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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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zu holen. Oder dergleichen, ich habe es nicht recht verstanden, in Ares Erzählung klingt es, als glaube Tarjei, Trond sei der Leichenfresser. Es ist so tragisch! Die armen Jungen, die Gewalt und Tod in so jungen Jahren erleben mußten! Dein Vater hat Deinen Alexander so gern. Und ich auch. Wir freuen uns, ihn hier auf Grästensholm begrüßen zu können. Versprich mir, daß Ihr kommt Cecilie! Ihr beide! Deine Dich liebende Mutter.
    Ein Anflug von Heimweh ergriff Cecilie. Jetzt schien alles so hoffnungslos.
    Alexander kam nicht zurück. Cecilie lag die Nächte hindurch wach, schwankend zwischen Sehnsucht, Sorge, Wut und Enttäuschung - er hätte ihr doch wenigstens sagen können, wohin er wollte.
    Dann erhielt sie endlich ein Lebenszeichen von ihm. Einen Brief. Da war er schon seit vierzehn Tagen fort, und sie hatte beschlossen, die Sorge über die Schmach siegen zu lassen und bei Freunden und Bekannten nach ihm zu fragen.
    Zu ihrer Überraschung datierte der Brief vom Tag nach seinem Verschwinden. Dann hatte er sich ihr doch mitteilen wollen! Doch die Briefbeförderung war äußerst unzuverlässig, so daß der Brief irgendwo unterwegs liegen geblieben sein mußte.
    Sie lechzte danach, ihn zu öffnen, wobei sie sich zugleich davor scheute, aus Angst vor dem möglichen Inhalt. Mit einem Herz, das ihr bis zum Hals schlug, begann sie zu lesen.
Mein liebstes kleines Mädchen!
    Was soll ich sagen, was soll ich schreiben, das dem Chaos Ausdruck verleihen könnte, das in mir wütet?
    Zuerst hab Dank für die Nacht! Und vergib mir die übereilte Flucht, ich konnte nicht anders.
    Verstehst Du, daß das Geschehene eine genauso große Revolution

für mich war wie damals, als ich herausfand, daß ich nicht wie die

anderen war?

Doch, das konnte sie verstehen.
    Ich hatte selbst keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist, Cecilie, habe nicht gewußt, daß ich einen Akt mit einer Frau ausführen könnte. Und ich glaube, es wäre mit keiner anderen als mit Dir gegangen. Denn Du bedeutest etwas ganz besonderes für mich, das weißt Du gewiß?
    Beim Lesen dieser Worte lächelte Cecilie unbewußt in stillem Glück.
    Ich war von dem Erlebnis so überwältigt, daß ich mit mir erst einmal ins Reine kommen mußte. Ich glaube nicht, daß ich zu den Menschen gehöre, die sich frei zwischen beiden Geschlechtern bewegen. Aber im Moment hänge ich wie freischwebend in der Luft, und ich spüre, daß ich die Seite wählen muß. Verstehst du mich? Deshalb reise ich jetzt bei meinen alten Freunden herum, um herauszufinden, was ich für sie empfinde. Hans Barth sitzt im Gefängnis, und es ekelt mich bloß, so daß ich ihn auslasse. Aber ich will meinen Freund Germund wiedersehen. Ihn, der nichts von
    meinen Träumen wußte. Dann werde ich einen Freund besuchen, der beim Ball auf Fredriksborg den Kontakt zu mir gesucht hat. Und noch einige andere, die ich kenne und in irgendeiner Weise angenehm finde. Glaub mir. Mehr als Gespräche und freundschaftliches Beisammensein, habe ich nicht mit ihnen im Sinn. Meine Gefühle sind es, über die ich mir klar werden muß. Ich muß es wissen!
    Versuch, mit mir Geduld zu haben, Liebste! Es ist so schwer und so empfindlich, daß ich das Gefühl habe, als balanciere ich auf einem Bindfaden über einen Abgrund. Du darfst nicht vergessen, daß es noch nicht lange her ist, daß ich hätte schwören können, daß ich nie jemals etwas für eine Frau empfinden könnte! Sei nicht traurig, Cecilie! Wenn Du auf Gabrielshus warten würdest, bis ich zurückkomme - um dann womöglich eine Niederlage zu ertragen - wäre ich Dir ewig dankbar.
    Ich wußte einfach nicht, daß es so himmlisch schön in den Armen einer Frau ist! Oder besser gesagt: in Deinen Armen! Aber vielleicht war es gerade das, was ich unterbewußt herbeigesehnt habe, als ich Dich bat, Dir helfen zu dürfen. Ich weiß es nicht, deshalb muß ich es jetzt herausfinden.
    Dein problematischer, aber Dich liebender Mann Alexander.
Cecilie blieb sitzen, vollkommen entspannt mit dem Brief auf dem Schoß.
    Dann hatte er sie also doch beruhigen wollen, mit einem Brief schon am Tag danach. Es war nicht seine Schuld, daß sie vierzehn Tage lang alle Qualen der Hölle durchlitten hatte!
    Aber ob der Inhalt des Briefes sie beruhigt hatte, war zweifelhaft, sehr zweifelhaft!
    Er kam bereits am nächsten Tag. Cecilie sah ihn vom Pferd steigen und ging auf die Treppe hinaus. Ein scharfer Frühlingswind fegte über den Hof.
    Alexander kam zu ihr herauf und versuchte dabei, ihr

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