Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes
eingetroffen, soviel konnte mir Auge erzählen«, erklärte Montolio. »Orks und Worgs sind nicht gerade die besten Freunde, aber sie tun sich zusammen, wenn Probleme auftauchen. Die Orkfeier gestern abend ist wild gewesen, und da auch noch die Worgs anwesend sind, kann kein Zweifel bestehen.«
»Gibt es in der Nähe ein Dorf?« erkundigte sich Drizzt.
»Keines, das näher als Maldobar ist«, erwiderte Montolio. »Ich glaube nicht, daß die Orks so weit gehen, aber der Schnee ist bald ganz geschmolzen, und die Karawanen werden über den Paß ziehen, von Sundabar zu der Zitadelle Adbar und natürlich auch umgekehrt. Aus Sundabar sollte bald eine kommen, obwohl ich nicht glaube, daß Graul kühn oder dumm genug ist, eine Karawane schwerbewaffneter Zwerge anzugreifen, die aus Adbar kommen.«
»Wie viele Krieger hat der Orkkönig?«
»Graul könnte tausend zusammentrommeln, wenn er genug Zeit hat und klug genug vorgeht«, sagte Montolio, »aber das würde Wochen dauern, und Graul ist noch nie für seine Geduld berühmt gewesen. Außerdem hätte er die Worgs noch nicht gerufen, wenn er vorhat, langsam seine Legionen zusammenzustellen. Orks haben die Eigenart zu verschwinden, wenn Worgs in der Nähe sind, und die Worgs werden normalerweise fett und schlapp, wenn so viele Orks in der Nähe sind, falls Ihr wißt, was ich meine.«
Drizzts Schaudern zeigte, daß er verstand, was Montolio sagte.
»Ich denke, daß Graul in etwa hundert Krieger hat«, fuhr Montolio fort, »vielleicht ein Dutzend, um die Worgs im Auge zu behalten, falls Auge sich nicht verzählt hat, und vielleicht einen oder zwei Riesen.«
»Eine beachtliche Streitmacht, um eine Karawane zu überfallen«, sagte Drizzt, aber sowohl er als auch der Waldläufer hegten einen anderen Verdacht. Als sie sich vor zwei Monaten zum erstenmal begegnet waren, hatte es für Graul negative Auswirkungen gehabt.
»Sie werden ein oder zwei Tage brauchen, bis sie fertig sind«, sagte Montolio nach einer unangenehm langen Pause. »Auge wird sie heute nacht genauer beobachten, und ich rufe die anderen Späher dazu.«
»Ich ziehe los und spähe die Orks aus«, sagte Drizzt. Er sah, wie sich Besorgnis auf Montolios Gesicht abzeichnete, ging aber einfach darüber hinweg. »Als Patrouillenspäher in Menzoberranzan ist mir diese Aufgabe oftmals zugefallen. Außerdem ist es eine Aufgabe, von der ich sicher bin, daß ich sie gut erledige. Habt keine Angst.«
»Das war im Unterreich«, erinnerte Montolio ihn.
»Ist die Nacht denn so anders?« erwiderte Drizzt schlau und lächelte. »Wir werden schon Antworten finden.«
Dann verabschiedete sich Drizzt und zog los, um ein Mittagschläfchen zu halten. Montolio registrierte die leiser werdenden Schritte seines Freundes zwischen den dichtstehenden Bäumen. Er zollte ihm wirklich Bewunderung und hielt Drizzts Vorhaben für einen guten Plan.
Für den Waldläufer verlief der Tag langsam und ohne Zwischenfälle. Er beschäftigte sich, so gut es ging, indem er Verteidigungsstrategien für das Wäldchen ausheckte. Montolio hatte sein Zuhause bis jetzt nicht verteidigen müssen abgesehen von der Tatsache, daß einmal eine Bande Diebe aufgetaucht war -, aber er hatte dennoch eine Menge Zeit damit verbracht, unterschiedliche Strategien auszuarbeiten und zu testen, weil er geahnt hatte, daß Graul eines Tages von Montolios Treiben die Nase voll haben würde und den Mut fand, ihn anzugreifen.
Falls jetzt der Tag gekommen war, dann war Montolio sicher, daß er vorbereitet war.
Jetzt konnte er jedoch nur wenig tun - die Schutzmaßnahmen konnten nicht ergriffen werden, bevor Montolio genau wußte, welche Absichten Graul hatte. Das Warten fiel dem Waldläufer unerträglich schwer. Schließlich informierte Auge ihn, daß Drizzt aufgewacht war.
»Ich werde mich dann mal auf den Weg machen«, bemerkte Drizzt, sobald er den Waldläufer gefunden hatte. Die Sonne ging schon unter. »Wir werden herausfinden, was unsere unfreundlichen Nachbarn vorhaben.«
»Seid vorsichtig, Drizzt«, sagte Montolio. Seine tiefe Besorgnis berührte den Dunkelelf. »Graul mag zwar ein Ork sein, aber er ist ziemlich klug. Vielleicht erwartet er einen von uns, also nehmt Euch in acht.«
Drizzt zog seine Krummsäbel heraus, an die er sich immer noch nicht richtig gewöhnt hatte, und wirbelte sie herum, um sich mit ihnen vertraut zu machen. Dann steckte er sie wieder in die Scheiden und umklammerte die Onyxstatuette, die ihm ein sicheres Gefühl gab. Er klopfte dem
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