Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes
zeigen. Orks waren wie böse Hunde, die sofort jeden anfielen, der ihnen nicht aufrecht begegnete.
»Ich habe Informationen, König Graul«, sagte der Kopfgeldjäger entschlossen. »Informationen, die Graul interessieren dürften.«
»Sprecht«, befahl Graul.
»Wie steht es mit der Bezahlung?« fragte Roddy, obwohl er den Verdacht hatte, daß er sein Glück herausforderte.
»Sprecht!« grölte Graul wieder. »Wenn Eure Worte einen Wert für mich haben, dann wird Graul Euch am Leben lassen.«
Roddy lamentierte stumm darüber, daß es jedesmal so mit Graul ablief. Es war schwierig, mit dem übelriechenden Häuptling zu einem vernünftigen Geschäftsabschluß zu kommen, wenn er von hundert Kriegern umringt war. Doch Roddy verzagte nicht. Er war nicht des Geldes wegen hergekommen - obwohl er gehofft hatte, daß er ein bißchen was bekommen würde -, sondern um der Rache willen. Roddy würde nicht offen gegen den Dunkelelf vorgehen, solange Drizzt bei Mooshie wohnte. In diesen Bergen, umgeben von seinen Tierfreunden, war Mooshie ein nicht zu unterschätzender Faktor, und selbst wenn es Roddy gelingen sollte, an ihm vorbeizukommen und sich den Drow zu schnappen, dann würden doch Mooshies zahlreiche Verbündete, solche Kämpfer wie Taube Falkenhand, sicherlich Vergeltung üben.
»In Eurem Gebiet schleicht sich ein Dunkelelf herum, mächtiger Orkkönig«, sagte Roddy. Doch sein Gegenüber reagierte nicht wie erwartet.
»Ein Abtrünniger«, erläuterte Graul.
»Ihr wißt Bescheid?« Roddy riß ungläubig die Augen auf.
»Der Drow hat Grauls Kämpfer getötet«, sagte der Orkhäuptling erbost. All die Orks, die sich hier versammelt hatten, stampften jetzt auf, spuckten und verfluchten den Dunkelelf.
»Warum lebt der Drow dann noch?« fragte Roddy unverblümt. Die Augen des Kopfgeldjägers wurden schmal, als ihm der Verdacht kam, daß Graul seinen Aufenthaltsort nicht kannte. Vielleicht hatte er ja doch noch etwas in der Hand, was sich in bare Münze umwandeln ließ.
»Meine Späher können ihn nicht finden«, brüllte Graul, und das war die volle Wahrheit. Aber die Enttäuschung, die der Orkkönig zeigte, war wahrlich erlesenste Schauspielkunst. Graul wußte, wo Drizzt steckte, auch wenn seine Späher noch im dunkeln tappten.
»Ich habe ihn gefunden!« rief Roddy, und die Orks sprangen in die Luft und stießen Begeisterungsrufe aus. In ihren Augen glomm ein hungriges Feuer. Graul hob den Arm hoch, um sie zum Schweigen zu bringen. Jetzt hatten sie den kritischen Punkt erreicht, das wußte der Orkkönig. Er blickte in die Runde und suchte den Schamanen des Stammes, ihren geistigen Führer. Der rotgewandete Ork hörte aufmerksam zu, so wie Graul es gehofft hatte.
Auf den Rat des Schamanen hin hatte Graul in all diesen Jahren eine Auseinandersetzung mit Montolio vermieden. Der Schamane dachte, daß der Krüppel, der gar nicht so verkrüppelt war, ein schlechtes Omen war, und aufgrund der Warnungen ihres religiösen Führers ging der Orkstamm jedesmal in Deckung, wenn Montolio in der Nähe war. Aber da sich Montolio mit dem Dunkelelf verbündet hatte und, wenn Grauls Annahme richtig war, ihn bei der Schlacht auf dem Bergkamm unterstützt hatte, hatte er sich in etwas eingemischt, das ihn nichts anging. Er war, ebenso wie der abtrünnige Drow, in Grauls Herrschaftsbereich eingedrungen. Der Orkkönig, der jetzt davon überzeugt war, daß der Dunkelelf tatsächlich ein Abtrünniger war - denn in der Gegend waren keine anderen Dunkelelfen aufgetaucht-, wartete nur auf einen Vorwand, die seine Untergebenen zu einem Anschlag auf das Wäldchen veranlassen konnte. Roddy, so hatte man Graul informiert, konnte möglicherweise diese Entschuldigung liefern.
»Sprecht!« brüllte Graul Roddy ins Gesicht, um jede weitere Nachfrage nach Bezahlung abzuschmettern.
»Der Drow ist bei dem Waldläufer«, erwiderte Roddy. »Er sitzt im Wäldchen des blinden Mannes!« Wenn Roddy erwartet hatte, daß sein Bericht die Orks wieder zum Fluchen, Spucken und Herumspringen anfeuerte, so wurde er enttäuscht. Als er den blinden Waldläufer erwähnte, wurde die ganze Versammlung mucksmäuschenstill, und die bürgerlichen Orks blickten von dem Schamanen zu Graul und dann wieder zu ihrem geistigen Führer, der sie leiten sollte.
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem Roddy seine Lügengeschichte auftischte, ganz wie Graul vorausberechnet hatte.
»Ihr müßt losziehen und sie euch schnappen!« schrie Roddy. »Sie sind nicht...«
Wieder hob
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