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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Säuglingstücher. Und Tengels Hochzeitsgeschenk. »Du hängst dein Herz an unnütze Sachen, die einen persönlichen Wert für dich haben, Silje, und dafür liebe ich dich. Aber das Fenster hast du vergessen.«
    »Das können wir doch jetzt nicht mitnehmen!«
    »Das müssen wir mitnehmen«, sagte Tengel und stürzte ins Haus zurück. »Setz die Kinder auf das Pferd!«
    Silje hob die beiden Jüngsten auf den Pferderücken. Sie war gewiß nicht die einzige, die ihr Herz an unnütze Dinge hängte, dachte sie. Wie in aller Welt hatte er sich vorgestellt, wie er das Fenster mitschleppen wollte?
    »Sol! Sol, wo bleibst du? Um Gottes Willen, jetzt komm!«
    Sol kam aus der Scheune. »Ich finde die Katze nicht«, weinte sie, gerade als Tengel mit dem Fenster gelaufen kam.
    »Die Katze? Die hat vorhin hinter dem Vorratshaus Mäuse gejagt«, sagte er und band das Fenster oben auf dem Gepäck fest.
    Sol rannte los, und als sich das Pferd in Bewegung setzte, kam sie zurück, den Sack stolz vor sich her tragend.
    Oben aus der Öffnung ragte ein rabenschwarzer Schwanz, der wütend hin und her peitschte. Wie taktlos die Menschen nur waren, störten sie mitten bei der Mäusejagd!
    »Na, Gott sei Dank«, sagte Silje erleichtert.
    So verließen sie den Hof und wurden bald vom Birkenwald verschluckt.
    »Wir haben nicht genug Essen mitnehmen können«, sagte sie bekümmert zu Tengel. »Grimar hat alle Multebeeren aufgegessen, und fast die ganzen anderen Vorräte auch, und ich wollte morgen neues Brot backen.«
    »Dann geht es eben nicht anders. Etwas haben wir doch sicher?«
    »Ja, schon. Aber es wird nicht lange reichen.«
    Der Rauch lag jetzt dick über dem Tal des Eisvolks.
    Hinter ihnen prasselte und donnerte es von den lodernden Bränden auf mehreren Höfen, und schrille Angstschreie waren zu hören.
    Silje spürte Übelkeit vor Mitleid und Furcht. Sie mußte laufen, um mit Tengel mitzuhalten, der das Pferd antrieb und allzu große Schritte für sie machte. Die drei Kinder klammerten sich am Pferderücken fest. In ihrem Hals brannte und schmerzte es, und sie hatte schwer zu tragen.
    Es waren Sachen, die auf dem Pferd keinen Platz mehr gefunden hatten.
    Und was sie alles hatten zurücklassen müssen!
    Sie wollte rufen, daß sie warten sollten, daß sie nicht mehr konnte. Sie hatte schließlich an noch ein Kind zu denken. Aber sie schwieg. Sie wußte, daß jede Sekunde kostbar war.
    Sie konnte sich keine schlimmere Situation vorstellen als diese, so über schweren, tiefen Boden zu laufen und zu wissen, daß ihnen der Tod auf den Fersen war. In Panik davonrennen zu wollen, um ein Entkommen zu versuchen - und es nicht zu können.
    Endlich hielt Tengel an und wartete. Er hatte wohl gemerkt, wie weit sie hinter ihnen zurückgeblieben war.
    Gerade an der Stelle öffnete sich der Wald, und Silje drehte sich keuchend um. Die Beine versagten ihr fast den Dienst.
    Jetzt brannten alle Höfe. Auch der Häuptlingshof mit all dem schönen Schnitzwerk.
    Und… und ihrer. Tengels Elternhaus.
    »Oh Tengel!« wimmerte sie.
    »Wir müssen weiter!« sagte er. »Schnell!«
    »Glaubst du, sie sind hinter uns?«
    »Noch nicht. Aber man kann nie wissen. Komm!«
    Das war keine lange Verschnaufpause für sie gewesen. Er hatte nur gewartet, bis sie ihn eingeholt hatte, und war dann sofort weitergegangen. Also hatte er sich ausruhen können, nicht sie.
    Der Marsch bergauf wurde zum Albtraum. Hin und wieder konnte sie in der Dämmerung einen kurzen Blick auf die Siedlung werfen. Und dann entdeckte sie etwas, das ihr die Haare im Nacken sträubte.
    »Tengel!« rief sie. »Schau!«
    Er blieb stehen und fluchte lautlos mit zusammengebissenen Zähnen. Von ihrem Hof her kamen drei Jungen aus der Siedlung bergauf in ihre Richtung gelaufen, mit einem Haufen Schergen hinter sich.
    »Die armen Buben«, jammerte Silje. »Aber sie lenken die Aufmerksamkeit hierher. Wir werden es nicht schaffen!«
    Stolpernd lief sie auf Tengel und das Pferd zu.
    »Nein, seht nicht hin, Kinder!« befahl er, nahm Silje an die Hand und trieb das Pferd weiter.
    Ein herzzerreißender Schrei gellte zu ihnen hinauf. Silje wollte nicht zurücksehen, aber sie wußte, daß die Flucht der Jungen beendet war.
    Tengel warf einen Blick zurück. »Die Schergen stehen noch dort und beraten sich. Wir müssen ganz still sein, denn hier sind wir vor ihren Blicken verborgen.«
    Es war fast unerträglich, nur ganz ruhig dazustehen, ohne davonlaufen zu dürfen, obwohl der Abstand beruhigend war. Silje sah

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