Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes
und schwärzeste Katze, die ich je im Leben gesehen habe. Er ist auf mich zugekommen, gerade in dem Augenblick, als ich den Wurm erledigt hatte.«
»Das würde Drizzt nicht tun!« unterbrach Catti-brie ihren Vater, bevor er mit seiner üblichen Geschichtenerzählerei anfangen konnte.
»Drizzt?« fragte Bruenor, und das Mädchen wandte sich ab, als sie feststellte, daß ihr Geheimnis aufgeflogen war. Bruenor beließ es dabei - für den Moment.
»Das hat er getan, sage ich!« fuhr der Zwerg fort. »Kam auf mich mit gezückten Krummschwertern zu! Den und die Katze habe ich aber verscheucht!«
»Wir könnten ihn jagen«, schlug einer der Zwerge vor. »Ihn von hier vertreiben!« Die anderen nickten und murmelten zustimmend, aber Bruenor, der immer noch nicht wußte, was der Drow vorhatte, unterbrach sie.
»Der Berg gehört ihm«, behauptete Bruenor. »Cassius hat ihn ihm gegeben, und mit Bryn Shander brauchen wir keinen Ärger. Solange der Dunkelelf sich zurückhält und uns nicht in die Quere kommt, werden wir ihn gewähren lassen. Aber«, fuhr Bruenor fort und blickte Catti-brie direkt an, »du wirst dich nicht mit ihm unterhalten, und du wirst nie wieder in seine Nähe gehen!«
»Aber -«, setzte Catti-brie an. Doch es hatte keinen Sinn.
»Nie mehr!« brüllte Bruenor. »Du gibst mir jetzt dein Wort, Mädchen, oder bei Moradin, ich werde mir den Kopf des Dunkelelfen holen!«
Catti-brie zögerte.
»Nun, sag was!« forderte Bruenor.
»Du hast mein Wort«, murmelte das Mädchen und floh in die dunkle, schützende Höhle.
»Cassius, der Sprecher von Bryn Shander hat mich zu Euch geschickt«, erklärte der mürrische Mann. »Sagte, wenn jemand den Dunkelelf kennt, dann Ihr.«
Bruenor schaute sich in seiner formellen Empfangshalle um. Mehrere Zwerge waren zugegen, aber keiner von ihnen schien von dem rüden Fremdling beeindruckt zu sein. Bruenor legte sein bärtiges Kinn in die Hand und gähnte. Er war entschlossen, sich aus dem augenscheinlichen Konflikt herauszuhalten. Eigentlich hätte er den ungehobelten Kerl und seinen übelriechenden Hund ohne zu zögern hinausgeworfen, aber Catti-brie, die neben ihrem Vater saß, rutschte unruhig hin und her.
Roddy MoGristle registrierte ihre verräterischen Bewegungen. »Cassius sagt, daß Ihr den Drow gesehen haben müßt, da er ja ganz in der Nähe lebt.«
»Wenn einer meiner Leute ihn gesehen haben sollte«, erwiderte Bruenor teilnahmslos, »dann haben sie davon nichts erzählt. Wenn Euer Drow in der Nähe ist, dann hat er jedenfalls keinen Ärger gemacht.«
Catti-brie warf ihrem Vater einen argwöhnischen Blick zu und atmete tief durch.
»Keinen Ärger?« schimpfte Roddy. In seinen Augen tauchte ein gemeines Funkeln auf. »Das kann doch gar nicht sein.« Langsam und theatralisch zog der Mann aus den Bergen seine Kapuze zurück, damit man seine Narben sehen konnte. »Macht nie Ärger, bis man unaufmerksam wird, und dann schlägt er zu!«
»Der Dunkelelf hat Euch die verpaßt?« fragte Bruenor, der weder sonderlich furchtsam noch beeindruckt war. »Eigenwillige Narben - besser als die meisten, die ich bis jetzt gesehen habe.«
»Er hat meinen Hund getötet!« knurrte Roddy.
»Sieht meiner Meinung nach nicht tot aus«, höhnte Bruenor. Die anderen Zwerge im Raum kicherten.
»Meinen anderen Hund«, krächzte Roddy, der nun begriff, was er von diesem sturen Zwerg zu halten hatte. »Ihr schert Euch einen feuchten Dreck um mich, und warum solltet Ihr auch? Aber den jage ich nicht um meinetwillen und auch nicht, weil ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt ist. Habt Ihr jemals von Maldobar gehört?«
Bruenor zuckte mit den Schultern.
»Nördlich von Sundabar«, erklärte Roddy. »Kleiner, friedlicher Ort. Alles Bauern. Eine Familie, die Distelwolles, lebten etwas abseits, drei Generationen in einem Haus, wie gute Familien das eben tun. Bartholomäus Distelwolle war ein guter Mann, das kann ich Euch sagen, und seine Kinder, vier Jungs und ein junges Mädchen - gerade so wie Eures -, waren aufrecht und ehrlich, mit fröhlichen Herzen, und sie liebten die Welt.«
Bruenor konnte sich ausrechnen, worauf der kräftige Mann hinauswollte, und nachdem ihm auffiel, wie Catti-brie neben ihm immer unruhiger wurde, war ihm auch klar, daß seine einfühlsame Tochter ahnte, was kommen würde.
»Gute Familie«, sinnierte Roddy und stellte eine nachdenkliche Miene zur Schau. »Neun in dem Haus.« Das Ge-sicht des Mannes aus den Bergen wurde plötzlich hart, und er blickte Bruenor direkt
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