Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes
der Falle krachten aufeinander, und der Stock brach glatt durch. Das Ende, das Montolio in der Hand hielt, wurde ihm entrissen. »Ich habe eine ganz nette Anzahl von diesen Dingern zusammengetragen«, sagte Montolio ernst. Das finstere Geräusch der Eisenfänge ließ ihn schaudern. »Nie im Leben habe ich daran gedacht, sie zu verwenden, das sind wirklich Teufelsdinger, aber gegen Graul und seine Bande sind sie genau richtig. Diese Dinger können ganz schönen Schaden anrichten.«
Drizzt brauchte keine weiteren Instruktionen. Er brachte die Fallen auf die westliche Weide, legte sie aus und deckte sie mit Gras zu. Die Ketten fixierte er ein paar Schritte weiter. Einige Fallen legte er auch in der Felswand aus, weil er sich überlegte, daß die ersten Orks, die da hineintraten, solche Schmerzen haben würden, daß die anderen zwangsläufig etwas langsamer machten.
Mittlerweile war Montolio mit den Bäumen fertig geworden; er hatte mehr als ein Dutzend gebogen und heruntergebunden. Jetzt stand der Waldläufer auf der Seilbrücke, die den nördlichen Teil des Wäldchens mit dem südlichen verband, und befestigte daran eine Reihe von Armbrüsten, mit denen man einen Angriff aus dem Westen abschwächen konnte. Nachdem er sie angebracht und geladen hatte, war es sowohl für Montolio als auch für Drizzt ein Kinderspiel, die Brücke langsam abzuschreiten und die Waffen abzufeuern.
Drizzt hatte vorgehabt, ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen, aber dann fiel ihm eine andere Sache ein. Er ging zu der Waffenkammer zurück und holte einen langen, schweren Speer, der ihm zuvor aufgefallen war. Dann suchte er eine dicke Wurzel in der Gegend, wo er ihn plazieren wollte, und grub dahinter ein Loch aus, in das er den Metallschaft der Waffe steckte. Der Speer ragte knapp dreißig Zentimeter aus dem Loch, und er deckte den Schaft mit Gras und Blättern zu.
Als der Waldläufer nach ihm rief, hatte er seine Arbeit gerade erledigt.
»Und jetzt kommt das Beste«, sagte Montolio und lächelte verschwörerisch. Er brachte Drizzt zu einem gespaltenen Baumstamm, der ausgehöhlt und abgebrannt war. Die Risse waren mit Pech versiegelt worden. »Gutes Boot, wenn der Fluß Hochwasser hat und die Strömung nicht zu schnell ist«, erklärte Montolio. »Und man kann auch Adbar-Brandy gut darin verstecken«, fügte er grinsend hinzu.
Drizzt, der nicht wußte, wovon er sprach, schaute ihn neugierig an. Montolio hatte Drizzt vor gut einer Woche die Fässer mit dem starken Getränk gezeigt, ein Geschenk, das der Waldläufer erhalten hatte, weil er eine Karawane aus Sundabar vor einem Überfall von Grauls Männern gewarnt hatte. Aber Drizzt begriff nicht, welchen Sinn es machte, das Getränk in einen ausgehöhlten Baumstamm zu schütten.
»Adbar-Brandy ist ein ganz schön starkes Gebräu«, erklärte Montolio. »Er brennt besser als das feinste Öl.«
Jetzt endlich ging Drizzt ein Licht auf. Er und Montolio holten den Stamm heraus und trugen ihn zum Paß im Osten. Dann gössen sie Brandy hinein und bedeckten den Stamm mit Blättern und Gras.
Als sie wieder auf der Seilbrücke standen, sah Drizzt, daß Montolio hier seine Vorbereitungen getroffen hatte. Eine einzelne Armbrust war in östliche Richtung ausgerichtet, und der Pfeil, der eingespannt war, war mit einem ölgetränkten Lappen umwickelt.
»Ihr werdet ihn richtig einstellen müssen«, sagte Montolio. »Ohne Auge kann ich das nicht, und selbst wenn der Vogel mir hilft, stimmt die Höhe oftmals nicht, und ich verfehle mein Ziel.«
Langsam senkte sich die Nacht über das Wäldchen, aber Drizzt, der auch nachts gut sehen konnte, machte nur wenige Sekunden später den Baumstamm aus. Montolio hatte die Seilbrücke mit hervorragenden Stützen ausgestattet, die genau für diese Situation von Nutzen waren, und mit ein paar kleinen Bewegungen hatte Drizzt die Waffe auf das Ziel ausgerichtet.
Nun war soweit alles vorbereitet, und Drizzt und Montolio beschäftigten sich mit der Ausarbeitung ihrer Strategien. Hin und wieder flog Auge oder eine andere Eule vorbei und übermittelte die neuesten Nachrichten. Dann brachte eine die erwartete Bestätigung: König Graul und seine Männer hatten sich in Marsch gesetzt.
»Ihr könnt jetzt Guenhwyvar rufen«, schlug Montolio vor. »Sie werden heute nacht noch hier eintreffen.«
»Dumm«, sagte Drizzt. »In der Nacht haben wir die besseren Chancen. Ihr seid ohnehin blind und nicht auf Tageslicht angewiesen, und ich ziehe die Dunkelheit auch vor.«
Wieder
Weitere Kostenlose Bücher