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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Es ist aus Silber, und sein Inhalt wird dich gegen alles Böse beschützen.!«
    Der Bursche nahm dankbar das Amulett und das Geldstück in Empfang und gelobte hoch und heilig, den Brief sofort zu überbringen.
    Herr Johan seufzte müde und lenkte seine Schritte aus der Stadt hinaus. Den Korb voller Essen und Kleidung gab er einem armen Bettler am Wegesrand. Er verließ den Weg und wandte sich in Richtung Fjord.
    Dort angekommen, erklomm er einen hohen, schroffen Felsen und blickte über das Wasser. Tief unter ihm brachen sich die Wogen an den Klippen. Dieser Sog!
    Johan schickte ein Gebet zu Gott, er möge ihm gnädig sein in seiner grausamen Not.
    Dann sprang er.
    Es ging schnell, er spürte nicht viel.
    Der junge Klaus lag auf den Knien auf dem Heuboden des Lehnsherrn, und auch er betete zu Gott. Er betete und betete - mit innigen Worten. »Gott, du Allmächtiger, hilf mir, hilf mir, sie kommen und holen mich, sie wird es verraten, ich bin sicher, dass sie es jemandem erzählen wird, und dann werden sie kommen und mich holen.
    Zeig mir einen Ort, wo ich mich verbergen kann, gütiger Gott, denn ich wollte ihr doch nichts tun, ich hätte sie lieber sofort umbringen sollen, sie erwürgen sollen…
    Nein, o Gott, das habe ich nicht so gemeint, ich kann niemanden töten, das weißt du, Herr im Himmel, nicht einmal eine Fliege. Ich flehe dich an, hilf mir, gib mir ein Zeichen, was ich tun soll. Mein Leben ist zerstört, ich werde nie wieder froh!«
    Jemand rief nach ihm, und er fuhr mit einem Schrei hoch.
    »Jetzt sind sie da, um mich zu holen, wo soll ich mich nur verstecken? Ein Seil, ich werde ein Seil um den Balken dort binden, und dann hänge ich mich auf…«
    »He, hast du der Stute mehr Heu gegeben?« rief jemand unter ihm.
    Klaus atmete erleichtert auf, seine Schultern sanken herab.
    Gerettet - dieses Mal noch. Aber beim nächsten Mal?
    Oder das Mal darauf? Oder das darauf?
    Ein Leben in Furcht…
    Sol tanzte.
    Sie war um Mitternacht wach geworden und hatte den Mond leuchten sehen wie kaltes Gold.
    Sie schlich sich aus dem Bett, das sie mit Liv teilte, und ging hinaus auf die Wiese. In ihrem weißen Nachtgewand, mit ihrem offenen Haar, das ihr den Rücken hinab flutete, sah sie aus wie eine Elfe, die über den Blumen tanzte.
    Aber nicht das Mondlicht selbst schlug sie in seinen Bann, sondern die Schatten, die es hervorrief. Das war ihre Welt - all das Aufregende, dass sich des Nachts in der Tiefe des Waldes verbarg, all die wunderbaren, grotesken Wesen, die sich vielleicht zeigen würden, wenn sie sie rief.
    Aber das würde sie nicht tun. Noch nicht, noch viele Jahre nicht. Sie hatte es versprochen.
    Sie hielt inne und streckte die Arme empor zu dem blauweißen Licht.
    »Vergib mir, Hanna! Du weißt, dass es nur für begrenzte Zeit ist. Einige kurze Jahre. Und dann - wenn ich erwachsen bin - werde ich dir und unserem Meister dienen. Ich werde großartig in unserer Kunst sein, Hanna. Und dann werde ich Ihm begegnen. So wie du es getan hast. Auf deinen wilden Reisen durch die Luft zu Seinem Gebirge. Zu den großen Sabbats.«
    »Was ich mit Herrn Johan tat, das zählt nicht«, flüsterte sie hinauf zum kalten Mond. »Du musst wissen, dass ich Silje und Tengel gehört habe, wie sie sich über ein Ereignis unterhielten, das stattfand, als ich noch ganz klein war. Als ich mit meinem Blick und meinem Willen einen bösen Jungen dazu gebracht habe, dass er sich mit dem Messer schnitt. Es hat mich überhaupt nicht überrascht, ich wusste, dass ich zu so etwas in der Lage sein würde. Und dann habe ich es an Herrn Johan ausprobiert. Habe ihm meinen Willen aufgezwungen, habe ihm das Gefühl gegeben, unglücklich zu sein, habe ihn in seiner Todessehnsucht ertrinken lassen. Nicht, dass ich glaubte, es sei notwendig, aber er war bereit, er war reif für die Reue und die Seelenqualen, die er empfand.
    Aber es war sicher nicht verkehrt, ihm einen Stoß zu geben. Ich habe doch nichts Falsches getan, Hanna? Ich habe kein Pulver verwendet, keine Dornen. Nur ein kleines Gefühl gesät, dass er auf der Welt unerwünscht war. Verstehst du?«
    In Ekstase tanzte sie weiter, drehte sich und drehte sich, immer schneller, immer schneller. Es war, als schwebte sie über den schlafenden, taufrischen Blumen.
    »Das Leben ist so schön«, flüsterte sie. »Nur eine kleine Weile noch. Nur eine kleine Weile noch warten!«

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