Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes
zurückkehren.
»Was werdet Ihr tun?« fragte Catti-brie, die seine Hilflosigkeit spürte.
»Habt keine Angst um mich«, beruhigte Drizzt sie und legte die Arme um sie. Er wußte, daß das seine Art war, sich zu verabschieden. »Ihr müßt nach Hause zurückkehren.«
»Er wird Euch finden«, beharrte Catti-brie grimmig.
»Nein«, sagte Drizzt. »Jedenfalls nicht allzu schnell. Zusammen mit Guenhwyvar wird es mir gelingen, mir Roddy McGristle vom Hals zu halten, bis ich einen Ausweg gefunden habe. Nun macht Euch auf den Weg! Die Nacht bricht schnell herein, und ich denke nicht, daß Euer Vater damit einverstanden ist, daß Ihr hergekommen seid.«
Als sie daran erinnert wurde, daß sie sich Bruenor stellen mußte, wurde sie unruhig. Sie verabschiedete sich von Drizzt und drehte sich um, dann aber eilte sie zu dem Dunkelelf zurück und umarmte ihn. Leichtfüßiger als zuvor stieg sie den Berg hinunter. Catti-brie hatte Drizzt nicht helfen können, aber die Probleme des Dunkelelfs schienen nichts im Vergleich zu ihrer Erleichterung zu sein, daß ihr Freund nicht das Ungeheuer war, für das ihn manche hielten.
Diese Nacht war für Drizzt Do'Urden tatsächlich schwarz. Er hatte geglaubt, daß Roddy McGristle ein Problem war, das weit hinter ihm lag, aber jetzt drohte wieder Gefahr, und niemand bis auf Catti-brie war da, um ihn zu verteidigen.
Wieder mußte er allein antreten, falls er überhaupt antreten wollte. Außer Guenhwyvar und seinen Krummschwertern hatte er keine Verbündeten. Und die Aussicht, daß er mit McGristle kämpfen mußte, gefiel ihm nicht.
»Hier bin ich nicht zu Hause«, murmelte Drizzt im eisigen Wind. Er holte die Onyxstatuette heraus und rief seinen Freund, den Panther. »Komm, mein Freund«, sagte er zu der Katze. »Laß uns von hier Verschwinden, bevor unser Gegner uns auf den Fersen ist.«
Guenhwyvar hielt Wache, während Drizzt seine Habseligkeiten zusammenpackte.
Zwergengeplänkel
Catti-brie hörte das Knurren des Hundes, aber sie hatte keine Zeit zu reagieren, als der riesige Mann hinter einem Felsen hervorsprang und sie grob am Arm packte. »Ich wußte, daß Ihr Bescheid wißt!« rief McGristle und schnaubte dem Mädchen seinen übelriechenden Atem ins Gesicht.
Catti-brie trat ihm gegen das Schienbein. »Laßt mich los!« rief sie. Roddy war überrascht, als er ihre Stimme hörte. Anscheinend hatte sie keine Angst vor ihm. Er schüttelte sie richtig durch, als sie wieder versuchte, ihn zu treten.
»Ihr seid aus gutem Grund auf den Berg gestiegen«, sagte Roddy gleichmütig. Seine Umklammerung ließ aber nicht nach. »Ihr seid gekommen, um den Dunkelelf zu sehen - ich wußte, daß Ihr mit dem befreundet seid. Hab's in Euren Augen gesehen!«
»Ihr wißt überhaupt nichts!« zischte Catti-brie. »Ihr verbreitet nur Lügen.«
»Dann hat der Drow Euch also seine Version von der Distelwolle-Sache erzählt, hm?« erwiderte Roddy, der gleich wußte, was das Mädchen sagen wollte. Catti-brie war sich darüber klar, daß sie sich in ihrer Wut verraten und Informationen über ihren Ausflug ausgeplaudert hatte.
»Der Dunkelelf?« sagte Catti-brie abwesend. »Ich weiß gar nicht, wovon Ihr sprecht.«
Roddys Gelächter verhöhnte sie. »Ihr seid bei dem Drow gewesen, Mädchen. Das habt Ihr ganz deutlich gesagt. Und Ihr werdet mich jetzt zu ihm bringen.«
Catti-brie grinste ihn spöttisch an und wurde noch einmal durchgeschüttelt.
Dann plötzlich wirkte Roddys Gesicht ganz sanft, und der Ausdruck, der jetzt in den Augen des Mannes lag, gefiel dem Mädchen noch viel weniger.
»Ihr seid doch ein fröhliches Mädchen, nicht wahr?« schnurrte Roddy, packte Catti-brie an der Schulter und drehte sie um, bis er ihr geradewegs in die Augen blicken konnte. »Voller Leben, hm? Ihr werdet mich zu dem Dunkelelf bringen, Mädchen, dessen bin ich sicher. Aber vielleicht gibt es noch ein paar andere Dinge, die wir zuvor tun können, etwas, was Euch klarmacht, daß man jemandem wie Roddy McGristle nicht in die Quere kommt.« Und dann tätschelte er Catti-bries Wange, was lächerlich und grotesk wirkte. Das Mädchen würgte.
Es brauchte jedes Quentchen innere Stärke, das Catti-brie in diesem Moment aufbringen konnte, um ihm ins Gesicht zu sehen. Sie war noch ein ziemlich junges Mädchen, aber sie war zwischen den grimmig dreinblickenden Zwergen des Streithammer-Clans aufgewachsen, einer stolzen und wilden Bande. Bruenor war ein Kämpfer, und das war seine Tochter auch. Catti-brie zog ihr Knie hoch,
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