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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Enttäuschung brannte in Cecilie. »Wann kommt er zurück?« »Das hat er nicht gesagt. Er wußte es selbst noch nicht, glaube ich.« »Und wohin ist er gereist?« »Auch das hat er nicht erwähnt.« »Danke, Wilhelmsen!«
    Dann habe ich ihn also verloren, dachte sie in unerträglichem Schmerz. Ein Traum ist zerbrochen. Das Letzte war zu viel für ihn.

13. KAPITEL
    Nicht ein einziges Lebenszeichen von Alexander… Aber Cecilie bekam einen Brief von zu Hause. Von ihrer Mutter. Es war ein langer Brief, Liv hatte soviel zu erzählen.
    Grästensholm im April A. D. 1627 Liebste Cecilie! Hier ereignen sich Dinge, die wirst Du kaum glauben! Ares jüngster Sohn, Brand, hat wirklich etwas angestellt! Er hat die Tochter vom Großbauern Niklas Niklassohn auf Hogtun ins Unglück gestürzt. Stell Dir vor, Brand, der noch keine achtzehn Jahre alt ist. Meta hat sich eingeschlossen und weigert sich vor Scham, mit jemandem zu sprechen. Sie zählt schließlich zu den vornehmsten Bäuerinnen der Gegend, und nun mußte ihr Sohn ihnen soviel Schande bereiten! Are nimmt es gelassener hin, er hat Bier und Branntwein für die Hochzeit angesetzt, die zum Walpurgistag festgesetzt ist, denn es eilt, wie Du verstehen wirst. Ihr müßt zur Hochzeit kommen, Ihr müßt, und Tarjei ist zu Hause, dann könnt Ihr ihn auch einmal wiedersehen. Es ist ein großer Trost für Are und Meta, daß er in ihrer Nähe ist, er strahlt so viel Ruhe und Sicherheit aus, findest Du nicht auch? Dein lieber Mann hat sich von dem Unglück erholt, Gott sei gelobt dafür! Die Wege des Herrn sind sicherlich weise. Und er ist ja auch noch nie hier gewesen. Deinen Mann meine ich selbstverständlich.
    Cecilie zerknüllte das Taschentuch in ihrer Hand. Alexander und kommen? Sie wußte ja noch nicht einmal, wo er steckte!
    Der Brief fuhr fort:
»Ich weiß nicht, wie es dazu kam, denn Brand hat sich nie Zeit genommen, um nach den Mädchen zu schauen, aber ich glaube, es war Stallknecht Jesper, der ihn ins Verderben gezogen hat. Der Junge stellt das ganze Jahr über den
    Mädchen nach. Sie wollten bestimmt zum Fensterln nach Hogtun gehen, und dann war es wohl für Brand zu viel, so wenig wie er an Mädchen gewöhnt war.
    Ich weiß auch nicht, ob sich das junge Paar zugetan ist, und das Ganze ist so betrüblich, und der Großbauer tobt vor Wut! Aber seine Frau ist wohl zufrieden. Zu schlechteren Gutshöfen als Lindenallee hätte ihre Tochter kommen können. Sie ist nur so jung. Siebzehn Jahre alt. Matilda heißt sie, Du bist ihr sicher vor einigen Jahren schon begegnet.
    Morgen werde ich nach Oslo fahren, um nach Stoff für ein Hochzeitsgeschenk zu suchen, das ich ihnen nähen will. Ach nein, Oslo heißt doch jetzt Christiania, das tut es schon seit drei Jahren, aber ich werde mir das wohl nie merken können! Mir ist übrigens eine Anekdote über unseren verehrten Landesvater, König Christian IV, dem Du bisweilen begegnest, zu Ohren gekommen. Er soll die Silberstadt Kongsberg gegründet haben, auch vor drei Jahren, weißt Du. Damals war er so betrunken, daß er, als er zeigen wollte, wo die Stadt liegen soll, direkt in die falsche Richtung gezeigt hat. Deshalb liegt Kongsberg, das an einem Ort liegen sollte, der Saggrunden heißt, nun beim Numedalslägen.
    Ich weiß nicht, ob die Geschichte wahr ist, aber vergnüglich ist sie. Dennoch ist es gut, daß Mutter Silje sie nicht gehört hat, denn sie war ja so schrecklich von unserer königlichen Familie angetan. Ach, wie vermisse ich sie und Vater! Es ist so schwer, glaube mir, die älteste und würdigste Generation in der Familie zu sein. Ich fühle mich nicht im mindesten alt, kann nicht begreifen, daß ich es dennoch bin. Obwohl ich zwei liebe Enkel habe, Kolgrim und Mattias.
    Nein, ich werde nicht von den Enkeln erzählen, da Du dein heißersehntes Kind verloren hast. Wie steht es…? Nein, ich will nicht neugierig sein, aber es ist doch mittlerweile zwei Jahre her,
    weißt Du, und da wird eine Mutter langsam etwas ungeduldig, wieder Großmutter zu werden. Verzeih mir Cecilie, wenn ich mich in Angelegenheiten einmische, die Dich schmerzlich berühren!
Meine liebe, taktvolle Mutter! Zwei Jahre lang hat sie kein Wort verloren! Sie kann schließlich nicht wissen…
Ich habe gestern mit Are gesprochen. Er macht sich um Tarjei Sorgen. Der Junge muß im Krieg Schreckliches durchgemacht haben. Manchmal hat er Albträume. Er ruft und schreit, es scheint, als träume er davon, daß der Leichenfresser kommt, um seinen toten Bruder Trond

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