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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Paladins hochgewachsene Gestalt, und empfand eine ungeheure Freude über dieses Wiedersehen. In diesem Moment hatte sie sein fatales Geheimnis vollkommen vergessen, sie sah nur einen lieben Freund, stattlich und übergroß oben auf dem Pferderücken. Im schimmernden Harnisch und schwarzem Umhängemantel, mit ausladendem, federgeschmücktem Hut und hohen Stulpenstiefeln.
    »Alexander!« lachte sie über das ganze Gesicht. Er beugte sich hinunter und ergriff ihre ausgestreckten Hände. »Kommst du soeben aus Norwegen?« »Ja. Das Schiff hatte Verspätung, und niemand hat mich abgeholt.«
    Er murmelte etwas von gedankenlosen Höflingen. »Ich wußte von nichts«, sagte er. »Und außerdem haben wir hier eine Musterung.«
    Alexander wandte sich zu seinem wartenden Kameraden und übertrug diesem das Kommando. Er müsse die Baronesse Meiden sicher ins Schloß geleiten, sagte er. Dann stieg er ab und übergab sein Pferd dem erstbesten Mann.
    »Wie schön, dich wiederzusehen, Cecilie«, sagte er freundlich, während sie auf das Schloßtor zugingen. »Kopenhagen war leer ohne dich. Wie ist es dir ergangen?«
    »Ach, es war herrlich, wieder für eine Weile zu Hause sein zu dürfen,. Alexander!«
    Sie erging sich in einer lebhaften Beschreibung über das Leben auf Grästensholm.
    Alexander von Paladin legte ihr den Arm um die Schulter. »Schön, dich so munter zu sehen, meine liebe Freundin.« Erst da kam ihr das Entsetzliche wieder in Erinnerung. Seine überwältigende Männlichkeit war nicht für sie gedacht. Unbewußt zog sie sich etwas zurück, und er ließ sie sogleich los. Schweigend schritten sie an der Wache vorüber in den rechten Flügel des Schlosses.
    Als sie die Tür zu ihrem Zimmer erreicht hatten, blieb er stehen und sagte leise: »Ich sehe, daß du es weißt?« Cecilie nickte. Im Schein der Wandleuchter sahen seine Augen schwarz und unendlich traurig aus. »Wer hat dir die Wahrheit erzählt?«
    »Mein Vetter Tarjei. Der Heilkundige, von dem ich berichtet habe.«
    »Natürlich. Und …wie hast du es aufgenommen?« Ihr fiel es sehr schwer, darüber zu sprechen, sie wollte am liebsten in ihr Zimmer eilen und die Tür hinter sich schließen, aber eine solche Behandlung hatte er nicht verdient.
    »Ich konnte es zunächst nicht verstehen. Deine …Situation, meine ich. Nie zuvor hatte ich von dergleichen gehört. Ich begriff nichts. Dann war ich …aufgeregt und…« Sie verstummte. »Und?« fragte er leise und aufmunternd. »Und traurig«, flüsterte sie.
    Lang stand Alexander stumm da. Cecilie sah zu Boden. Ihr Herz pochte.
    »Aber eben, als wir uns dort draußen begegnet sind«, sagte er leise. »Da sahst du froh aus? Froh, mich zu sehen?« »Ich war froh. Ich hatte es vergessen.« »Und jetzt?« »Wie meinst du das?«
    »Ich möchte auf keinen Fall deine Freundschaft verlieren, Cecilie.«
    Konnte sie eine solche Freundschaft ertragen? War sie stark genug, ihr Mißfallen zu verbergen? Wäre es nicht erniedrigend für ihn, wenn er ihre Verachtung, ihre stummen Vorwürfe spüren würde?
    Mit einem Mal erinnerte sie sich ihrer Geschichte mit Herrn Martinus, und Scham wogte in ihr auf. Was hatte sie für ein Recht, hochmütig zu sein?
    »Meine Freundschaft ist dir sicher, Alexander«, antwortete sie mit belegter Stimme. »Das weißt du.« »Danke, Cecilie.«
    Sie lächelte und legte die Hand auf die Türklinke. Rasch begriff er den Wink und küßte ihr zur guten Nacht die Hand. »Wann verläßt du die Stadt?« fragte er. »Um ins Kloster Dalum zu fahren?«
    »Nein, nein, die Kinder des Königs sind auf Frederiksborg. Auf Besuch.«
    »Ach, sind sie das? Ich weiß es nicht. Ich muß morgen nachfragen.«
    »Tu das! Ich möchte gern Bescheid wissen. Gute Nacht, meine Freundin!«
    Cecilie folgte seiner großen, stolzen Gestalt mit Blicken, als er den Korridor entlang schritt. Wie ein Gralsritter bewegte er sich - auch die Gralsritter wurden Paladine genannt, und er machte seinem Namen alle Ehre. Wenn doch nur nicht ein häßlicher, unfaßbarer Makel das makellose Bild des Ritters getrübt hätte!
    Erst in ihrem Zimmer fiel ihr ein, daß sie nicht gefragt hatte, was es mit der Musterung von Soldaten vor dem Schloß auf sich hatte.
    Bereits am nächsten Tag kam ihr das Gerücht zu Ohren. Alexander säße nicht mehr fest im Sattel, und allein seine hervorragenden Eigenschaften als Offizier und die Gunst des Königs hatten ihn vor der tiefsten Schmach bewahrt. Es handelte sich um ein Gerichtsverfahren, sie konnte nicht

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