hier in der Gegend gab es andere Behausungen, in denen er mühelos Unterschlupf finden konnte.
Doch der große Braunbär hatte offensichtlich andere Vorstellungen. Die Kreatur bewegte sich plötzlich und stellte sich auf die Hinterbeine, sein lautes Brummen hallte in der Höhle wider. Dabei konnte Drizzt die Klauen und Zähne ganz genau erkennen.
Guenhwyvar, das Astralwesen in Gestalt eines Panthers, wusste, dass der Bär ein alter Rivale seiner Art war, und zwar einer von der Sorte, denen kluge Katzen gern aus dem Weg gingen. Dennoch sprang der tapfere Panther bereitwillig vor Drizzt, damit sein Herr im Notfall fliehen konnte.
»Nein, Guenhwyvar«, lautete Drizzts Befehl. Er packte die Katze und stellte sich vor sie.
Der Bär, der auch zu Montolios Freunden zählte, machte keine Anstalten, anzugreifen, aber seine Position hielt er nachdrücklich, denn er mochte es gar nicht, wenn jemand seinen heiligen Winterschlaf störte.
Drizzt spürte etwas, das er sich nicht erklären konnte – es handelte sich nicht um Freundschaft, aber in gewisser Weise verstand er das Tier. Als er seinen Säbel in die Scheide steckte, hielt er sich für ziemlich närrisch, doch das Mitgefühl, das er empfand, konnte er nicht verleugnen. Es war fast so, als sähe er die Situation mit den Augen des Bären.
Vorsichtig trat Drizzt einen Schritt vor, damit der Bär ihn genau sehen konnte. Das Tier schien fast überrascht zu sein, nahm aber langsam seine Klauen herunter. Die Grimasse, die von einem Knurren begleitet wurde, deutete Drizzt als Neugierde.
Drizzt griff behutsam in seine Tasche und zog einen Fisch heraus, den er eigentlich als Abendessen vorgesehen hatte. Er warf ihn dem Bär zu, der ihn kurz beschnupperte und ihn dann ohne zu kauen verschlang.
Sie starrten sich immer noch an, aber die Spannung hatte sich gelegt. Der Bär stieß einmal auf, rollte sich dann zusammen und schnarchte kurz darauf zufrieden.
Drizzt schaute Guenhwyvar an und zuckte mit den Achseln. Offensichtlich begriff der Panther, was gerade vorgegangen war, denn sein Fell sträubte sich nicht mehr.
Während der Zeit, in der er in der Höhle hauste, achtete Drizzt immer darauf, dem schlafenden Bär einen Happen hinzulegen, wenn er genug Nahrung hatte. Manchmal, und ganz besonders, wenn es sich um Fisch handelte, schnupperte der Bär kurz und war gerade so lange wach, wie es dauerte, das Mahl zu verschlingen. Doch meistens ignorierte er die Nahrung, schnarchte gleichmäßig und träumte von Honig, Beeren und Bärinnen.
»Er wohnt mit Schreihals zusammen?« wunderte sich Montolio, als er von Auge erfuhr, dass der Drow und der große Bär die Höhle miteinander teilten. Montolio wäre fast umgefallen, wäre da nicht ein Baumstamm gewesen, an dem er sich abstützen konnte. Da lehnte der alte Waldläufer und staunte, kratzte sich am Kinn und zupfte an seinem Bart. Er kannte den Bär seit vielen Jahren, und nicht einmal er wusste, ob er mit ihm zusammenleben könnte. Schreihals war ein Wesen, das schnell in Wut geraten konnte, wie viele der dummen Orks in den vergangenen Jahren erfahren hatten.
»Ich glaube, Schreihals ist zu müde, um zu streiten«, lautete Montolios rationale Begründung, aber er wusste, dass noch etwas anderes im Gange war. Wenn ein Ork oder ein Goblin diese Höhle betreten hätte, hätte Schreihals sie ohne zu zögern totgeschlagen. Und doch waren der Drow und sein Panther Tag um Tag in der Höhle und schürten in der äußeren Kammer das Feuer, während Schreihals ruhig und zufrieden in der hinteren schnarchte.
Als Waldläufer, der
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